„Wir haben auf den Rechtsstaat vertraut“
Lokalaugenschein. In der Wiener Moschee freut man sich über das Urteil / Auf Medien reagieren die Besucher mit Skepsis
In der Mariahilfer As-Sunnah-Moschee ist die Erleichterung wegen der Aufhebung des Kultusamtsbescheids groß. Kurz vor 12.30 Uhr finden sich die ersten Gläubigen zum Freitagsgebet ein. Die Männer betreten das Haus, steigen die Treppen hinab, ziehen sich die Schuhe aus.
Ein „Salam alaikum“erfüllt immer wieder den Raum. Die mediale Berichterstattung der letzten Tage hat bei dem ein oder anderen aber Spuren hinterlassen. Wegen des anwesenden KURIER-Re- porters zeigt sich ein junger Mann erbost. „Was machen Sie hier? Ihr schreibt nur schlecht über den Islam und verbreitet Lügen“, meint er.
Imam nimmt teil
Nach und nach füllt sich der Gebetsraum. Auch ein Familienvater mit zwei Kindern schreitet über die Türschwelle. Als ein weiterer Journalist fragt, ob man mit einem Verantwortlichen sprechen dürfe, lässt ein Gläubiger seinem Unmut freien Lauf: „Ihr verdreht doch alles. Schreibt das, was wirklich passiert“, fordert er lautstark. Ein anderer Mann hält ihn zurück.
Kurz vor dem Gebet erscheint auch der Vorsitzende der Arabischen Kultusgemeinde, Zikry Gabal – und jener Imam, der im Koranunterricht ein Kind geschlagen haben soll (der KURIER berichtete).
Gabal bekräftigt, hinter dem Imam zu stehen. Am Donnerstag hatte er sich allerdings noch schockiert gezeigt. „Ich bin über alle Maßen sauer. Das ist nicht zu tolerieren. Ein Moslem schlägt seine Kinder nicht – nicht zu Hause und nicht in der Moschee. Solche Praktiken kenne ich aus dem Koranunterricht nicht“, erklärte er im Gespräch mit dem KURIER.
Gestern, Freitag, nahmen die beiden zusammen am Gebet teil. Kurz nach 13.10 Uhr wird die Tür verschlossen. Journalisten sind in der Moschee nicht erwünscht, eine Stellungnahme wird für später versprochen.
Keine halbe Stunde später verlassen die ersten Gläubi- gen den Raum. Unter den letzten kommen die beiden wichtigsten Männer hinaus. Eine Stellungnahme will niemand abgeben.
Gabal meint nur: „Wir haben auf den Rechtsstaat vertraut und sind dankbar.“Der Vorstand verweist auf einen Medientermin, der kommende Woche stattfinden soll. Auf das Prügel-Video angesprochen, lächelt der Imam selbstbewusst in die Kamera, sagt „kein Kommentar“und geht von dannen.