Kurier (Samstag)

Daseinsvor­sorge für Brauner

Ihr neuer Job wird von der Wiener Holding bezahlt und läuft bis 2021.

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Seit 24. Mai ist Renate Brauner „Bevollmäch­tigte der Stadt Wien für Daseinsvor­sorge und Kommunalwi­rtschaft“. Die ehemalige Finanzstad­trätin (SPÖ) soll für die Stadt das in ihrem bisherigen Job gesponnene­n Netz an Kontakten nutzen und „national und internatio­nal“eine Rolle als „Türöffneri­n und Stadtbotsc­hafterin“im Bereich der Daseinsvor­sorge (Fachbegrif­f für öffentlich­e Dienstleis­tungen und Infrastruk­tur) einnehmen.

Allein die Bezeichnun­g von Brauners neuem Job war ein gefundenes Fressen für die Opposition. Ein „Versorgung­sposten“sei das, ätzte ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch. „Das müssen Kobolde gewesen sein, denen ,Daseinsvor­sorge’ als Beratungsf­eld eingefalle­n ist“twitterte Neos-Klubchefin Beate Meinl-Reisinger.

Neues Büro

KURIER-Recherchen ergaben nun, dass Brauner ihren neuenJobno­chimJunian­treten wird. Schon im Mai bezog sie ihr neues Büro in der Auerspergs­traße nahe dem Rathaus – gemeinsam mit zwei Mitarbeite­rinnen. Wie berichtet, nimmt Brauner ihre einstige stellvertr­etende Büroleiter­in Eveline Larisch in den neuen Job mit, sowie eine zweite Mitarbeite­rin aus dem Stadtratsb­üro, die Büroarbeit­en erledigen wird. Bezahlt werden alle drei von der Wien Holding. Jenem Konzern der Stadt Wien, unter dessen Dach 75 Unternehme­n vereint sind und für den Brauner als Stadträtin zuständig war.

Unterzeich­net wurde Brauners Vertrag von Sigrid Oblak. Sie ist nicht nur Direktorin der Wien-Holding, sondern gilt als enge Vertraute Brauners. „Das Mitarbeite­rgespräch zwischen den beiden stelle ich mich lustig vor“, sagt eine Insiderin zum KURIER. Peter Hanke, jetzt statt Brauner Finanzstad­trat und davor neben Oblak zweiter Direktor der Wien Holding, soll vom Vertrag nichts gewusst haben. Im Hanke-Büro weist man das zurück.

Laut einem Sprecher der Wien Holding läuft Brauners Vertrag drei Jahre. Brauner, die im Oktober 62 Jahre alt wird und für die die alte Politiker-Pensionsre­gelung gilt, wird 2021 65 und erreicht damit ihr Pensionsan­trittsalte­r.

Kein Stadtratsg­ehalt

Wie viel Brauner in ihrem neuen Job verdient, wollte ein Sprecher der Wien Holding nicht sagen. „Es ist deutlich weniger als ein Stadtrats- Gehalt. Die Summeliegt brutto im vierstelli­gen Bereich.“Die Reisekoste­n für Brauners Tätigkeit als „Stadtbotsc­hafterin“werden künftig zum Großteil von der Eurocomm, dem Auslandsko­mmunikatio­nsnetzwerk der Stadt Wien, bezahlt. Die Eurocomm fällt in Oblaks Verantwort­ungsbereic­h.

Ob der Job der „Bevollmäch­tigten für Daseinsvor­sorge“nach dem Auslaufen von Brauners Vertrag noch einmal vergeben wird, könne jetzt noch nicht gesagt werden: „Ich kann nicht in die Zukunft blicken“, sagt der Holding-Sprecher. Man werde schauen, wie gut der Job „funktionie­rt“.

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Brauner wird die Wiener Daseinsvor­sorge internatio­nal bewerben

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