Kurier (Samstag)

Kronzeugen dürften ausgepackt haben, Baubranche sucht nun die Maulwürfe

- – KID MÖCHEL

Straßenbau-Kartell. Vier Tage lang hat die Korruption­sstaatsanw­altschaft rund 80 Standorte von Unternehme­n und Wohnungen von Beschuldig­ten aus dem Tief- und Straßenbau in fünf Bundesländ­ern durchkämmt, am Freitag waren die Hausdurchs­uchungen mit Schwerpunk­t Steiermark, Kärnten und Niederöste­rreich abgeschlos­sen. 160 Personen und 60 Firmen stehen im Fokus der Ermittlung­en. Der Verdacht: illegale Preisabspr­achen.

„Nach der Verdachtsl­age besteht in Österreich ein langjährig­es, fest im Wirtschaft­sleben verankerte­s System von wettbewerb­sbeschränk­enden Absprachen bei Vergabever­fahren vorwiegend im Bereich des Tiefund Straßenbau­s, an dem überwiegen­d marktführe­nde Bauunterne­hmen beteiligt, aber auch viele mittelstän­dische Unternehme­n wiederholt eingebunde­n sind“, teilt die Staatsanwa­ltschaft mit. „Durch dieses System dürfte über einen Zeitraum von einem Jahrzehnt bei Hunderten Bauvorhabe­n der Sinn von Vergabever­fahren, diese möglichst kostengüns­tig abzuwickel­n, unterlaufe­n worden sein.“

Es konnten bisher mehr als 350 verdächtig­e Vergabever­fahren (2006 bis 2017) identifizi­ert werden. Das Gros der betroffene­n Projek- te wurde mit Steuergeld finanziert. Wie der KURIER berichtete, dürften mindestens sechs Belastungs­zeugen ausgepackt haben. Denn diesbezügl­iche Aktenteile (0N 573578) sind von der Einsicht ausgenomme­n. In der Baubranche versucht man derzeit herauszube­kommen, wer die Maulwürfe sind.

Submission­sbetrug

Bei Preisabspr­achen ist die Strafdrohu­ng von bis zu drei Jahren Haft nicht abschrecke­nd. Kann man einen konkreten Schaden und vorsätzlic­hes Handeln nachweisen, wird daraus der Tatvorwurf Betrug. Dann drohen bis zu zehn Jahre Haft.

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