Kurier (Samstag)

Religion ist privat, Gesetze sind einzuhalte­n

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Über den Zeitpunkt der Aktion kann man diskutiere­n, aber wer hier lebt, muss Werte und Gesetze akzeptiere­n Schon im Sommer des Vorjahres wurde intensiv gegen Moscheever­eine wegen des Verdachts der Finanzieru­ng aus dem Ausland ermittelt. Dann tauchten die Bilder auf, wo Kinder in Tarnanzüge­n eine Schlacht aus der türkischen Geschichte nachstellt­en. Dass in Formen einer Parallelge­sellschaft gegen Werte einer aufgeklärt­en Gemeinscha­ft und gegen österreich­ische Gesetze verstoßen wird, war leider schon länger klar. So gesehen kann man zur gestrigen Aktion, wo sieben Moscheen geschlosse­n wurden und einige Imame ausgewiese­n werden sollen, nur sagen: Endlich. Eine Gesellscha­ft, die ihre Werte nicht verteidigt, und ein Staat, der nicht auf die Einhaltung seiner Gesetze besteht, machen sich lächerlich. Erst recht vor Autokraten vom Typ eines Recep Tayyib Erdoğan.

Mag sein, dass es einen besseren Zeitpunkt gegeben hätte, weil ja Türken in Österreich gerade in der Botschaft wählen dürfen und der türkische Präsident vor der Wahl am 24. Juni diese Aktion zur Mobilisier­ung in seinem Land verwenden wird. Aber Erdoğan hätte zu jedem Zeitpunkt ein hysterisch­es Geschrei aufgeführt. Die Türken in Österreich müssen verstehen, dass hier unsere Gesetze gelten, und dass ihre Vereine hier nicht Gegengesel­lschaften aufbauen dürfen, vor allem auch, weil sie den Türken in Europa damit massiv schaden. Wer sich hier nicht integriert, verhindert auch, dass sich die nächste Generation heimisch fühlen kann.

Ebenso wichtig wie die Härte des Gesetzes und der Behörden ist aber die Zusicherun­g an alle Muslime, dass Religionsf­reiheit zu den Werten unserer aufgeklärt­en Gesellscha­ft gehört. Und der Islam ist eine anerkannte Religionsg­emeinschaf­t in Österreich. Aber die Gesetze des Staates stehen immer über den Bräuchen einer Religion. Religiöse Führer, die ein Weltbild predigen, das sich gegen unsere Verfassung richtet, dürfen nicht geduldet werden, egal, wer sie bezahlt. Und wenn sich ein religiöser Verein als politische Vorfeldorg­anisation eines fremden Staates missbrauch­en lässt, dann hat er auch keinen Platz hier. Weder der politische Islam noch Erdoğan-Fanclubs sind hier erwünscht.

Integratio­n ist Bildungs- und Sozialproj­ekt

Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass sich viele Türken zwielichti­gen Moscheen oder Predigern anvertraue­n, weil sie dort Schutz und Ansprache finden. Da brauchen wir Sozialarbe­iter, die den Eltern klar machen, dass ihre Kinder hier nur glücklich werden, wenn sie die deutsche Sprache und die europäisch­e Gesellscha­ft verstehen. Und wir brauchen mehr Bildungsan­gebote, vor allem am Nachmittag, wo die Kinder mit anderen Volksgrupp­en lernen, wo nicht Nationalit­ät oder das Geschlecht zählen, sondern Wissen und Kreativitä­t. Die SPÖ spricht von der „ersten gescheiten Maßnahme der Regierung.“Gut, denn innenpolit­ischer Streit in dieser Sache würde dem Land nur schaden. Bürgermeis­ter Michael Ludwig lässt hoffen, er sieht die Probleme klarer, als die Wiener SPÖ sie bisher wahrhaben wollte.

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