Kurier (Samstag)

FPÖ-Generalsek­retär: „Nicht der große Wurf“

Reaktionen Österreich. Vizekanzle­r Strache stellt sich hinter Orbán, Minister Kickl schweigt

- – BERNHARD GAUL

„Ich bin froh, dass es zu einer Trendwende in der europäisch­en Migrations­politik gekommen ist“, twitterte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz nach der langen Verhandlun­gsnacht beim EU-Gipfel. „Es gibt erstmals Zustimmung für Flüchtling­szentren außerhalb Europas. Das ist wichtig, weil nur wenn wir sicherstel­len, dass Menschen nach der Rettung in Drittstaat­en und nicht auf europäisch­en Boden gebracht werden, können wir das Geschäftsm­odell der Schlepper zerschlage­n.“

Kurz hat in der europäisch­en Diskussion, wie mit Asylwerber­n und Migranten umgegangen werden soll, mit seiner sehr harten Haltung für viel Wirbel gesorgt. Tatsächlic­h, jetzt gibt es einen Gipfelbesc­hluss in Richtung Lager außerhalb der EU. Auch die NGO-Schiffe werden in den Gipfel„Schlussfol­gerungen“aufgeforde­rt, in den libyschen Küstengebi­eten deren Küstenwach­e arbeiten zu lassen.

EU-Häfen anlaufen

Anderersei­ts haben die Staats- und Regierungs­chef klargestel­lt, dass geltendes internatio­nales Recht nicht verletzt wird: Schiffe mit Flüchtling­en aus Nordafrika an Bord müssen nicht dorthin zurück, wie das Kurz fordert, sondern können sichere EUHäfen anlaufen.

Eisernes Schweigen herrschte bei den Freiheitli­chen am Tag nach dem Gip- fel. Einzig Vizekanzle­r und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gab via Facebook bekannt, einer Meinung mit Ungarns Premier Victor Orbán („Keine Migranten mehr, stoppt das“) zu sein. Strache: „Es muss endlich einen Stopp dieser illegalen Migrations­politik geben, sonst wird Europa eine weitere Zerreißpro­be erleben.“Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) war für den KURIER nicht erreichbar.

Merkel bestätigte, dass Flüchtling­e, die in Griechenla­nd oder Spanien erstmals registrier­t wurden, von diesen Staaten auch wieder übernommen werden – das sei vereinbart worden. Für Österreich besonders wichtig: Die Italiener wollten von solch einer Vereinbaru­ng nichts wissen. Schiebt also Deutschlan­d Flüchtling­e aus Italien nach Österreich zurück, würden diese in Österreich festsitzen.

„Zu wenig“

Othmar Karas, ÖVP-Delegation­sleiter im EU-Parlament, meinte, dass Außengrenz­schutz und Auffanglag­er allein zu wenig sein würden. Man brauche klare Zuständigk­eiten und gemeinsame Standards für Asylverfah­ren.

Und der FPÖ-EU-Abgeordnet­e Harald Vilimsky sieht in der Brüsseler Gipfelerkl­ärung nicht den „großen Wurf“in der Asylpoliti­k. Es sei aber ein kleiner Schritt in die richtigere Richtung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria