Rechtsstreit um Festspiele Erl: Anwälte führen Friedensgespräch
Innsbruck. Am Freitag hat erstmal der „Maestro“die Gerichtsbühne betreten. Gustav Kuhn, künstlerischer Leiter der Festspiele Erl, erschien am Landesgericht Innsbruck zum Auftakt eines von ihm gegen den Ötztaler Blogger Markus Wilhelm angestrengten Zivilprozesses. Zwölf Klagen haben Kuhn, die Festspiele und Erl-Mäzen Hans Peter Haselsteiner auf den Schafbauern, der einen Ruf als Aufdecker hat, einprasseln lassen.
Wilhelms Verteidiger Markus Orgler sieht dahinter Taktik, wie er vor Verhandlungsbeginn erklärte: „Die Gegenseite hat mehr Finanzmacht und plant die ökonomische Erschöpfung meines Mandanten.“Ex-Justizminister Michael Krüger, der Kuhn, die Festspiele und Haselsteiner vertritt, sagte: „Wenn man hanebüchene Vorwürfe erhebt, dann muss man damit rechnen, dass man geklagt wird.“
Palette an Vorwürfen
Die Vorwürfe, die Wilhelm, aber auch anonyme Nutzer seines Blog-Forums erhoben haben, reichen von schikanöser Behandlung und miserabler Bezahlung von Künstlern bis hin zu sexuellen Übergriffen durch Kuhn. Letztere waren Anlass für die nun verhandelte Klage. Ein medienrechtliches Verfahren, in dem zwei Zeuginnen ausgesagt haben, ließ Kuhn platzen, ehe er aussagen hätte müssen. Man wolle Wilhelm nicht in den Ruin treiben, hieß es.
„Wenn man ihm eine Brücke baut, dann wird es einem als Schwäche ausgelegt“, platzte es aus Kuhn gestern heraus, als wie üblich zunächst über eine mögliche außergerichtliche Lösung gesprochen wurde. Die Rechtsbeistände beider Seiten bewegten sich dann überraschend aufeinander zu.
Orgler versicherte, dass Wilhelm weder behauptet habe noch sagen wollte, Kuhn hätte sexuell genötigt. Die Anwälte wollen sich nun treffen und über einen möglichen Kompromiss sprechen.