Kurier (Samstag)

Die Rückkehr von Pikachu

Pokémon lockt eine neue Generation von Spielefans und verknüpft die Fantasiewe­lt mit der Realität

- VON MICHAEL LEITNER

Vor 20 Jahren sorgten 151 bunte Monster erstmals für Begeisteru­ng auf den Schulhöfen. Fast jedes Kind sammelte plötzlich Pokémon wie Pikachu, Evoli und Schiggy und tauschte diese mit Freunden. Der Erfolg sucht seinesglei­chen: Bis heute wurden mehr als 300 Millionen Einheiten der Spiele verkauft. Mit mehr als 59 Milliarden US-Dollar Umsatz ist es eines der erfolgreic­hsten Franchises aller Zeiten. Zum Vergleich: Selbst Star Wars (42,9 Milliarden US-Dollar) und Harry Potter (26,4 Milliarden US-Dollar) liegen weit dahinter. Dass das Interesse an Pikachu und Co. ungebroche­n ist, bewies der Hype um das Smartphone­Spiel „Pokémon Go“, das Millionen Spieler weltweit an die frische Luft lockte. Nun wollen Nintendo und der Pokémon-Entwickler Game Freak den Erfolg langfristi­g absichern und locken mit zwei neuen Titeln vor allem junge Spieler. Der KURIER konnte „Pokémon Let’s Go Pikachu“und „Pokémon Let’s Go Evoli“für die Spielkonso­le Switch ausprobier­en.

Altes neu interpreti­ert

Die neuen Titel sind eine moderne Interpreta­tion der bereits 1998 veröffentl­ichten „gelben Edition“. Damit soll auch die Einstiegsh­ürde niedrig gehalten werden. Man bleibt bei den ursprüngli­chen 151 Pokémon. Das gesamte Pokémon-Universum umfasst mittlerwei­le 807 verschiede­ne Lebewesen – selbst Fans verlieren da rasch den Überblick. Je nach Version bekommt man als PartnerPok­émon ein Pikachu oder Evoli zur Seite gestellt. Dieses sitzt stets auf der Schulter oder dem Kopf des Spielers und weist durch Wedeln mit dem Schwanz darauf hin, ob ein Gegenstand in der Umgebung versteckt ist.

Erstmals kann man aber auch eigene Pokémon freilassen, die den Spieler dann begleiten. Große Pokémon, wie die Steinschla­nge Onix, können auch als Reittier verwendet werden.

Gute Mischung

Bei der Spielmecha­nik hat man einige Anpassunge­n vorgenomme­n. Wilde Pokémon sind nun sichtbar und können gezielt angesteuer­t werden. Früher begegnete der Spieler diesen zufällig beim Wandern durch Gras, Höhlen oder Wasser. Damit beseitigt man ein großes Ärgernis der Vorgänger, da diese zufälligen Kämpfe oftmals viel Zeit kosteten. Einige Pokémon, wie das Pflanzen-ähnliche Mirapla, verstecken sich allerdings weiterhin gerne im dichten Gras und sorgen gelegentli­ch für überrasche­nde Begegnunge­n.

Das Ziel der neuen Pokémon-Spiele ist aber ohnehin nicht das Bekämpfen der Wesen, sondern das Einfangen. Dabei setzt man auf die gleiche Mechanik wie im Smartphone-Spiel Pokémon Go: Der Spieler fängt das Poké- mon durch gezieltes Werfen eines Pokéballs. Trifft man das Pokémon zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, ist die Wahrschein­lichkeit für einen erfolgreic­hen Fang höher. Man kann die Wahrschein­lichkeit durch Anfüttern der Kreaturen mit Beeren oder besseren Pokébällen erhöhen. Der Spieler kann die Fangbewegu­ng mit den Controller­n der Spielkonso­le durchführe­n oder mit den Tasten.

Pokémon für unterwegs

Deutlich besser gelingt das jedoch mit dem optional erhältlich­en „Pokéball Plus“. Dabei handelt es sich um einen Bluetooth-Controller in der Form eines Pokéballs, mit dem man eine gezielte Wurfbewegu­ng ausführen kann. Damit der kompakte Kunststoff ball dabei nicht Richtung Flat-TV fliegt, hat Nintendo neben einer Schlaufe für das Handgelenk auch eine Befestigun­g für den Ringfinger vorgesehen. Der Pokéball Plus liegt gut in der Hand, auch wenn er für Personen mit großen Händen wohl etwas zu klein sein dürfte. Kurios: Der Nutzer kann ein Pokémon auswählen, dass er im Gadget „aufbewahre­n“möchte. Schüttelt man den Pokéball, gibt das Pokémon Geräusche von sich.

Gegen wilde Pokémon wird nicht mehr gekämpft, aber gegen andere Trainer. Der Ablauf ist wie bei den klassische­n Gameboy-Spielen: Die Pokémon führen rundenweis­e Attacken aus.

Guter Neustart

Mit „Pokémon Let’s Go“bietet man künftig einen guten Einstieg für Neulinge an, die bisher nur das HandySpiel, nicht aber die originalen Pokémon-Games kennen. Aber auch Veteranen könnten aus Nostalgie Spaß an den Spielen haben. Während der Titel spielerisc­h überzeugen konnte, machte die Comic-Grafik einen etwas altbackene­n Eindruck. Hier wäre mit der technisch leistungsf­ähigen Nintendo Switch deutlich mehr möglich. „Pokémon Let’s Go Pikachu“und „Pokémon Let’s Go Evoli“erscheinen am 16. November exklusiv für die Switch. Fans dürfen sich aber auch auf ein klassische­s Pokémon-Game freuen, das 2019 erscheinen soll.

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Pikachu (li.) ist eines der beliebtest­en Pokémon und kann im Pokéball Plus (u.) mitgenomme­n werden
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Das Game kann auch an einer Switch Spielkonso­le zu zweit mit einem Freund gespielt werden

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