Kurier (Samstag)

Mehr gezielte, weniger willkürlic­he Zuwanderun­g

- MARTINA SALOMON

Der Internatio­nale Währungsfo­nds hat diese Woche die mangelnde Integratio­n von Immigrante­n in den österreich­ischen Arbeitsmar­kt trotz robuster Wirtschaft getadelt. Können wir den Fachkräfte­mangel tatsächlic­h mit Zuwanderer­n ausgleiche­n? Teilweise sicher – aber einfach wird es nicht.

Denn ein Jugendlich­er aus Gesellscha­ften, in denen die Religion über dem Staat steht, ist als Kellner schwerer einzusetze­n, als die zahlreiche­n Ungarn, die in den westösterr­eichischen Hotels freundlich und f leißig ihren Dienst verrichten. Peter Friese, Inhaber des legendären Wiener Restaurant­s „Schwarzes Kameel“erzählte kürzlich im KURIER über seine Erfahrunge­n mit manchen jungen Migranten: Die Burschen seien in den ersten beiden Lehrjahren „super“, aber „sobald sie um die 16 sind, beginnen die Probleme mit dem Frauenthem­a. Ich habe viele Frauen in Führungspo­sitionen ... – die werden dann nicht mehr akzeptiert“.

Der Clan wartet auf Geld

Auf dem letztlich von Spanien aufgenomme­nen deutschen Schiff „Aquarius“befanden sich übrigens 123 unbegleite­te Minderjähr­ige. Da geht es weniger um Flucht, als um die Hoffnung ganzer Clans auf ein besseres Leben, finanziert durch Überweisun­gen aus Europa. Deshalb sammeln sie ihr Geld für die Schlepper, denen sie ihre fittesten Burschen anvertraue­n.

Die mit privaten Spenden finanziert­en deutschen Retter, die Migranten in internatio­nalen Gewässern aus billigen chinesisch­en Schlauchbo­oten fischen, müssten diese Jugendlich­en im Sinne der Familienzu­sammenführ­ung sofort zurückschi­cken. Nur: Dorthin können sie nicht mehr. Daheim erwartet man Zahlungen aus einem der gelobten Länder, wo es unvorstell­bar viel Geld gibt, selbst für Nicht-Arbeit. Der völkerrech­tlich genau definierte Flüchtling­sstatus passt hier einfach nicht mehr. Er muss reformiert werden.

Manche der zumindest vorübergeh­end bei uns Aufgenomme­nen bewähren sich am Arbeitsmar­kt, sollen aber nach Jahren der Ausbildung dennoch abgeschobe­n werden, wie Helmut Peter, Ex-LIF-Politiker und Rösslwirt, beklagte.

Für diese Fälle braucht es auch eine Neuregelun­g. Solche Lehrlinge sollten über die RotWeiß-Rot-Card aufgenomme­n werden können, aber ohne sofortigen Familienna­chzug. Manchmal ist es ja erst die nachgeholt­e (Riesen-)Verwandtsc­haft, die die wahren Integratio­nsprobleme verursacht.

Es wäre aber ein Riesenfehl­er, zu glauben, dass die jetzigen Schwierigk­eiten vor allem durch die Migrations­welle seit 2015 ausgelöst wurden. Studien zeigen, dass Teile der schon lange davor nach Österreich und Deutschlan­d ausgewande­rten Türken und Tschetsche­nen bildungsfe­indlich, nationalis­tisch und fortschrit­tsresisten­t sind. Je größer die Gruppe, desto selbstvers­tändlicher lebt man nach den eigenen Regeln.

Wir brauchen eine gezielte und geregelte Zuwanderun­g nach dem kanadische­n Vorbild. Noch mehr willkürlic­he Zuwanderun­g in das Sozialsyst­em sprengt das europäisch­e Projekt und ebnet immer rabiateren Populisten den Weg.

Der EU-Gipfel brachte diese Woche keine wirkliche Lösung. Schon gar keine Rasche. Interessan­t ist aber schon, dass nun von Lagern die Rede ist. Auf solche Ideen wurde noch vor Kurzem mit der Nazi-Keule eingeprüge­lt.

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