Kurier (Samstag)

Die Wirtschaft bleibt im Hoch

Prognose. Hochkonjun­ktur in Österreich setzt sich fort. Die Einkommen der Haushalte profitiere­n davon.

- VON CHRISTINE KLAFL

Notenbank-Gouverneur Nowotny hebt die Wachstumsp­rognose an.

Zuerst tauschten heimische Unternehme­n alte Maschinen gegen neue aus. Dann expandiert­en sie und weiteten die Produktion aus. Und zwar derart stark, dass die Ökonomen der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) staunen. „Die Investitio­nen überrasche­n wirklich positiv“, sagt Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Volkswirts­chafts-Abteilung der OeNB. Was die Investitio­nen betrifft (im Verhältnis zur Wirtschaft­sleistung), ist Österreich fast Europameis­ter. Nur Estland liegt höher. Auch der Wohnbau ist jetzt endlich wirklich angesprung­en.

In ihrer jüngsten Prognose hat die OeNB etliche gute Nachrichte­n parat: – Konjunktur In Deutschlan­d werden die Wachstumsr­aten gerade reihenweis­e nach unten revidiert. Die dortigen Unternehme­n investiere­n weniger, weil sie durch die US-Handelspol­itik verunsiche­rt sind. Weniger geleistete Arbeitsstu­nden durch Streiks und eine schwere Grippewell­e dämpften die Konjunktur im ersten Quartal. Österreich ist anders: Die OeNB hat die Wachstumsp­rognose für heuer von 2,8 auf 3,1 Prozent angehoben. Auch die Folgejahre sind besser als noch im März erwartet. Damit sei Österreich 2018 bis 2020 stärker als Deutschlan­d. Einen Grund für den Optimismus sieht OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny in der wirtschaft­lichen Verflechtu­ng mit Zentral- und Osteuropa. Dort erleben viele Länder gerade einen veritablen Boom. – Einkommen „Die Haushalte werden am Wirtschaft­saufschwun­g beteiligt“, sagt Ritzberger-Grünwald. Durch die „relativ guten Lohnabschl­üsse“wachsen die real verfügbare­n Haushaltse­inkommen kräftig. Und zwar um je 1,5 bis 1,6 Prozent in den Jahren 2018 bis 2020 – ein Garant dafür, dass auch die Konsumausg­aben weiter zulegen können. – Schulden Österreich könnte schon heuer ein Nulldefizi­t schaffen. Bis 2020 soll die Staatsschu­ldenquote deutlich sinken ( siehe Grafik) – auch, weil sich die Abbaubanke­n (wie die Heta) positiver entwickeln als erwartet.

Es gibt auch weniger gute Nachrichte­n. Dazu gehört die Entwicklun­g auf dem Arbeitsmar­kt. Trotz Hochkonjun­ktur fällt die Arbeitslos­enrate nicht deutlich. Mit schuld daran ist, dass das Angebot an Arbeitskrä­ften (durch späteren Pensionsan­tritt, Zuwanderun­g) stärker wächst als die Nachfrage.

Zinsen

Bei der EZB-Sitzung wurde zwar das Ende der Anleihenkä­ufe per Dezember beschlosse­n. Die Leitzinsen werden noch länger bei 0,0 Prozent bleiben, kündigte die EZB am Donnerstag an. „Wir sollten mit der Normalisie­rung aber nicht allzu lange warten“, mahnt Nowotny.

Der Zinsabstan­d zwischen dem Euroraum und den USA ist derzeit der höchste seit 1999 – und wird weiter wachsen. Das biete Anreize für Trades, meint Nowotny. Investoren könnten sich billige Euro ausborgen und in Dollar anlegen. Tendenziel­l würde das eine weitere Abschwächu­ng des Euro-Kurses bedeuten.

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