Kurier (Samstag)

Sicher durch den Sommer

Sonne im Gesicht. Sand unter den Füßen. Das Meer im Blick. Und trotzdem das mulmige Gefühl, dass zu Hause irgendetwa­s nicht stimmen könnte. Mit wenigen Tricks bleibt das Haus aber auch unbewohnt verschloss­en und – hoffentlic­h – sicher.

- VON JULIA BEIRER

Eine fremde Hand wühlt im Nachtkästc­hen. Unbekannte Augen durchsuche­n den Badezimmer­schrank. Ungewohnte Schritten knarren auf der Treppe. Diese Gedanken quälen Einbruchso­pfer oft wochenlang. „Wenn der privateste Bereich gestört wird, ist das eine große psychische Belastung“, weiß August Baumühlner, Chefinspek­tor der Wiener Landespoli­zei. Um diese Situatione­n zu verhindern, empfiehlt Baumühlner einfache Präventivm­aßnahmen: „Wichtig ist, dass Diebe gar nicht erst auf die Idee kommen, dass das Haus unbewohnt sein könnte.“Freunde oder Nachbarn sollten regelmäßig ins Haus gehen und die Rollläden auf- und zuziehen und auch das Licht in den verschiede­nen Räumen einschalte­n. Wer seine Nachbarn nicht belästigen möchte, kann diese Aufgaben auch mittels Smart Home Systemen steuern. „Das Licht schaltet sich nach dem Rhythmus der Bewohner automatisc­h ein“, erklärt Martin Öller, Gründer des Smart Home Systems Loxone. Die Beschattun­g lasse das Haus ebenfalls bewohnt wirken und richte sich auch bei Abwesenhei­t nach dem Gang der Sonne. So sei das Haus auch vor Überhitzun­g geschützt. Und obwohl das System auch die Bewässerun­g der Pflanzen im und rund um das Haus übernimmt, kommen Urlauber ganz ohne menschlich­e Hilfe nicht aus – darin sind sich die Sicherheit­sexperten Öller und Baumühlner einig. Denn der Briefkaste­n sollte täglich geleert werden. „Urlauber sollten auch keine Hinweise auf die eigene Abwesenhei­t hinterlass­en, nicht auf dem Postkasten, nicht auf dem Anrufbeant­worter und auch nicht in den sozialen Medien“, sagt Martin Unfried, Sicherheit­sexperte und Leiter von Telenot. Das Unternehme­n stellt High-Tech Alarmanlag­en, ausgestatt­et mit einem eigenem Qualitätss­iegel her.

5484 Einbrüche zählte die Wiener Landespoli­zei 2017, 2016 waren es noch 6173. Generell sind die Zahlen in den vergangene­n vier Jahren um 11,2 Prozent gesunken. Wichtig ist laut Baumühlner vor allem, sich frühzeitig mit dem Thema Sicherheit zu befassen und sich in Ruhe alle Infos zu besorgen. Schützen könne man sich mit Alarmanlag­en entweder mechanisch oder elektronis­ch. Die Entscheidu­ng ist letztendli­ch auch eine Kostenfrag­e. Die mechanisch­e Variante stellt eine Grundsiche­rung für Türen und Fenster dar. „Ab dem ersten Stock ist die Tür der Haupteinbr­uchspunkt, daher bietet ein Querbalken, der fest im Mauerwerk verankert ist, sehr guten Schutz“, rät Baumühlner. Die Kosten belaufen sich auf rund 600 Euro für einen Querbalken. Auch einbruchhe­mmende Türen, die die Ö-Norm B 533 aufweisen, empfiehlt der Polizist. Kameras, Drehlichte­r und Sirenen zählen zur elektronis­chen Alarmanlag­e und sollten unbedingt sichtbar sein. „Studien belegen immer wieder, dass Abschrecku­ng die beste Prävention ist“, so Baumühlner. Zudem könne bereits fast jeder zweite Einbruch durch Vorsorge-Maßnahmen mit Sicherheit­ssystemen verhindert werden, weiß Unfried. Für die Wahl der elektrisch­en Alarmanlag­e gibt es zwei Möglichkei­ten. Die erste ist eine Innenraums­icherung mit Bewegungsm­eldern. Auf diese Weise ist das Haus strategisc­h abgesicher­t. „Diese Lösung kostet rund 3000 Euro und ist sehr sicher. Sie kann allerdings nur angewendet werden, wenn sich niemand im Haus befindet“, erklärt Baumühlner. Will man sich im Haus bewegen, sind Magnet- und Glasbruchm­elder zu empfehlen. „Die Sensoren werden auf alle Fenstersch­eiben geklebt und in die Alarmkette eingebunde­n“, erklärt Sicherheit­sexperte Öller. Pro Fenster belaufen sich die Kosten auf rund 30 Euro.

Wird ein Alarm ausgelöst, geschieht das meist mehrstufig. „Je nach Einstellun­gen benachrich­tigt ein stiller Alarm zunächst den Hausbesitz­er und die Polizei“, so Öller. Darauf folgt ein akustische­r Alarm, bei dem die Musikanlag­e zur Sirene wird und einen an- und abschwelle­nden Alarmton abspielt. Zusätzlich fahren alle Rollläden hoch und das Licht beginnt zu blinken, wodurch Nachbarn oder Fußgänger auf das Vorgehen im Haus aufmerksam werden. „Ist die Polizei verständig­t, erreicht eine Einheit in durchschni­ttlich dreieinhal­b Minuten den Einsatzort in Wien“, erklärt der Chefinspek­tor. Demnach bestehe eine gute Chance, den Täter zu fassen. Laut Baumühlner sei eine Benachrich­tigung des Hausbesitz­ers vor dem Polizeiala­rm oder einer Sicherheit­sfirma nicht anzuraten. „Eine gute Alarmanlag­e macht keine Fehler und die Gefahr ist für den Nachbarn, der eventuell nach dem Rechten sieht, zu groß“, so der Polizist. Der Alarm kann von Einbrecher­n auch nicht lautlos deaktivier­t werden. So etwas gebe es nur in Action-Filmen. „Sicherheit­ssysteme

„Jede herkömmlic­he Wohnungstü­r ist in Sekundensc­hnelle geöffnet. Ich empfehle einen Querbalken anzubringe­n, der im Mauerwerk verankert ist und deshalb nicht herausgebr­ochen werden kann.“Chefinspek­tor August Baumühlner

verfügen im Normalfall über eine Notstromve­rsorgung, redundante Übertragsw­ege und eine Leitungs- und Funkstreck­enüberwach­ung “, erklärt Unfried. Sollte ein Kabel durchtrenn­t werden, wird sofort ein Sabotage-Alarm ausgelöst, der die zuständige­n Stellen verständig­t.

Das beliebtest­e Diebesgut ist nach wie vor Bargeld, gefolgt von Schmuck und teuren elektronis­chen Geräten wie Laptops und Kameras. Vor einer Reise empfehlen Experten daher diese Dinge gesondert zu verstecken oder in einen Safe zu sperren. Die meisten Einbruchso­pfer kämpfen allerdings weniger mit der Tatsache, dass ein Diamantrin­g gestohlen wurde, sondern damit, dass eine fremde Person in ihren Wohnraum eingedrung­en ist. Hilfe bietet die kostenlose Telefonber­atung „Weißer Ring“. Unter der Nummer 0800 21 63 46 kann angerufen und auf das Tonband gesprochen werden. Die Mitarbeite­r organisier­en daraufhin persönlich­e Beratung.

 ??  ??
 ??  ?? Elektronis­che und mechanisch­e Hilfsmitte­l verhelfen während des Sommerurla­ubs zu einem stark erhöhten Sicherheit­sgefühl
Elektronis­che und mechanisch­e Hilfsmitte­l verhelfen während des Sommerurla­ubs zu einem stark erhöhten Sicherheit­sgefühl
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria