Die Rückkehr von Pikachu
Pokémon lockt eine neue Generation von Spielefans und verknüpft die Fantasiewelt mit der Realität
Vor 20 Jahren sorgten 151 bunte Monster erstmals für Begeisterung auf den Schulhöfen. Fast jedes Kind sammelte plötzlich Pokémon wie Pikachu, Evoli und Schiggy und tauschte diese mit Freunden. Der Erfolg sucht seinesgleichen: Bis heute wurden mehr als 300 Millionen Einheiten der Spiele verkauft. Mit mehr als 59 Milliarden US-Dollar Umsatz ist es eines der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten. Zum Vergleich: Selbst Star Wars (42,9 Milliarden US-Dollar) und Harry Potter (26,4 Milliarden US-Dollar) liegen weit dahinter. Dass das Interesse an Pikachu und Co. ungebrochen ist, bewies der Hype um das SmartphoneSpiel „Pokémon Go“, das Millionen Spieler weltweit an die frische Luft lockte. Nun wollen Nintendo und der Pokémon-Entwickler Game Freak den Erfolg langfristig absichern und locken mit zwei neuen Titeln vor allem junge Spieler. Der KURIER konnte „Pokémon Let’s Go Pikachu“und „Pokémon Let’s Go Evoli“für die Spielkonsole Switch ausprobieren.
Altes neu interpretiert
Die neuen Titel sind eine moderne Interpretation der bereits 1998 veröffentlichten „gelben Edition“. Damit soll auch die Einstiegshürde niedrig gehalten werden. Man bleibt bei den ursprünglichen 151 Pokémon. Das gesamte Pokémon-Universum umfasst mittlerweile 807 verschiedene Lebewesen – selbst Fans verlieren da rasch den Überblick. Je nach Version bekommt man als PartnerPokémon ein Pikachu oder Evoli zur Seite gestellt. Dieses sitzt stets auf der Schulter oder dem Kopf des Spielers und weist durch Wedeln mit dem Schwanz darauf hin, ob ein Gegenstand in der Umgebung versteckt ist.
Erstmals kann man aber auch eigene Pokémon freilassen, die den Spieler dann begleiten. Große Pokémon, wie die Steinschlange Onix, können auch als Reittier verwendet werden.
Gute Mischung
Bei der Spielmechanik hat man einige Anpassungen vorgenommen. Wilde Pokémon sind nun sichtbar und können gezielt angesteuert werden. Früher begegnete der Spieler diesen zufällig beim Wandern durch Gras, Höhlen oder Wasser. Damit beseitigt man ein großes Ärgernis der Vorgänger, da diese zufälligen Kämpfe oftmals viel Zeit kosteten. Einige Pokémon, wie das Pflanzen-ähnliche Mirapla, verstecken sich allerdings weiterhin gerne im dichten Gras und sorgen gelegentlich für überraschende Begegnungen.
Das Ziel der neuen Pokémon-Spiele ist aber ohnehin nicht das Bekämpfen der Wesen, sondern das Einfangen. Dabei setzt man auf die gleiche Mechanik wie im Smartphone-Spiel Pokémon Go: Der Spieler fängt das Poké- mon durch gezieltes Werfen eines Pokéballs. Trifft man das Pokémon zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Fang höher. Man kann die Wahrscheinlichkeit durch Anfüttern der Kreaturen mit Beeren oder besseren Pokébällen erhöhen. Der Spieler kann die Fangbewegung mit den Controllern der Spielkonsole durchführen oder mit den Tasten.
Pokémon für unterwegs
Deutlich besser gelingt das jedoch mit dem optional erhältlichen „Pokéball Plus“. Dabei handelt es sich um einen Bluetooth-Controller in der Form eines Pokéballs, mit dem man eine gezielte Wurfbewegung ausführen kann. Damit der kompakte Kunststoff ball dabei nicht Richtung Flat-TV fliegt, hat Nintendo neben einer Schlaufe für das Handgelenk auch eine Befestigung für den Ringfinger vorgesehen. Der Pokéball Plus liegt gut in der Hand, auch wenn er für Personen mit großen Händen wohl etwas zu klein sein dürfte. Kurios: Der Nutzer kann ein Pokémon auswählen, dass er im Gadget „aufbewahren“möchte. Schüttelt man den Pokéball, gibt das Pokémon Geräusche von sich.
Gegen wilde Pokémon wird nicht mehr gekämpft, aber gegen andere Trainer. Der Ablauf ist wie bei den klassischen Gameboy-Spielen: Die Pokémon führen rundenweise Attacken aus.
Guter Neustart
Mit „Pokémon Let’s Go“bietet man künftig einen guten Einstieg für Neulinge an, die bisher nur das HandySpiel, nicht aber die originalen Pokémon-Games kennen. Aber auch Veteranen könnten aus Nostalgie Spaß an den Spielen haben. Während der Titel spielerisch überzeugen konnte, machte die Comic-Grafik einen etwas altbackenen Eindruck. Hier wäre mit der technisch leistungsfähigen Nintendo Switch deutlich mehr möglich. „Pokémon Let’s Go Pikachu“und „Pokémon Let’s Go Evoli“erscheinen am 16. November exklusiv für die Switch. Fans dürfen sich aber auch auf ein klassisches Pokémon-Game freuen, das 2019 erscheinen soll.