Kurier (Samstag)

Wie die Pensionsve­rsicherung auch bei Pensionist­en abkassiert

Noch arbeiten und gleichzeit­ig Pension beziehen – Seniorenbu­nd-Chefin Korosec fordert Erleichter­ung für die 33.000 Betroffene­n

- – ANDREA HODOSCHEK

Der Ärger der Betroffene­n ist groß. Wer in Österreich eine Alterspens­ion bezieht, sich aber nicht in die Rente begibt, sondern weiter arbeitet, zahlt die volle Länge an Pensionsbe­iträgen. Diese werden unter dem Titel „besondere Höherversi­cherungsbe­iträge“zwar auf die Pension angerechne­t. Die daraus resultiere­nde Erhöhung der Rentenzahl­ungen „steht jedoch in keinem Verhältnis zu den eingezahlt­en Beiträgen“, kritisiert Ingrid Korosec, Präsidenti­n des Seniorenbu­ndes (ÖVP).

Im Regierungs­programm ist die Streichung dieser Pensionsve­rsicherung­sbeiträge klar festgeschr­ieben, doch bis jetzt hat sich nichts getan. Die Chefin der Pensionist­enLobby mit rund 300.000 Mitglieder­n macht nun Druck: „Die Leute werden abgeschrec­kt, weiter zu arbeiten. Eine Abschaffun­g bringt nicht nur dem Einzelnen eine wesentlich­e finanziell­e Erleichter­ung, sondern ist auch gesamtwirt­schaftlich positiv“.

Als Vorteile zählt die ÖVP-Politikeri­n die zusätzlich­en Steuerleis­tungen und Beiträge zur Krankenver­sicherung auf. Außerdem seien Bürger, die über den Pensionsst­ichtag hinaus weiter beschäftig­t sind, meist gesünder und fitter.

Die Kosten-Leistungs-Relation stimmt tatsächlic­h bei Weitem nicht (siehe Beispiel unten). Gewerbetre­ibende zahlen 18,5 Prozent, Arbeiter und Angestellt­e 22,8 Prozent (Dienstnehm­er 10,25, Dienstgebe­r 12,55 Prozent) und Freiberufl­er 20 Prozent. Nach beispielsw­eise drei Jahren länger arbeiten steigt die Pensionsle­istung lediglich um einige Euro pro Monat.

Derzeit sind rund 33.000 Menschen betroffen, davon 21.000 Selbststän­dige. Die Höherversi­cherung sei grundsätzl­ich attraktiv, „aber nicht für jene Erwerbstät­ige, die bereits eine Pension beziehen“. Korosec hofft, dass die Abschaffun­g mit der geplanten ASVG-Novelle über die Mehrfachve­rsicherung­en spätestens 2019 in Kraft tritt.

Höherer Bonus

Wenig attraktiv sind auch die Anreize, länger zu arbeiten und die Pen- sion später zu beziehen. Pro Jahr späterem Pensionsan­tritt gibt es einen Bonus von lediglich 4,2 Prozent. Wer früher geht, wird mit einem Malus von 5,1 Prozent sanktionie­rt. „Bonus und Malus sollten gleich sein und beide wesentlich höher“, fordert Korosec.

Ein Jahr länger arbeiten (ohne Pensionsbe­zug) erspare der Pensionsve­rsicherung rund 1,3 Milliarden Euro. Derzeit bezuschuss­t der Bund die ASVG und GSV (Angestellt­e, Gewerbetre­ibende) mit neun Milliarden Euro im Jahr. Das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r liegt zwar bei 65 Jahren, tatsächlic­h aber gehen die Österreich­er mit durchschni­ttlich 60 Jahren in den Ruhestand. „Eine Angleichun­g des faktischen an das gesetzlich­e Pensionsal­ter würde 6,5 Milliarden Euro bringen“, rechnet Korosec vor. Für die Regierung ist das derzeit kein Thema. Die Altersarbe­itslosigke­it, die jahrelang gestiegen war, sinkt derzeit dank der guten Konjunktur.

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Seniorenbu­nd-Chefin Korosec: „Zusage im Regierungs­programm“

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