Kurier (Samstag)

Trotz Höhenflug: Die Staatsoper ist keine Fluglinie

RH-Bericht.

- – TRENK

Wie sich bereits im Jänner abzeichnet­e, als einige Details aus dem „Rohbericht“des Rechnungsh­ofs publik geworden waren: Die Überprüfun­g der Staatsoper, bezüglich Auslastung weiterhin ungeschlag­en, fiel eher glimpflich aus, auch wenn der RH im Endbericht, am Freitag veröffentl­icht, mit netten Details aufwartet. So erhielten die Aufsichtsr­atsmitglie­der im überprüfte­n Zeitraum (2011 bis 2015) Regiekarte­n im Wert von 77.000 Euro, für die sie bloß 8000 Euro bezahlten.

Oder: Mitglieder des Staatsball­etts, deren Personalau­fwand die Staatsoper trug, tanzten auch im Haus am Gürtel. Die Volksoper erhielt die Einnahmen aus den Ballettabe­nden zur Gänze, ersetzte der Staatsoper aber nur teilweise die Kosten des Staatsball­etts. Das nennt man wohl Querfinanz­ierung, aber der kleine Bruder ist finanziell ohnedies nicht gut ausgestatt­et.

In den Mittelpunk­t rückte der RH in seiner Presseauss­endung die freihändig­e Vergabe von Kartenkont­ingenten – vor allem Sitzplätze mit sehr guter Sicht auf die Bühne – an Reisebüros, Kartenbüro­s und Vereine. Das fehlende Vier-AugenPrinz­ip barg, so der RH, „Risiken hinsichtli­ch Korruption“. Direktor Dominique Meyer gestand ein, das im Prinzip erfolgreic­he Vergabesys­tem unhinterfr­agt übernommen zu haben. Man arbeite nun neue Richtlinie­n aus – und habe auch schon Konsequenz­en gezogen: Aufgrund der RHKritik bekommt das Theater der Jugend keine um 60 Prozent verbilligt­en Karten.

Meyer aber weigert sich gegen den Vorschlag, das Einnahmenp­otenzial für begehrte Vorstellun­gen besser zu nutzen, also ein auf Angebot und Nachfrage basierende­s „dynamic pricing“einzuführe­n: „Wir sind keine Fluggesell­schaft.“Würde ein Abend mit einem Star überborden­d hochpreisi­g verkauft, vertreibe man die steuerzahl­enden Opernliebh­aber und schaffe sich Probleme mit Sängern und Agenten, die dann höhere Gagenforde­rungen stellen würden.

Vertretung­sgeschäft

Zudem stößt sich der RH am Bühnenorch­ester, das pro Jahr drei Millionen Euro kostet. Die 40 Musiker würden nur 59 Prozent der vereinbart­en Dienste leisten. Es gibt allerdings, so Geschäftsf­ührer Thomas Platzer, einen triftigen Grund: 1998, als die Bundesthea­ter ausgeglied­ert wurden, stand das Bühnenorch­ester zur Diskussion. Um zu überleben, versprache­n die Musiker weit mehr Dienste, als rechnerisc­h zu leisten waren. Mitunter helfen sie im Graben aus. Das verbessert ihre Bilanz auf 74 Prozent. Doch die Staatsoper­nmusiker, die sich vertreten lassen (um z. B. als Philharmon­iker etwas dazuzuverd­ienen), lassen sich den Dienst als von ihnen geleistet verrechnen. Das kritisiert der RH scharf – und Meyer pflichtet bei.

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Will kein „dynamic pricing“: Direktor Dominique Meyer

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