Jede Dekade neu
70 Jahre Hotel in Familienbesitz. Elisabeth Gürtler-Mauthner, bekannteste Hotelière im Land, weiß, dass ihr Haus vor allem eines braucht: permanente Weiterentwicklung. Weshalb sie laufend umbaut, neu baut, investiert. Dafür hat sie sich einen der besten Hoteldesigner geholt: den Franzosen Pierre Yves Rochon. VON SANDRA BAIERL
Das erste Hallenbad in einem Hotel in Tirol – eine Sensation. Elisabeth Gürtler-Mauthner kramt in Erinnerungen an die Zeit, als ihr Vater das Haus übernommen hat. „Das Hallenbad war nicht an das Haupthaus angeschlossen, die Gäste mussten damals durch den Schnee stapfen, um ins Schwimmbad zu gelangen.“Die Gäste – das waren Anfang der 1950er-Jahre betuchte Geschäftsmänner, Industrielle und der Jet Set aus Zürich, München, Wien und Salzburg. Sie kamen ins Astoria nach Seefeld, um den Luxus zu genießen. Beim Fünf-Uhr-Tee wurden die Damen in den elegantesten Pelzen gesehen, die Herren genossen ihre Zigarren. Der Zeitgeist der 1950er wurde exzessiv gelebt.
Britannia wird Astoria Das Haus, zuerst Pension, dann Hotel, dann Luxushotel, war schon immer ein besonderer Ort. Alpiner Zeitgeist prägt das heutige Astoria seit seiner Gründung. In den 1950ern, kurz nachdem aus dem Britannia das Hotel Astoria wurde, war es der Inbegriff der alpinen Mondänität. Fritz Mauthner, erfolgreicher Kaufmann und Vater von Elisabeth Gürtler-Mauthner, baute das Hotel zu einem der modernsten in ganz Tirol um. Die GiebelSilhouette des Hauses in Form eines „M“wurde ikonisch zum Markenzeichen und steht für den Namen Mauthner. Heute ist das Hotel erstmals unter der operativen Führung eines Mitglieds
der Eigentümerfamilie: Elisabeth Gürtler leitet seit 2015 das Haus (siehe unten). „Modernität war schon immer das Kriterium, warum man ins Astoria gekommen ist“, erzählt Gürtler. Um ihre Aussage gleich nachzuschärfen: „Man darf bei der Modernität aber nicht übertreiben. Kein Gast will überfordert sein mit technischen Neuerungen eines Hotelzimmers, will Lichtschalter einfach bedienen, statt auf komplizierten Schalttafeln nach der Klimaanlagen-Tem- peratur zu suchen.“Sie wäre deshalb beim letzten Umbau zurückhaltend gewesen mit technischem Firlefanz. Nicht aber mit opulenter Dekoration und schönen Materialien: Marmorbäder, Eichenholz, hochwertige Stoffe. Die Gäs- te müssen sich wohlfühlen, einzig darum würde es gehen. Immer wieder neue Umbauten und Erweiterungen ziehen sich durch die Geschichte des Hauses. „So ein Haus darf nie stehen bleiben“, weiß Gürtler. Man müsse es vielmehr permanent weiterentwickeln, sonst hätte man auf dem Markt keine Chance und sei schnell weg von den fünf Sternen. „Das Astoria ist heute ein 330 Meter langer Komplex mit Häusern, die sich aneinanderreihen. Langgestreckt thront das Hotel auf dem Seefelder Hochplateau“, sagt Hoteldirektor Dietmar Wernitznig. Ein 2000 Quadratmeter großer Spa-Bereich, Pools und ein Schwimmteich kamen hinzu. Zimmer und Suiten wurden auf höchstes Niveau gebracht. Handschrift vom Stararchitekten Der typische Astoria-Stil: authentischer Alpin-Chic, viel schweres Holz, grauer Stein, die Farben rot, grün und lila (je nach Stockwerk). Pierre Yves Rochon, französischer Interior-Designer, hat beim letzten, kostspieligen Umbau seine Handschrift hinterlassen. Der Star-Architekt ist auf die Gestaltung von Luxushotels spezialisiert. Sein Design: luxuriös und detailgenau. Er verbindet historische Elemente und lokale Traditionen mit zeitgenössischen Akzenten und hat eine Vorliebe für historische Gestaltungen. Seine Werkliste ist beachtlich: die Four Seasons in Paris, London, Washington D. C., Prag und Genf, Sofitel in Buenos Aires, Chicago, Kairo, London, The Peninsula Shanghai, The Savoy Hotel London, das Hotel Sa-