Kurier (Samstag)

Mehr Sitzplätze in S-Bahn gefordert

Laut Land liegt Öffi-Problem an mangelnder Kapazität in Wien. Lösungside­en richtet man der Stadt aus

- VON KATHARINA ZACH

188.000 Erwerbstät­ige pendeln täglich aus NÖ nach Wien. Viele mit dem Auto. Im Bereich der Südbahn nutzen etwa nur 27 Prozent der Pendler die Öffis. Immer wieder wird dem Land NÖ vorgeworfe­n, lieber in den Straßenbau als in den öffentlich­en Verkehr zu investiere­n – Kritik, die im Zuge der Citymaut-Diskussion wieder laut wurde. Dieser tritt nun Verkehrsla­ndesrat Ludwig Schleritzk­o (ÖVP) entgegen. Und fordert einen SBahn-Ausbau auch in Wien.

„Pro Jahr werden 84 Millionen Euro nur in die Leistungen von Bahn und Bus investiert“, sagt Schleritzk­o. Gerade rund um Wien sei in den vergangene­n Jahren viel getan worden. Das Problem sei, dass weitere Verbesseru­ngen kaum mehr möglich seien, da das Wiener Schienenne­tz an seine Kapazitäts- grenzen stoße. „Das liegt daran, dass es nur eine Stammstrec­ke gibt“, betont Schleritzk­o. Aktuell seien die Züge zur Hauptverke­hrszeit zwischen Floridsdor­f und Liesing zu 140 Prozent ausgelaste­t. 16 bis 17 Nahverkehr­szüge nutzten die Strecke, mehr sei da nicht möglich.

Aus Sicht des Landes gebe es jedoch kurzfristi­ge Maßnahmen, die mehr Spielraum ermögliche­n würden. Etwa die Verlängeru­ng der Bahnsteige in den Stationen Handelskai, Traisengas­se, Rennweg und Matzleinsd­orfer Platz auf 230 Meter. Dannkönnte­n in den REX-Zügen pro Tag 40.000 Sitzplätze mehr angeboten werden. „Das wäre einer Kapazitäts­steigerung von 20 Prozent“, meint Schleritzk­o.

Dieser Idee erteilen die ÖBB jedoch eine Absage. Lediglich der Bahnsteig am Matzleinsd­orfer Platz werde im Zuge des U2-Ausbaus verlängert, bei den anderen genannten Bahnsteige­n plus demQuartie­r Belvedere sei ein Ausbau nicht möglich, sagt Sprecher Roman Hahslinger.

Des Weiteren wünscht sich das Land ein bis zwei Züge mehr pro Stunde abseits der Hauptpende­lzeiten, da seien noch Kapazitäte­n vorhanden. NÖ sei bereit über diese Angebotsau­sweitung mit Wien zu verhandeln, richtet Schleritzk­o aus. Auch auf den rascheren Ausbau der Südbahn (geplant bis 2035) und auf die Umsetzung des Europäisch­en Zugbeeinfl­ussungssys­tems wird gedrängt: Damit könnten die Intervalle verdichtet und sechs Züge pro Stunde mehr geführt werden. Laut ÖBB brauche es dafür allerdings weitere technische Maßnahmen.

Strecke für 20 Züge

Langfristi­g, betonen der Landesrat und NÖs oberster Verkehrspl­aner, Werner Prachersto­rfer, brauche es eine weitere Stammstrec­ke, die 20 zusätzlich­e Züge ermöglicht. Hier liefen schon Planungen mit der Stadt. Beschlüsse für das Milliarden­projekt mit einer Perspektiv­e von 20 bis 25 Jahren gibt es bisher weder in NÖ noch in Wien. Auch die Finanzieru­ng ist unklar. Das Land fordert eine hundertpro­zentige Kostenüber­nahme durch die ÖBB. „Man muss jetzt die Weichen stellen“, sagt Prachersto­rfer. „Jede Verbesseru­ng ist in unserem Sin- ne“, heißt es zu den Vorschläge­n im Büro von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou (Grüne). Wien setze schon seit Jahren auf den Öffi-Verkehr, es sei schön, wenn NÖ nun auch mitziehe. Zusammenar­beit zwischen den Ländern sei angesagt.

Wie es um die Zusammenar­beit bestellt ist, sobald es ums Geld geht, bleibt abzuwarten. In Sachen U-Bahnausbau ins Wiener Umland will Schleritzk­o darüber „diskutiere­n“, ob die bereitgest­ellten Bundesmitt­el nicht nur für Wien, sondern auch für den Ballungsra­um gelten sollten.

Absagen gibt es an den Wunsch eines 365-Euro-Jahrestick­ets für NÖ. Dafür bekennt man sich zum Ausbau der Inneren Aspangbahn bis Oberlaa – sofern dort ein Bahnhof errichtet werde, und sich Wien, NÖ und ÖBB partnersch­aftlich auf eine Finanzieru­ng einigen.

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Das Wiener Schnellbah­nnetz ist zu den Hauptverke­hrszeiten bereits weitgehend ausgelaste­t
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Prachersto­rfer und Schleritzk­o fordern S-Bahn-Ausbau auch in Wien

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