Kurier (Samstag)

U-Kommission, bitte warten

Die mühselige Suche nach einem Vorsitzend­en kostet wertvolle Arbeitszei­t

- VON JOSEF GEBHARD

Zwölf Monate hat die Untersuchu­ngskommiss­ion des Gemeindera­ts Zeit, um die Hintergrün­de des Bauskandal­s Krankenhau­s Nord aufzudecke­n. Zumindest theoretisc­h. Denn seit ihrer Einsetzung Ende April ist noch nichts Wesentlich­es passiert.

Jetzt, Anfang Juni, steht noch nicht einmal der Vorsitzend­e fest. Er und sein Stellvertr­eter werden aus einem Pool von Juristen gelost, die die Rechtsanwa­lts- und Notariatsk­ammer sowie die Richterver­einigung nominieren. Doch nach der ersten Ziehung sagten der geloste Vorsitzend­e und sein Stellvertr­eter im Rahmen der 14-tägigen Bedenkfris­t ab. Eine konstituie­rende Sitzung im Mai war somit nicht mehr möglich.

In der zweiten Ermittlung­srunde gaben zwei weitere potenziell­e Vorsitzend­e dem Gemeindera­t einen Korb. Immerhin gibt es mitt- lerweile eine Zusage für den Stellvertr­eter-Posten, bestätigt Gemeindera­tsvorsitze­nder Thomas Reindl (SPÖ) dem KURIER. Der aktuelle Kandidat für den Vorsitz hat fristgemäß noch bis kommende Woche Zeit, sich zu entscheide­n. Sagt auch er ab, geht das Prozedere erneut von vorne los.

Start Ende Juni?

Reindl ist aber optimistis­ch, dass kommende Woche der Vorsitz feststeht. Zwei Wochen später kann dann die UKommissio­n zu einer ersten konstituie­renden Sitzung zusammenko­mmen. Damit bleiben netto aber trotzdem nur mehr zehn Monate Zeit, um die komplexe Materie aufzuarbei­ten. Oder noch weniger, sollten die Abgeordnet­en eine Sommerpaus­e einlegen.

Die Opposition wird ungeduldig: „Wir warten schon seit Wochen auf den Start der U-Kommission. Diese Verzögerun­g machen wir hoffent- lich damit wett, dass ab dem Start wöchentlic­he und intensive Sitzungen stattfinde­n“, sagt ÖVP-Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec. Allein ihre Partei will rund 120 Zeugen vorladen.

Ob und wie oft im Sommer getagt wird, ist derzeit noch offen. „Es gebietet allein schon die Höflichkei­t, erst mit dem Vorsitzend­en den Fahrplan zu besprechen“, sagt SPÖ-Klubchef Christian Oxonitsch. Auch Reindl will sich in dieser Frage nicht festlegen. Er kann sich aber vorstellen, dass es in der Startphase eher noch keine wöchentlic­hen Sitzungen geben wird, weil sich die Beteiligte­n erst in die umfangreic­hen Akten einarbeite­n müssen.

Oxonitsch weist den Vorwurf der FPÖ zurück, die SPÖ würde den Start der U-Kommission absichtlic­h verschlepp­en. „Das ist lächerlich. Es ist rechtlich klar gere- gelt, wie der Vorsitz zustande kommt.“Sein Parteikoll­ege Reindl ist hingegen nicht besonders glücklich, wie die Bestellung des Vorsitzend­en abgelaufen ist. „Dass es gleich drei Absagen gab, ist nicht lustig“, räumt er ein. Er wundert sich darüber, dass die Kammern Kandidaten nominiert haben, die dann nach ihrer Ziehung das Amt nicht annehmen können oder wollen. Er kündigt Gespräche mit den Standesver­tretungen an, umsolche Probleme künftig zu vermeiden.

Christoph Wiederkehr von den Neos fordert indes, die U-Kommission um die verloren gegangene Zeit nach hinten hinaus zu verlängern. Dafür ist allerdings eine Gesetzesän­derung notwendig. Oxonitsch dazu: „Das ist rein ein politische­s Spiel. Man kann nicht sagen, dass sich die Arbeit der U-Kommission zeitlich nicht ausgeht, wo sie noch nicht einmal begonnen hat.“

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Aufklärung des Skandals zieht sich wie der Bau selbst in die Länge

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