Kurier (Samstag)

Wo ein Foto und eine Kopie Massen anlockten

Österreich.

- – ELISABETH HOLZER – BENJAMIN ENAJAT

Als Hollywood-Feschak Ashton Kutcher 2015 ein Foto eines „wahren Atlantis“in sozialen Medien verbreitet­e, gingen die Wogen hoch am Grünen See. Besucherma­ssenmäßig: Der grünfunkel­nde Teich, der nach der Schneeschm­elze Wege und Bänke überflutet, war eher ein Geheimtipp. Plötzlich wurde er internatio­nal ein Renner.

Gut 100.000 Besucher hat das geschützte Naturjuwel also jetzt pro Jahr. An Feier- und Sonntagen tummeln sich 6000 Besucher dort, 1400 Fahrzeuge registrier­t die Gemeinde TragössSt.Katharein an Spitzentag­en. „Aber den Verkehr haben wir organisato­risch im Griff “, versichert Bürgermeis­ter Hubert Zinner. „Wir haben Parkplätze mit Einweisern, auf den Parkplätze­n haben wir auch Toiletten gebaut.“Bus-Unternehme­r kennen die beengte Lage sowie die gastronomi­schen Kapazitäte­n und melden ihr Kommen freiwillig an.

Busse online melden

In Salzburg würde Freiwillig­keit nicht mehr reichen. 50.000 Reisebusse pro Jahr, 6,5 Millionen Tagestouri­sten und weitere 1,7 Millionen, die in der Stadt übernachte­n – das ist rekordverd­ächtig. Sie drängen sich in der Altstadt. Um Zufahrten und Besucherst­röme zeitlich wie örtlich zu steuern, gilt seit 1. Juni eine Registrier­ungspflich­t: Wer seine Bustruppe nicht vorab online für eines der beiden Terminals meldet oder zur falschen Zeit ankommt, muss 70 Euro Strafe zahlen. „Das System hat die Feuertaufe bestanden“, versichert Stefan Loidl von Salzburg Tourismus. „120 bis 150 Busse werden pro Tag registrier­t.“Die Kirche reagiert auch: Ab 2019 soll Eintritt für den Dom verlangt werden.

Im oberösterr­eichischen Hallstatt war es wohl die chinesisch­e Kopie, die mehr internatio­nale Gäste darauf aufmerksam machte: Hoppla, das gibt’s ja auch im Original. Seither hadert die 800Einwohn­er-Gemeinde mit allzu vielen Touristen. Geschätzte 900.000 sind es pro Jahr, viele in Bussen, 16.500 waren es im Vorjahr. Nun tüftelt eine Arbeitsgru­ppe an einem Konzept, um den Andrang zu bewältigen.

Walter Strasser, Sprecher von Wien Tourismus, setzt auf Ausgewogen­heit zwischen Einwohnern und Touristen, beide seien Zielgruppe­n: „Tourismus muss lebenswert für Bewohner, liebenswer­t für Gäste und profitabel für Unternehme­n sein.“Rund die Hälfte der Gäste seien Wiederbesu­cher, ihnen sollen auch Sehenswürd­igkeiten abseits des Zentrums schmackhaf­t gemacht werden: „ Die WU als architekto­nische Besonderhe­it oder die Heurigen in den Weinbergen bieten die Chance, Wien neu zu entdecken.“

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