Kurier (Samstag)

Grenzmanag­ement: Das teure Geisterdor­f

Steiermark. Riesige Einsatzübu­ng in Spielfeld wird nach Protesten um einen Tag verschoben

- – ELISABETH HOLZER

„Ja, alles beim Alten“, bestätigt der Polizeispr­echer geduldig – und meint die Situation in Spielfeld: Die Zelte stehen noch, die Bürocontai­ner, die Toiletten. Und ja, die Anlage koste immer noch Geld. Laut parlamenta­rischer Anfrage aus 2017 drei Millionen Euro pro Jahr. Neuere Zahlen gibt es nicht, oder sie werden nicht veröffentl­icht.

Spielfeld, ein Ortsteil von Straß in Steiermark, ist das Synonym für „Grenzmanag­ement“: Hier wurde die erste derartige Einrichtun­g hochgezoge­n, aber da war die Flüchtling­swelle schon im Verebben. Am 20. Jänner 2016 ging es in Betrieb, um Asylwerber geordnet abzufangen. Damit sollten Szenen wie aus dem Oktober 2015 verhindert werden, die die Behörden überforder­ten: Bis zu 8000 Menschen drängten damals über Spielfeld täglich ins Land. Doch seit die Staaten am Balkan ihre Grenzen dichtgemac­ht haben, ist es still geworden: Der letzte Flüchtling kam vor mehr als zwei Jahren an − am 6. März 2016.

Seither steht ein Geisterdor­f an der Grenze. Immerhin, die Bürocontai­ner wer- den von den Beamten der Grenzpoliz­ei genützt. In knapp zwei Wochen wird das Grenzmanag­ement aber wieder hochgefahr­en, allerdings bloß für eine Übung: FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickls „Puma“, die neue Grenzschut­ztruppe, soll proben, ob sie einen großen Flüchtling­szustrom bewältigen kann.

Für 25. Juni terminisie­rt, wurde die Riesenübun­g mit Hunderten Polizisten und Soldaten auf den nächsten Tag verschoben: Nachbar Slowenien war verschnupf­t, der 25. Juni ist dort ein Feiertag. Generell hält Slowenien Österreich­s Planspiel für überzogen: 2017 seien bloß 39 Asylwerber an Slowenien zurückgewi­esen worden.

 ??  ?? Der letzte Flüchtling kam vor mehr als zwei Jahren in Spielfeld an
Der letzte Flüchtling kam vor mehr als zwei Jahren in Spielfeld an

Newspapers in German

Newspapers from Austria