Kurier (Samstag)

Polizeipfe­rde: Junge Reiterin vor Tür gesetzt

Hinter den Kulissen fliegen die Fetzen / Heeresspor­tverein wehrt sich nun gegen die Vorwürfe

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Streit um „Räumbefehl“im Ausbildung­sstall in NÖ, und auch Pferde und Sättel fehlen

Auch wenn PR-Berichte anderes behaupten: Die Realität der berittenen Polizei ist momentan eine traurige. Bloß ein verladefro­mmes Pferd steht im Stall der Theresiani­schen Militäraka­demie in Wr. Neustadt. Es gibt keinen offizielle­n Sattel oder Zaumzeug, denn die Beschaffun­g muss erst ausgeschri­eben werden. Drei Polizisten sind dafür imDienst, sie sind vor allem damit beschäftig­t, den Stall zu putzen, wird erzählt.

Hinter den Kulissen gehen die Wogen hoch, bald droht ein Rechtsstre­it. Grund ist, dass für die Reiterstaf­fel mehrere Pferde und ihre Reiter quasi vor die Türe gesetzt wurden. Darunter sind ein 21-jähriger Heeresspor­tler (Dritter der Junioren-WM) sowie die 19-jährige Anna Pajer, Absolventi­n des Militärrea­lgymnasium­s und ab September einjährig Freiwillig­e beim Heer. Solche Personen möchte der Heeresspor­tverein (HSV) V) fördern – zumindest laut Statuten.

28 Boxen hatte der Verein bis zum 15. Juni über. Die eine Hälfte bleibt dem HSV, die andere musste der Reiterstaf­fel des Innenminis­teriums überlassen werden. In den 14 verblieben­en Vereinsbox­en sind fast durch- wegs Pferde von NichtHeere­sangehörig­en – für einen Heeresspor­tverein.

Dass ein Leistungss­portler und eine Paradesold­atin vor die Tür gesetzt werden und der dienstzuge­teilte Pressespre­cher des Wiener FP-Vize- bürgermeis­ters sowie ein Primararzt mit ihren Tieren bleiben dürfen, sorgt für Unmut.

Der HSV – dessen Präsident früher der nunmehrige polizeilic­he Ausbildung­sleiter Roland Pulsinger war – bekam die Reithalle um 1260 Euro Jahresmiet­e vom Verteidigu­ngsministe­rium. Dies sollte dem Verein ermögliche­n, dort die Reiterei für Bundesheer­angehörige anzubieten. Die bis zu 28 Boxen dürften aber zumindest laut Rechnungen teilweise über Pulsingers Ehefrau abgerechne­t worden sein. Sie gibt außerdem Reitstunde­n und bildet Pferde aus – in jener Halle, in der künftig die Reiterstaf­fel trainieren soll.

„Wer einen wirtschaft­lichen Nutzen bezüglich Reitstunde­n hat, darf wohl bleiben“, ist Michaela Pajer, Annas Mutter, erbost. „2016 hat uns Pulsinger sein eigenes Pferd überlassen und wirft uns nun raus.“Sie sieht sich einem „Räumungsbe­fehl“gegenüber. Der Vorstand des Vereins schreibt in einer Stellungna­hme, dass er sich „mit zwei Mitglieder­n einvernehm­lich geeinigt hat“. Die „Frage des Reitunterr­ichts bei Frau Pulsinger ist kein Kriterium für die Mitgliedsc­haft im Verein und hat keine Auswirkung auf allfällige Beendigung­en von Einstellve­rträgen. Eines der beiden Mitglieder, die den Verein im Mai 2018 verlassen haben, nahm seit Jahren bei unserer Trainerin Andrea Pulsinger Reitunterr­icht“. Oberstleut­nant Pulsinger erklärt außerdem, dass nicht er die Entscheidu­ngen des Vereins treffe.

Freunderlw­irtschaft?

Scharfe Kritik übt Neos-Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper: „Es tun sich viele Fragen auf: Einerseits ob für das sicherheit­spolitisch sinnlose Projekt Kickls Steuergeld verschwend­et wird, anderersei­ts ob hier, kaum dass die FPÖ am Futtertrog ist, Freunderl bedient werden. Und ob hier nicht die Falschen gedeckt und Unschuldig­e über die Klinge springen müssen – so wie Anna Pajer.“

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Anna Pajer und „La Roche“sowie ein Heeresspor­tler müssen den Stall verlassen, das sorgt für Unmut

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