Wie die Pensionsversicherung auch bei Pensionisten abkassiert
Noch arbeiten und gleichzeitig Pension beziehen – Seniorenbund-Chefin Korosec fordert Erleichterung für die 33.000 Betroffenen
Der Ärger der Betroffenen ist groß. Wer in Österreich eine Alterspension bezieht, sich aber nicht in die Rente begibt, sondern weiter arbeitet, zahlt die volle Länge an Pensionsbeiträgen. Diese werden unter dem Titel „besondere Höherversicherungsbeiträge“zwar auf die Pension angerechnet. Die daraus resultierende Erhöhung der Rentenzahlungen „steht jedoch in keinem Verhältnis zu den eingezahlten Beiträgen“, kritisiert Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbundes (ÖVP).
Im Regierungsprogramm ist die Streichung dieser Pensionsversicherungsbeiträge klar festgeschrieben, doch bis jetzt hat sich nichts getan. Die Chefin der PensionistenLobby mit rund 300.000 Mitgliedern macht nun Druck: „Die Leute werden abgeschreckt, weiter zu arbeiten. Eine Abschaffung bringt nicht nur dem Einzelnen eine wesentliche finanzielle Erleichterung, sondern ist auch gesamtwirtschaftlich positiv“.
Als Vorteile zählt die ÖVP-Politikerin die zusätzlichen Steuerleistungen und Beiträge zur Krankenversicherung auf. Außerdem seien Bürger, die über den Pensionsstichtag hinaus weiter beschäftigt sind, meist gesünder und fitter.
Die Kosten-Leistungs-Relation stimmt tatsächlich bei Weitem nicht (siehe Beispiel unten). Gewerbetreibende zahlen 18,5 Prozent, Arbeiter und Angestellte 22,8 Prozent (Dienstnehmer 10,25, Dienstgeber 12,55 Prozent) und Freiberufler 20 Prozent. Nach beispielsweise drei Jahren länger arbeiten steigt die Pensionsleistung lediglich um einige Euro pro Monat.
Derzeit sind rund 33.000 Menschen betroffen, davon 21.000 Selbstständige. Die Höherversicherung sei grundsätzlich attraktiv, „aber nicht für jene Erwerbstätige, die bereits eine Pension beziehen“. Korosec hofft, dass die Abschaffung mit der geplanten ASVG-Novelle über die Mehrfachversicherungen spätestens 2019 in Kraft tritt.
Höherer Bonus
Wenig attraktiv sind auch die Anreize, länger zu arbeiten und die Pen- sion später zu beziehen. Pro Jahr späterem Pensionsantritt gibt es einen Bonus von lediglich 4,2 Prozent. Wer früher geht, wird mit einem Malus von 5,1 Prozent sanktioniert. „Bonus und Malus sollten gleich sein und beide wesentlich höher“, fordert Korosec.
Ein Jahr länger arbeiten (ohne Pensionsbezug) erspare der Pensionsversicherung rund 1,3 Milliarden Euro. Derzeit bezuschusst der Bund die ASVG und GSV (Angestellte, Gewerbetreibende) mit neun Milliarden Euro im Jahr. Das gesetzliche Pensionsantrittsalter liegt zwar bei 65 Jahren, tatsächlich aber gehen die Österreicher mit durchschnittlich 60 Jahren in den Ruhestand. „Eine Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pensionsalter würde 6,5 Milliarden Euro bringen“, rechnet Korosec vor. Für die Regierung ist das derzeit kein Thema. Die Altersarbeitslosigkeit, die jahrelang gestiegen war, sinkt derzeit dank der guten Konjunktur.