Raiffeisen feiert sich selber
Hameseder sieht Genossenschaft als wichtigen Teil Österreichs.
Im Auditorium in Grafenegg fand gestern, Freitag, der Raiffeisentag des Österreichischen Raiffeisenverbandes statt. Hunderte Spitzenvertreter aller Sparten und Bundesländer sind der Einladung von Generalanwalt Walter Rothensteiner gefolgt, den 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu feiern. „Raiffeisen nimmt in der Republik einen wichtigen Platz ein“, sagt der Obmann der Raiffeisen-Holding Nie- derösterreich-Wien, Erwin Hameseder. Man sei ein verlässlicher Partner für die Privatwirtschaft und die öffentliche Hand sowie ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor. Sein Wunsch an die Politik: Sie solle mehr Vertrauen in die Menschen und ihr Verantwortungsbewusstsein haben.
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner verwies darauf, dass Niederösterreich die Wiege von Raiffeisen in Österreich sei. 1886 wurde die erste Raiffeisen-Kasse in Mühldorf im Be- zirk Krems-Land eröffnet – wie es der Zufall will, der Geburtsund Wohnort von Hameseder. Raiffeisen und Niederösterreich verbinde seit Jahren eine enge Partnerschaft. „Wir haben schon viel erreicht, aber wie haben noch viel vor“, sagt Mikl-Leitner. ZumBeispiel seien in Grafenegg der Wolkenturm und das Auditorium entstanden oder in Klosterneuburg mit dem AST eine international akzeptierte Forschungseinrichtung, was ohne Raiffeisen nicht möglich gewesen wäre.
Der Philosoph Konrad Paul Liessmann verwies auf die Bedeutung der Grundsätze von Raiffeisen, wie Solidarität und „das für andere Eintreten“. Wichtig sei es, eine Gemeinschaft zu schaffen, die Grundform einer solchen Gemeinschaft sei die Familie, und das habe sich Raiffeisen zum Prinzip gemacht.
Ein wichtiger Moment
Damit Unternehmen in Österreich wirtschaften könnten, müsse aber auch die Politik die richtigen Rahmenbe- dingungen schaffen, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Er habe Angst, dass andere Regionen Österreich überholen würden. „Wir befinden uns in einem starken Umbruch, der Wohlstand in Österreich ist nicht gottgegeben.“Er will den Standort wettbewerbsfähig halten.
Bundespräsident Alexander van der Bellen betonte, dass es Österreich im Gegensatz zu anderen Staaten geschafft habe, die Entleerung des ländlichen Raums zu verhindern. Raiffeisen sei dabei ein wichtiger Moment gewesen. Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner meldete sich zum Schluss des Raiffeisen-Tages nochmals zu Wort. Er wurde am Donnerstag erneut zum Generalanwalt für vier Jahre gewählt, als solcher habe er noch viel vor. Raiffeisen sei eine bekannte Marke, doch habe man noch nicht die Imageführung. Dafür wolle er Ressourcen aufbringen. Auch in den Bereichen Revision undkünstliche Intelligenz gebe es noch viele Möglichkeiten.