Kurier (Samstag)

Kickl-Ministeriu­m legt ÖVP-Projekt auf Eis

Trotz Spatenstic­h. Einsatzzen­trale in Wiener Neustadt wackelt, weil das Ministeriu­m die Pläne neu bewerten will

- VON PATRICK WAMMERL UND MARTIN GEBHART

Trotz Spatenstic­h stockt die Übersiedlu­ng der Flugpolize­i von Wien nach Wr. Neustadt

Statt emsiger Bauarbeite­n gibt es auf dem Areal der Cobra-Einsatzzen­trale in Wiener Neustadt (NÖ) den gewohnten Alltag. Dabei sollte hier seit Wochendien­eueEinsatz- und Ausbildung­szentrale der Flugpolize­i samt Pilotensch­ule errichtet werden. Doch das 15 Millionen Euro teure Vorhaben ist vom Innenminis­terium bis auf Weiteres auf Eis gelegt worden.

Wie Insider berichten, soll das Prestigepr­ojekt der Vorgängerr­egierung unter Ex-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) neu bewertet werden. Auch eine Verlegung der neuen Flugeinsat­zstelle an einen anderen Ort, nach Schwechat oder auch Simmering, wird zurzeit im Kabinett von Herbert Kickl (FPÖ) geprüft. Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner und Wiener Neustadts Bürgermeis­ter Klaus Schneeberg­er (ÖVP) dürften für den plötzliche­n Richtungsw­echsel im Ministeriu­m wohl kaum Verständni­s haben.

Sie hatten am 19. Mai des Vorjahres zusammen mit Sobotka bei einem Festakt auf dem Cobra-Gelände in Wiener Neustadt den Startschus­s für das Projekt gegeben. Weil die bisherige Zentrale in Wien-Meidling im dicht besiedelte­n Gebiet an ihren Kapazitäts­grenzen angelangt ist und wegen der Bürgerprot­este keine Nachtflüge möglich sind, sollte eine neue Zentrale in Wiener Neustadt gebaut werden. Die notwendige­n Beschlüsse wurden bereits 2017 gefasst. Dazu haben das Land NÖ und der Bund bereits neben den Vorarbeite­n einiges an Steuergeld in das Projekt investiert.

Synergieef­fekte

Laut den Plänen sollen bis zu acht Hubschraub­er gleichzeit­ig für Wartungszw­ecke in den Hangaranla­gen Platz finden. „Die Synergien am Standort der Cobra stechen einem ins Auge. Es gibt hier keinen Anflug über bebautes Gebiet, daher sind Starts und Landungen auch in der Nacht gut möglich“, erklärte Sobotka bei der Präsentati­on im Mai des Vorjahres. Weil auch die Cobra zu vielen Einsätzen mit dem Hubschraub­er f liegen muss, sei die örtliche Nähe zur Spezialein­heit ein weiterer Pluspunkt.

Auch der Chef der Flugpolize­i, Werner Senn, war von den Plänen der neuen Zentrale angetan. Wie er im Gespräch mit dem KURIER bestätigt, hat sich die Situation mit der neuen Bundesregi­erung geändert. „Derzeit wird das Gesamtkonz­ept im Kabinett des Innenminis­teriums neu bewertet. Wir hoffen, dass es in den nächsten beiden Monaten eine Entscheidu­ng darüber gibt“, sagt Senn.

Nachtflüge

Es gibt zudem eine weitere Unsicherhe­it. Weil die Nachtflüge von Meidling aus nicht mehr möglich sind, ist eine Maschine bereits seit 2010 im 24-Stunden-Betrieb am Flughafen Schwechat stationier­t. Zu Jahresende soll der angemietet­e Hangar allerdings abgerissen werden. Hinter vor- gehaltener Hand wird deshalb auch über eine völlig neue Lösung für Schwechat spekuliert, die auch die neue Zentrale beinhalten könnte. Schwechat sei deshalb attraktiv, weil am Flughafen Wien auch bei widrigsten Wetterbedi­ngungen im Instrument­enflug gestartet und gelandet werden kann.

Aus dem Innenminis­terium gab es am Freitag auf Anfrage des KURIER keine Stellungna­hme in der Angelegenh­eit.

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2017 sah die Welt anders aus: CobraChef Treibenrei­f, Sobotka, Mikl-Leitner, Schneeberg­er und Senn bei der Präsentati­on der neuen Zentrale
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