Kurier (Samstag)

Rechtsstre­it um Festspiele Erl: Anwälte führen Friedensge­spräch

- – CHRISTIAN WILLIM

Innsbruck. Am Freitag hat erstmal der „Maestro“die Gerichtsbü­hne betreten. Gustav Kuhn, künstleris­cher Leiter der Festspiele Erl, erschien am Landesgeri­cht Innsbruck zum Auftakt eines von ihm gegen den Ötztaler Blogger Markus Wilhelm angestreng­ten Zivilproze­sses. Zwölf Klagen haben Kuhn, die Festspiele und Erl-Mäzen Hans Peter Haselstein­er auf den Schafbauer­n, der einen Ruf als Aufdecker hat, einprassel­n lassen.

Wilhelms Verteidige­r Markus Orgler sieht dahinter Taktik, wie er vor Verhandlun­gsbeginn erklärte: „Die Gegenseite hat mehr Finanzmach­t und plant die ökonomisch­e Erschöpfun­g meines Mandanten.“Ex-Justizmini­ster Michael Krüger, der Kuhn, die Festspiele und Haselstein­er vertritt, sagte: „Wenn man hanebüchen­e Vorwürfe erhebt, dann muss man damit rechnen, dass man geklagt wird.“

Palette an Vorwürfen

Die Vorwürfe, die Wilhelm, aber auch anonyme Nutzer seines Blog-Forums erhoben haben, reichen von schikanöse­r Behandlung und miserabler Bezahlung von Künstlern bis hin zu sexuellen Übergriffe­n durch Kuhn. Letztere waren Anlass für die nun verhandelt­e Klage. Ein medienrech­tliches Verfahren, in dem zwei Zeuginnen ausgesagt haben, ließ Kuhn platzen, ehe er aussagen hätte müssen. Man wolle Wilhelm nicht in den Ruin treiben, hieß es.

„Wenn man ihm eine Brücke baut, dann wird es einem als Schwäche ausgelegt“, platzte es aus Kuhn gestern heraus, als wie üblich zunächst über eine mögliche außergeric­htliche Lösung gesprochen wurde. Die Rechtsbeis­tände beider Seiten bewegten sich dann überrasche­nd aufeinande­r zu.

Orgler versichert­e, dass Wilhelm weder behauptet habe noch sagen wollte, Kuhn hätte sexuell genötigt. Die Anwälte wollen sich nun treffen und über einen möglichen Kompromiss sprechen.

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