Kurier (Samstag)

„Wie macht er das?“– EVP schwenkt zu Kurz

EU.

- – I. STEINER-GASHI, MÜNCHEN

Die Angst geht um in der Europäisch­en Volksparte­i (EVP): In der konservati­ven Parteienfa­milie befürchtet man, dass populistis­che und europakrit­ische Parteien bei den Wahlen zum EU-Parlament im nächsten Frühling stark zulegen könnten. Schon jetzt gehören rund 150 der 751 europäisch­en Abgeordnet­en offen EU-kritischen oder gar -feindliche­n Parteien an. Und nicht nur die Stimmungsl­age in Italien, wo nun zwei populistis­che Parteien regieren, schürt die Sorgen der EVP-Abgeordnet­en.

Bei einer Tagung diese Woche in München suchte die EVP mögliche Gegenstrat­egien – und landete schnell bei der ungelösten Migrations­frage. „Alle Initiative­n, die dabei helfen, die illegale Migration zu stoppen, sind willkommen“, sagte der Chef der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber. Politisch steht der Bayer dabei dem österreich­ischen Kanzler Sebastian Kurz näher als der deutschen Regierungs­chefin Angela Merkel. Denn während Kurz in München einmal mehr die massive Verstärkun­g des Außengrenz­schutzes der EU einfordert­e, gab Merkel zu bedenken: „Wer glaubt, mit einer europäisch­en Grenzschut­zpolizei alleine kann man maritime Grenzen abschotten und dann ein paar Abkommen mit dem nächsten Land, – der wird das Thema nicht ausreichen­d bearbeiten. “

Generation­swechsel

„Handlungsf­ähigkeit zu den konkreten Problemen“, das sei es, was sich Europas Bürger von Politikern erwarteten, sagt ÖVP-Delegation­sleiter Othmar Karas. In den Reihen der EVP scheinen sich dies viele von Kurz zu erhoffen. „Er gilt jetzt als der Junge, der Frische, der Erfolgreic­he“, sagt Karas.

„Einer, bei dem man sich fragt“, wie auch eine tschechisc­he EVP-Abgeordnet­e gegenüber dem KURIER meint, „wie macht er das? Wie können wir seinen Erfolg für uns auf europäisch­er Ebene ummünzen?“ Überhaupt, so hört man bei der EVP-Tagung in den Sitzungspa­usen, wünsche man sich einen Generation­enwechsel bei den Konservati­ven. Kurz (31), der irische Premier Varadkar (39), Kroatiens Plenkovic (48) – sie alle stehen für eine jüngere, ungeduldig­ere, aber auch konservati­vere EVP.

Mit ihrer Unterstütz­ung kann der 46-jährige Manfred Weber rechnen, sollte er im Herbst zum Spitzenkan­didaten für die EU-Parlaments­wahl gekürt werden. Er ist erheblich jünger als sein möglicher Konkurrent aus Frankreich, Brexit-Chefverhan­dler Michel Barnier (67).

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