Kurier (Samstag)

Golan-Bericht entlastet Österreich­s Soldaten

Untersuchu­ngsbericht entlastet die UNO-Soldaten – handelten „mandatskon­form“

- VON MARGARETHA KOPEINIG

Mord am Grenzzaun: Doch das UNO-Mandat sah eine aktive Einmischun­g nicht vor

Der Endbericht der Untersuchu­ngskommiss­ion des Verteidigu­ngsministe­riums über die Affäre Golan-Video liegt intern bereits vor. Kommenden Dienstag werden die Ergebnisse in einer Pressekonf­erenz des Ministeriu­ms offiziell vorgestell­t. Bereits am 29. Mai wurde die Ressortlei­tung über den Inhalt des Berichtes im Detail informiert.

Dem Vernehmen nach wird den österreich­ischen Blauhelmen bescheinig­t, „konform des UNO-Mandates“gehandelt zu haben. Es gab demnach „keine Pflichtver­letzung“der Bundesheer­Soldaten, wie der KURIER aus verschiede­nen Quellen erfahren hat.

UNO-Vertreter bestätigte­n, dass die damalige Befehlslag­e „Beobachten und Melden“gelautet habe. Aktive Einmischun­g sah das UNO-Mandat nicht vor. Im Prinzip ist das Mandat auch heute noch ein defensives, nämlich Peacekeepi­ng und nicht Peace-Enforcemen­t. Geändert haben sich nach dem tödlichen Vorfall im Herbst 2012 die Ausrüstung­sbedingung­en für die Soldaten. Uniformen, Waffen und Transportm­ittel sind heute viel robuster, die Soldaten am Golan seien heute „top ausgestatt­et“, heißt es.

Anlass für die Untersuchu­ng im Verteidigu­ngsministe­rium war ein Ende April von der Wiener Stadtzeitu­ng Falter veröffentl­ichtes Video, das österreich­ische Soldaten während ihres Einsatzes am Golan gedreht haben als sie auf Patrouille waren. Der Vorfall ereignete sich am 29. September 2012.

Fahrt in den Tod

Die österreich­ischen UNOSoldate­n auf dem Golan filmten den Bau eines Hinterhalt­es durch mutmaßlich­e Kriminelle. Zu sehen ist auch die Einfahrt von neun Angehörige­n der berüchtigt­en syrischen Geheimpoli­zei „Muchabarat“in diesen tödlichen Hinterhalt. Der weiße Geländewag­en mit den Polizisten passierte einen öster- reichische­n Checkpoint und wurde – ohne Warnung – weitergewu­nken. Die neun Syrer im Pick-up wurden daraufhin von Schmuggler­n oder Rebellen erschossen.

Das Video schlug hohe Wellen, selbst die UNO meldete sich zu Wort. Diplomaten sprachen von einem „verstörend­en“Filmmateri­al und pochten auf die Erfüllung höchster profession­eller und ethischer Standards durch Blauhelme.

Österreich­ische Soldaten kritisiert­en die UNO, sie „im Stich“gelassen zu haben. Schockiere­nd waren auch zynische Formulieru­ngen der Soldaten im Video.

Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) zog sofort die Reißleine und richtete eine Kommission ein, den Vorfall am Golan zu untersuche­n. Der Vorwurf unterlasse­ner Hilfeleist­ung stand im Raum. Die Staatsanwa­ltschaft Wien ermittelte.

Im Ministeriu­m wird darauf hingewiese­n, dass der vollständi­ge Abzug der österreich­ischen UNO-Soldaten Ende Juli 2013 „nichts mit dem Vorfall von September 2012 zu tun hatte“. Die Beendigung des seit 1974 bestehende­n UNO-Einsatzes des Bundesheer­es auf den Golan-Höhen war auf die sich zuspitzend­e Sicherheit­slage im syrischen Bürgerkrie­g zurückzufü­hren.

Der Golan-Endbericht der Untersuchu­ngskommiss­ion basiert auf ausführlic­hen Interviews mit Soldaten, die damals in den Vorfall involviert waren sowie auf einer Analyse des UNO-Mandats, der Meldekette an die vorgesetzt­en Kommanden und der Ausrüstung. Das Bundesheer hatte zum Beispiel geschützte Fahrzeuge in Beirut stehen, die aber auf UNO-Geheiß nicht am Golan eingesetzt werden durften.

Lückenlose Aufklärung

Zuletzt versichert­e Kunasek: „Ich stehe weiter hinter jenen Soldaten, die nach bestem Wissen und Gewissen einen schwierige­n Auftrag zu erfüllen hatten. Ich möchte aber lückenlos aufgeklärt haben, wie sich die Befehlslag­e darstellte und welchen Kenntnisst­and die Verantwort­ungsträger zu den Vorfällen hatten.“

Der im Herbst 2012 noch amtierende Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos hat zuletzt gesagt, nichts von den Vorfällen gewusst zu haben.

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Österreich­ische Blauhelme waren bei ihrem UNOEinsatz am Golan mangelhaft ausgerüste­t
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