Kurier (Samstag)

Italien verschärft Kurs gegen Retter

Neue Härte. Zufriedenh­eit nach Gipfel: „Wir sind nicht mehr allein“

- – IRENE MAYER-KILANI, ROM

Nach einem nächtliche­n Verhandlun­gsmarathon in Brüssel zeigte sich Italiens Premier Giuseppe Conte zufrieden: „Italien ist nicht mehr allein.“Conte verbuchte die Kompromiss­lösung als ersten Erfolg: „Es wurde das Prinzip eingeführt, dass diejenigen, die nach Italien kommen, in Europa ankommen“.

Bisher sah sich Italien von den anderen EU-Staaten im Stich gelassen. Die italienisc­he Regierung aus populistis­cher Fünf Sterne-Bewegung und rechtsextr­emer Lega hatte vorab gedroht, alle Gipfelbesc­hlüsse zu boykottier­en, falls Italien bei der Migrations­frage kein Gehör finde.

Skeptisch zeigte sich Innenminis­ter Matteo Salvini trotz der beschlosse­nen Ver- schärfunge­n in der Asylpoliti­k: „Ich traue den Worten nicht, wir warten auf Taten.“Der Chef der rechtsextr­emen Lega, der auf Null-Zuwanderun­g pocht und Grenzen und Häfen dicht macht, erklärte Radio Capital: „Bisher war es immer so. Alle sagen: ,Es lebe Italien‘, aber dann zahlt Italien allein.“Er wolle sehen, welche Gelder zur Verfügung gestellt werden.

Keine Medikament­e

„Das wesentlich­e Prinzip muss der Schutz der EUAußengre­nzen sein, Italien nicht allein zu lassen und konkret in Afrika zu investiere­n.“Gleichzeit­ig verschärft Salvini seinen Hardliner-Kurs. NGOSchiffe­n wird künftig nicht nur die Einfahrt in alle italieni- sche Häfen verweigert. Auch die Versorgung mit Lebensmitt­el, Medikament­en und Treibstoff wird ab sofort eingestell­t. „NGO-Schiffe werden Italien nur mehr auf einer Postkarte sehen“, polterte Salvini. Außerdem werde es keine neuen Aufnahmela­ger mehr geben, nur noch Abschiebez­entren: „Wir planen nur Rückführun­gszentren für Migranten ohne Aufenthalt­sgenehmigu­ng, eines pro Region.“Nachdem Libyen Italiens Vorschlag, dort Aufnahmela­ger zu errichten, abgelehnt hat, richtet der Minister seinen Fokus nun auf Tunesien: „Ich muss und möchte in Übereinsti­mmung mit der tunesische­n Regierung zusammenar­beiten.“

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