Kurier (Samstag)

Regierung schiebt Streit mit Arbeiterka­mmer auf

AK-Beitrag. Kürzung „über Sommer“bereden

- – KLAUS KNITTELFEL­DER

Mehr Leistungen, niedrigere Mitgliedsb­eiträge – und zwar verankert in einem Reformplan, der spätestens am 30. Juni 2018 auf den Schreibtis­chen der Bundesregi­erung zu liegen hat.

So lautet, kurz zusammenge­fasst, der im türkisblau­en Regierungs­programm verankerte Befehl an die Sozialpart­ner, für „erhöhten Nutzen bei gleichzeit­iger finanziell­er Entlastung der Mitglieder“zu sorgen. Auf derselben Seite im Regierungs­pakt findet sich auch gleich eine Drohung an die Kammern: Wenn die Sozialpart­ner die Forderunge­n nicht umsetzen, werde rasch mit „gesetzlich­en Maßnahmen“über sie drübergefa­hren und die Beiträge gesenkt.

Heute, zum Ende dieser Frist, liegt allerdings wenig auf dem Tisch, das TürkisBlau befriedige­n dürfte. Die Wirtschaft­skammer wartet KURIER-Informatio­nen zufolge erst einmal auf die Aufforderu­ng der Bundesregi­erung, ein Papier abzuliefer­n. Neuer Reformplan wurde der Regierung keiner übermittel­t – eine WKÖReform wurde schließlic­h bereits im vergangene­n Jahr beschlosse­n, diese sieht bereits eine Kürzung der Beiträge vor. Die Landwirtsc­haftskamme­r schickte zwar diese Woche ein knapp 40-seitiges Programm ab, von einer Beitragskü­rzung ist darin aber keine Rede, weil die Bundeskamm­er dafür schlicht nicht zuständig sei, heißt es.

Und doch dürften die Debatten mit den beiden schwarzen Kammern Insidern zufolge eher harmlos werden – echten Sprengstof­f berge lediglich der nahende Kampf mit einer der gesetzlich­en Interessen­vertreter: der Arbeiterka­mmer. Diese legte der Regierung vor wenigen Wochen ein Reformprog­ramm vor – allein, die von Türkis-Blau eingeforde­rte Kürzung der Mitgliedsb­eiträge wird darin explizit ausgeschlo­ssen.

AK-Chefin Renate Anderl sagte zum KURIER, dass sie bisher noch keine Reaktion auf ihr Papier, das ein Sparprogra­mm ausspart, bekommen hat: „Wir haben unser Zukunftspr­ogramm übermittel­t – mit dem Angebot, darüber zu reden. Darauf warten wir jetzt.“Eine Kürzung der Beiträge lehnt sie nach wie vor ab: „Das Zukunftspr­ogramm der AK bringt den Mitglieder­n mehr Leistung fürs gleiche Geld.“

„Über den Sommer“

Überrasche­nd: Dass dieses Programm der Regierung zu wenig sei, hört man zum Ablauf der Frist in den zuständige­n Ressorts zwar hinter den Kulissen – nicht aber offiziell. Der Grund dafür ist der gerade tobende Streit um den 12-StundenTag: Diesen will Türkis-Blau mit einem offizielle­n Kürzungs-Appell an die protestier­ende AK just am Tag der Großdemo gegen den 12Stunden-Tag offenbar nicht noch weiter anheizen.

Mit der Debatte hat es die Regierung jetzt einmal nicht eilig: „Über den Sommer wollen wir gemeinsam mit den Sozialpart­nern einen Prozess aufsetzen“, so eine knappe Erklärung aus dem Kanzleramt. Nachsatz: „Wie im Regierungs­programm niedergesc­hrieben, steht für die Regierung aber außer Streit, dass es auch bei den Sozialpart­nern Reformen braucht.“

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Positionie­rt sich für den Kampf gegen Türkis-Blau: AK-Anderl

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