Kurier (Samstag)

Depression­en nach der Geburt: Mutter soll Baby erstochen haben

Vater fand vier Monate alte Tochter leblos in der Wohnung. Die Mutter verletzte sich selbst schwer.

- VON PATRICK WAMMERL UND KEVIN KADA

Erklären kann sich die Bluttat niemand, Rita T. wird als äußerst freundlich, lebensfroh und auf ihr Kind fixiert beschriebe­n. Es sollen Depression­en gewesen sein, die die 41-jährige Ungarin zu einer Wahnsinnst­at getrieben haben sollen. Sie soll am Donnerstag in der Wohnung der Familie in Ernstbrunn im Bezirk Korneuburg (NÖ) ihre vier Monate alte Tochter erstochen haben. Als Tatwaffe hat die Polizei ein Küchenmess­er und einen langen Inbusschlü­ssel sichergest­ellt.

Es war Donnerstag­nachmittag, als der Kindsvater Janos T. von seiner Arbeit im Wolfsforsc­hungszentr­um Ernstbrunn nach Hause kam. Er entdeckte den Säugling mit schweren Stichverle­tzungen, auch die Mutter des Kindes wies schwere Verletzung­en auf. Der Mann verständig­te sofort die Einsatzkrä­fte. Um keine Zeit zu ver- lieren, landete der Pilot des ÖAMTC-Rettungshu­bschrauber­s direkt auf dem Ernstbrunn­er Hauptplatz vor der Wohnung des Paares. Doch für das Baby kam jede Hilfe zu spät. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Säuglings feststelle­n.

Die Polizei geht davon aus, dass bei der tatverdäch­tigen Mutter eine psychische Beeinträch­tigung vorliegt. Die Frau soll bereits Schwierigk­eiten wegen Depression­en gehabt haben. Sie hat sich selbst schwere Verletzung­en zugefügt, vermutlich mit einem Messer, und musste im Krankenhau­s stationär aufgenomme­n werden. Aufgrund ihres psychische­n Zustandes war eine Einvernahm­e zunächst nicht möglich.

Keine Hilfe

Rita T. ist in Ernstbrunn bekannt. Erika Enzersdorf­er, eine Nachbarin des Paares, erzählt: „Ich hatte den Eindruck, dass sie die Kleine wirklich sehr geliebt hat. Sie waren oft auf dem Kinderspie­lplatz und das Kind war immer bei ihr. Sie hat es nie aus der Hand gegeben.“

Enzersdorf­er bat der Mutter selbst oftmals Hilfe oder Gespräche an: „Wir haben noch einen Kinderwage­n und Spielzeug zu Hause und das wollte ich ihr schenken. Ich hatte schon den Eindruck, dass sie mit demKindübe­rfordert war. Aber sie hat jede Hilfe abgelehnt.“

Ein paar Stunden vor der Tat sah Enzersdorf­er Rita T. noch auf der Straße. „Wir haben den Hubschraub­er gehört und hatten Vermutunge­n, dass vielleicht mit einer älteren Person etwas passiert ist. Aber so eine Tat hätten wir nie im Leben vermutet.“

Unter Schock

Die Betroffenh­eit in der Gemeinde ist groß, wie auch Bürgermeis­ter Horst Gangl erklärt: „Ich kannte sie durch ihre Tätigkeit beim Wolf-Forschungs­zentrum in Ernstbrunn. Es ist ein tragisches Ereignis für alle Menschen hier im Ort. Sie war immer ein netter und freundlich­er Mensch. Dass so etwas passiert, hätte wohl niemand für möglich gehalten.“

Regelmäßig sah der Bürgermeis­ter die Mutter mit ihrem Kind auf dem Hauptplatz. Von Problemen der Familie habe er nie etwas bemerkt.

 ??  ?? Die Ermittler waren auch am Freitagvor­mittag noch einmal vor Ort
Die Ermittler waren auch am Freitagvor­mittag noch einmal vor Ort
 ??  ?? Nachbarin Erika Enzersdorf­er hätte nie an so eine Tat geglaubt
Nachbarin Erika Enzersdorf­er hätte nie an so eine Tat geglaubt
 ??  ?? Ernstbrunn Bürgermeis­ter Horst Gangl ist tief betroffen
Ernstbrunn Bürgermeis­ter Horst Gangl ist tief betroffen

Newspapers in German

Newspapers from Austria