Thiem steht im Endspiel von Paris
23 Jahre nach Thomas Muster spielt wieder ein Österreicher in einem Grand-Slam-Einzelfinale.
Da stand er also. Ballte die Hände, die einmal mehr Großartiges geleistet hatten an diesem fast wolkenlosen Freitagnachmittag. Und er strahlte um 15.23 Uhr über einen Sieg, mit dem er sich einen Eintrag in die österreichische Sportgeschichte sicherte. „Das war schon ein Riesenmoment“, sagte Dominic Thiem 70 Minuten nach der Erledigung seines Meilensteines.
Der Niederösterreicher besiegte im Halbfinale der French Open nach 2:17 Stunden den Italiener Marco Cecchinato 7:5, 7:6 und 6:1 und zog als erster Österreicher nach Thomas Muster in ein Einzel-Finale eines GrandSlam-Turniers ein und darf in diesem am Sonntag den besten Sandplatzspieler der Geschichte fordern. Rafael Nadal heißt der Herr.
Verlierer Cecchinato war zwar vor dem Turnier nur als Nummer 72 der Welt geführt worden, agierte aber stärker als Viertelfinalgegner Alexander Zverev und Achtelfinalgegner Kei Nishikori. „Spielerisch war es gut“, sagt Thiem. „Aber ich konnte vor allem mit einer schwierigen Situation gut umgehen. Fast alle haben den Sieg erhofft und erwartet.“Und vor allem haben viele haben ihm viele gratuliert. „200, 300 Mitteilungen habe ich sicher bekommen.“
Ein großes Spiel
Die rund 12.000 Zuschauer, darunter Film-Legende JeanPaul Belmondo („Ich bin ein Fan von Thiem“) auf dem Centre Court Philippe Chatrier sahen phasenweise einen groß aufspielenden und vor allem mental sehr starken Thiem, der nur ein Break hinnehmen musste. „Ansonsten kann ich mit meinen Servicespielen sehr zufrieden sein. Ein Schlüssel war sicherlich der Sieg im Tie- Break des zweiten Satzes.“
Thiem ist vor allem mental stärker denn je. Beruhigt haben sich auch die Kritiker, die einen Mentalcoach für den Lichtenwörther einforderten. Mit dem Sieg über Cecchinato will sich Thiem gar nicht viel herumschlagen, der Fokus gilt dem Sonntag. Die Marschroute? „Ich spiele nicht zwei Wochen so gut, um dann das wichtigste Match abzuschenken.“
Glanztat von Nadal
Nein, auch dem zehnfachen Paris-Triumphator Nadal, der im Halbfinale den Argentinier Juan Martin del Potro 6:4, 6:1, 6:2 abservierte, soll Paroli geboten werden. Immerhin war Thiem der einzige Herr, der den Spanier in den vergangenen zwei Jahren auf Sand besiegen konnte. „Aber in Paris ist es noch schwieriger gegen ihn. Da geht es auf drei Gewinnsät- ze, außerdem ist Paris einfach sein Turnier.“
Dass er nun mit Thomas Muster verglichen wird, lässt Thiem kalt. „Er hatte seine Zeit, und ich bewundere seine Leistungen. Jeder, der Tennis in Österreich spielt, muss ihn als Vorbild nehmen. Aber ich habe meine eigene Karriere.“Der Triumphator von 1995 sendete dennoch Grußworte: „Das kam nicht überraschend für mich, denn ich habe von Anfang an gesagt, dass ihm hier sehr viel zuzutrauen ist.“
Nach dem Einzug ins Endspiel von Oliver Marach (siehe unten) ist eines fix: Noch bei keinem Grand-Slam-Turnier gab es zwei Österreicher in den Finalspielen. „Das ist sensationell für so ein kleines Land. Thiem und Marach haben Großartiges in Paris erbracht“, sagt der österreichische Verbandspräsident Werner Klausner.