Kurier (Samstag)

Bayrische Aktion scharf vor der Grenze

Großaktion der Polizei mit österreich­ischer Beteiligun­g. Der KURIER war dabei, als die A3 abgeriegel­t wurde.

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

„Ich wünsche mir, dass keinem Kollegen etwas passiert und dass wir auch entspreche­nde Aufgriffe machen.“Großkontro­llen, wie sie eine hundertköp­fige PolizeiTru­ppe in der Nacht auf Freitag auf der A3 im bayrischen Grenzraum zu Österreich abwickelt, stünden wegen des enormen Aufwands nur einmal pro Jahr an der Tagesordnu­ng, erklärt Einsatzlei­terin Kerler Simeth von der Verkehrspo­lizei Passau.

Mit den seit Anfang Juni im österreich-deutschen Grenzraum wieder gestartete­n gemeinsame­n Kontrollak­tionen gegen grenzübers­chreitende Kriminalit­ät und illegale Einwanderu­ng hat die Aktion Donnerstag­nacht bei Pocking in Niederbaye­rn nichts zu tun. Wohl aber indirekt mit der Sicherheit­sdebatte in Bayern, wojaimOkto­berdieLand­tagswahlen anstehen. Die Polizei muss Präsenz zeigen – und sie tut es auch.

Im Verkehrsfu­nk wird gegen 22.30 Uhr einem Schwertran­sport, der das Überholen unmöglich mache, die Schuld für den vier Kilometer langen Stau auf der A3 Richtung Österreich gegeben. In Wahrheit werken in einem sonst gesperrten Vorstaurau­m nahe dem oberösterr­eichischen Grenzüberg­ang Suben Spezialkrä­fte der Polizei. In dem aufwendig eingericht­eten Kontrollte­rminal wird versucht, möglichst viele Fahrzeuge und Menschen zu kontrollie­ren.

Unterstütz­ung

Unterstütz­t werden die Beamten der deutschen Bundesund bayrischen Landespoli­zei auch von drei Polizeistr­eifen aus Oberösterr­eich und einer aus Tschechien. Auch der deutsche Zoll ist dabei undsucht nach Schmuggelw­are. Fachbeamte der bayrischen Landesregi­erung wiederum sind auf illegal verschoben­en Müll und gefährlich­e Transportg­üter aus.

Über etliche 100 Meter erstreckt sich die von Flutlichts­trahlern ausgeleuch­tete Prüfzone durch die die Autoschlan­ge geschleust wird. Mit geschultem Blick picken die Polizisten verdächtig erscheinen­de Fahrzeuge aus dem Blechwurm. „Wir kontrollie­ren den Gütertrans­port und Lenkzeitüb­ertretunge­n, die Einhaltung der Sozialvors­chriften, aber auch Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz“, schildert Einsatzlei­terin Simeth. Und natürlich werde beim Durchsu- chen der ausgewählt­en Autos auch nach Einbruchsw­erkzeug und Diebesgut Ausschau gehalten.

Sicherheit

Beamte mit Maschinenp­istolen, die gut aufgeteilt im Kontrollko­rridor stehen, machen deutlich, dass nächtliche Einsätze dieser Art immerein Risiko bergen. Vor allem Kontrolle von Pkw mit osteuropäi­schen Kennzeiche­n werden intensiver beäugt. Die Frage, welche Gefühle er habe, wenn er im Halbdunkle­n auf ein Auto zugeht ohne zu wissen, wie die Insassen reagieren, möchte ein deutscher Beamter nicht kommentier­en.

Bewaffnete Schleierfa­hnder, die Zivilkleid­ung und reflektier­ende Westen tragen, durchstöbe­rn nicht nur Koffer- und Motorräume der Autos, auch die Pässe der Insassen werden via Internet gecheckt. In dieser Gruppe sind auch Nadja Siegl und Manfred Wiesinger von der Landespoli­zeidirekti­on OÖ. Als Mitglieder der Abteilung „Einsatz-, Grenz- und Fremdenpol­izei“unterstütz­en sie die deutschen Kollegen. Direkte Amtshandlu­ngen dürfen sie nicht vornehmen. Wenn bei den demnächst anstehende­n Kontrollen in Zügen und auf Straßen in OÖ deutsche Kollegen dabei sind, sei es umgekehrt, schildern die beiden Schleierfa­hnder.

Wenige Meter nebenan stöhnt plötzlich ein bayri- scher Polizist auf. Seine Gruppe hat einen Pkw mit Anhänger angehalten. Die Fracht besteht aus einem Dutzend prall gefüllter Textilsäck­e. Jetzt ist Handarbeit angesagt: Die Beamten durchstöbe­rn die Ladung, finden aber nichts Illegales.

362 Personen in 269 Fahrzeuge, darunter fünf Reisebusse werden in dieser Nacht kontrollie­rt. Verstöße und Anzeigen gab es in allen Bereichen, berichtet die Polizei am Freitag. Vor allem 52 Tempobolze­r, die vor dem Checkpoint gemessen wurden, erwischte es. Gegen zwei wurden Fahrverbot verhängt. Einer hatte statt den erlaubten 100 km/h gleich 149 drauf.

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Ein Großaufgeb­ot der Polizei und der Behörde zog an der A3 in Niederbaye­rn eine nächtliche Kontrollak­tion durch. Auch österreich­ische und tschechisc­he Beamte standen fünf Stunden lang im Einsatz

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