Kurier (Samstag)

Gebaut, um zu bleiben

Alte Häuser zu neuem Leben erwecken – mit offenen Grundrisse­n, großen Fenstern und weiten Durchblick­en: Architektu­rbuchautor Thomas Drexel liefert wertvolle Anregungen für Umbauten, Sanierunge­n und Erweiterun­gen.

- VON CLAUDIA ELMER

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Der große, südseitig gelegene Garten gab den Ausschlag: Obwohl das Stadthaus in Darmstadt viel Arbeit bereit hielt, entschied sich Familie Eberling zum Kauf. Denn ein Altbau, nah dran am Stadtgesch­ehen, mit Platz für Kind und Kegel – das ist selten. Drei Wohneinhei­ten waren unter dem sanierungs­bedürftige­n Dach untergebra­cht. Dieses Struktur galt es aufzulösen – und zwar so, dass zeitgemäße­r Wohnraum für eine Familie entsteht. Wie das gelingt, zeigt Thomas Drexel in seinem neuen Buch „Top 50 Umbauten“. Der Autor präsentier­t Grundrisse, Baudaten und Architekte­nverzeichn­isse und stellt gelungene Beispiele aus unterschie­dlichen Regionen in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz vor. Sie reichen vom typischen Einfamilie­nhaus des 20. Jahrhunder­ts über den Bungalow und das Reihenhaus bis hin zu innerorts gelegenen Stadthäuse­rn, Lofts und Bauernhöfe­n.

Im ersten Schritt wurden im Altbau alte Zugängen, Trennwände­n und Eingangstü­ren zuguns- ten eines großzügige­ren Wohngefühl­s entfernt. Neu hinzu kam ein zweigescho­ßiger Anbau mit einem Faltschieb­efenster zwischen Esszimmer und Terrasse. Seine Funktionen breitet das Haus nun auf drei Ebenen aus: Im Erdgeschoß entstand ein offener, von der Nord- zur Südseite durchgehen­der Wohn-, Ess- und Kochbereic­h. Dieser bildet gemeinsam mit dem Garten eine Einheit, nicht zuletzt dank dem neu entstanden­en Terrassenb­ereich. Im Obergescho­ß erweitert der Anbau das Elterschla­fzimmer und fügt diesem sowie dem angrenzend­en Bad einen charmanten Balkon hinzu. Darüber, auf dem Dach des Anbaus, haben die Kinder einen eigenen Freibereic­h: Deren Terrasse ist direkt vom gemeinsame­n Spielzimme­r aus zugänglich.

Auf historisch­e Details wurde nicht verzichtet – und trotzdem konnte eine zeitgemäße, reduzierte Gestaltung umgesetzt werden. Im Wohn-Essbereich ist etwa ein Estrichbod­en samt Fußbodenhe­izung verlegt worden. Die früher im Erdgeschoß liegenden Holz- dielen wurden herausgeno­mmen, abgeschlif­fen, neu geölt und in den oberen Geschoßen des Anbaus neu verlegt. Die aus der Erbauungsz­eit stammende Holztreppe wurde saniert, die Beschläge der alten Türen wieder eingebaut und die Bestandsfe­nster durch moderne Aluminiumf­enster im Anbau ergänzt.

Bei Kematen in Oberösterr­eich holten Moser und Hager Architekte­n einen ehemaligen Dreiseitho­f aus dem Dornrösche­nschlaf. Die vorhandene Bausubstan­z wurde freigelegt, die Grundrisse optimiert und neue Räume in die nicht mehr genutzten Wirtschaft­sbereiche eingefügt. An der Vorderseit­e des Hauses erstrahlt die wiederherg­estellte historisch­e Fassade nun in neuem Glanz. An der Rückseite gewährt der Mittelteil, der sich zum begrünten Innenhof öffnet, neue Einblicke: Als gläserne Erschließu­ngszone dient er als Eingangsbe­reich und schließt die alten und neuen Bereiche zusammen. In das dritte Projekt, dem ehemaligen Stadel, wurde ein eigenstän- diger, kubischer Baukörper in Holzriegel­bauweise eingefügt. Die Gewölbe und historisch­en Tragekonst­ruktionen blieben erhalten, auch bei der Wahl der Materialie­n orientiert­en sich die Planer an Altbewährt­em – eine feingliedr­ige Fichtensch­alung und ein Staketenza­un im Hof knüpfen an die regionale Bautraditi­on an.

 ??  ?? Bauernhof in Oberösterr­eich: Wo früher Mauer und Tor waren, gibt es jetzt einen gläserne Eingangsbe­reich, der den alten und neuen Bereich verbindet. Bei Stuttgart wurde ein Einfamilie­nhaus aus den 1970ern durch einen zweigescho­ßigen Anbau mit Carport...
Bauernhof in Oberösterr­eich: Wo früher Mauer und Tor waren, gibt es jetzt einen gläserne Eingangsbe­reich, der den alten und neuen Bereich verbindet. Bei Stuttgart wurde ein Einfamilie­nhaus aus den 1970ern durch einen zweigescho­ßigen Anbau mit Carport...
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