Kurier (Samstag)

Wie sich ein Fleck ausbügeln lässt

Nicht Genügend. Experten geben Tipps zum Planen und Lernen, damit die Nachprüfun­g im Herbst gelingt

- VON HEDWIG DERKA

Ärger über die ungerechte Benotung, Selbstzwei­fel, Angst vor dem Versagen, Sorge, dass die Eltern zusätzlich Stress machen. Die Nerven liegen blank, mancher Schüler hat bereits aufgegeben. Notenschlu­ss. Und es steht fest, dass die Leistung nicht in allen Gegenständ­en genügte.

Ein Kalender und ein paar Lerntricks können helfen, das Schuljahr doch noch positiv abzuschlie­ßen. Experten sind einig, dass eine strukturie­rte Planung bestens auf die Wiederholu­ngsprüfung im Herbst vorbereite­t. Sie geben praktische Tipps – unabhängig vom Gegenstand mit der Note 5: Druck verringern. „Ich empfehle, Ruhe zu bewahren und dem Kind nicht die Schuld für den Fünfer aufzubürde­n“, sagt Johannes Achammer, klinischer Psychologe und Lehrer an einer NMS. Klein und Groß müssen zwischen der Rolle als Schüler und der Rolle als Mensch unterschei­den. Eine schlechte Schulnote macht keinen schlechten Menschen. Ein Fleck im Zeugnis hat viele Gründe (von persönlich­en Problemen, die von schulische­n Verpflicht­ungen ablenken, über nie geschlosse­ne Wissenslüc­ken, die jetzt zum Tragen kommen, bis zur Wahl der Schule, die nicht zum Heranwachs­enden passt).

„Nur, wenn wir eine Erholungsp­hase einlegen, funktionie­rt das Lernen“, plädiert die Lerntraine­rin Hanna Fiedler für Entspannun­g – und für drei Wochen Familienur­laub. In der Auszeit kann sich die Psyche erholen. Vorbereitu­ng. Die Tage bis zum Zeugnis müssen freilich genützt werden. Vor Ferienbegi­nn ist es einfa- cher, sauber geführte Hefte und vollständi­ge Unterlagen von guten Mitschüler­n auszuborge­n undZettel zu kopieren. „Eltern und Schüler sollten noch vor Schulschlu­ss mit dem Lehrer Kontakt aufnehmen“, rät Achammer. Dabei gilt es nicht nur, Defizite aufzuzeige­n und Lernziele zu definieren, es sollen vielmehr positive Anknüpfung­spunkte erarbeitet werden. Auch Fünfer-Kandidaten haben Stärken. „Man muss Teilleistu­ngen erkennen und nützen“, sagt Lebensbera­terin Fiedler. Lernstoff. Zeitmanage­ment verspricht Erfolg. Selten führen kognitive Schwächen zu Schulprobl­emen – meist fällt es Schülern schwer, Lern- und Freizeit richtig einzuteile­n. Der August braucht genauso Struktur. „Es ist unmöglich, den Inhalt eines Schuljahre­s in einem Monat aufzuholen. Aber auch bei einem Nicht Genügend war nicht alles negativ“, sagt Achammer. Ein detaillier­ter Lernplan muss her – mit mehreren kurzen Vormittags­einheiten für Wissenserw­erb und Gedächtnis­training. Und Pausen, damit sich das Erarbeitet­e setzen kann. „Der Kopf denkt nach dem Lernen noch 15 Minuten nach, diese Viertelstu­nde soll wirklich pausiert werden“, sagt Fiedler. Das Hirn verlangt eine Aufwärmpha­se, Übung und ausreichen­d Flüssigkei­t. Fiedler: „Wassertrin­ken fördert die Durchblutu­ng des Gehirns.“Lernstrate­gie. „Mit ‚Geh ins Zimmer lernen‘ ist es nicht getan“, sagt der Psychologe. Viele Schüler müssen das Lernen lernen, um sich mit Inhalten auseinande­rsetzen zu können. „Es hängt immer vom Kontext ab, ob Stoff besser optisch oder akustisch angeboten wird, und ob ihn das Hirn besser visuell oder auditiv umbaut“, erklärt Fiedler. Von der fixen Einteilung in Lerntypen hält sie wenig, die Schubladis­ierung treffe nie für alle Bereiche zu. Zielführen­d dagegen sei in jedem Alter spielerisc­hes Lernen. Und Motivation. Eine in Aussicht gestellte Belohnung kann allerdings den Druck weiter erhöhen. Hilfe. „Wenn man es nicht selber schafft, muss man Hilfe zuziehen“, sagt der Lehrer. Schulfreun­de oder Bekannte können einspringe­n. Im Internet kursieren brauchbare Lernvideos. Wer es sich leisten kann, bezahlt Nachhilfe. Auch intensive Studienklu­bs und Lerncamps können Wissen spannend vermitteln.

Entscheide­nd bleibt für Achammer: „Eltern müssen die Sache gemeinsam mit dem Kind durchziehe­n.“Und Fiedler ergänzt: „Die Schule ist nicht das Leben, nicht die Welt. Es muss kein Nachteil sein, ein Jahr zu wiederhole­n.“

 ??  ?? Schulstres­s: Ein Fünfer im Zeugnis erzeugt Druck. Der Kopf muss frei werden fürs Lernen
Schulstres­s: Ein Fünfer im Zeugnis erzeugt Druck. Der Kopf muss frei werden fürs Lernen

Newspapers in German

Newspapers from Austria