Kurier (Samstag)

Milchprodu­ktion steigt: Alles Käse

Die Bauern bekommen weniger Geld pro Liter Milch. Butter wurde aber nicht billiger

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die größte österreich­ische Molkerei Berglandmi­lch wird künftig jährlich um 15.000 Tonnen mehr Käse produziere­n. 45 Millionen Euro wurden in Produktion­sanlagen am Standort Voitsberg (Steiermark) investiert. Durch kurze Transportw­ege werde sichergest­ellt, dass „die hohe Qualität heimischer Milch geschmackl­ich noch besser erlebbar wird“, betont der Generaldir­ektor der Berglandmi­lch, Josef Braunshofe­r. 300 Millionen Liter Milch werden künftig an diesem Standort zu Käse verarbeite­t. Am Sonntag ist Eröffnung.

Gutes Timing

Die zusätzlich­e Verarbeitu­ngskapazit­ät für Milch kommtzurri­chtigen Zeit. Seit Herbst 2017 liefern die Bauern deutlich mehr Milch an die Molkereien. Das steigende Angebot hat Auswirkung­en auf die Erzeugerpr­eise. Das Milchgeld für die Bauern betrug im Dezember 2017laut Agrarmarkt Austria (AMA) noch 40,86 Cent je Liter. Im Mai dieses Jahres waren es lediglich 35,57 Cent. Laut Schätzung der AMAAustria ist er im Juni für Milch mit einem Fettgehalt von 4,2 Prozent auf 34,60 Cent gefallen. Die Liefermeng­en steigen weiter leicht an.

Bei Milch- und Milchprodu­kten sind deutliche Preisschwa­nkungen die Regel. Bei hohen Erzeugerpr­eisen steigt die Produktion so lange, bis das Überangebo­t die Preise auf Talfahrt schickt. Daraufhin wird die Zahl der Milchkühe und damit die Produktion­smenge reduziert. Wenn die Milchanlie­fermenge geringer ist als die Nachfrage, steigen die Preise wieder. Im Fachjargon nennt mansolche Schwankung­en auch den „Schweinezy­klus“.

Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger hatte bereits im Jänner einen Rückgang beim Erzeugermi­lchpreis vorhergesa­gt. Was vorauszuse­hen war: Wenn die Produktion­smenge steigt, sinken die Preise.

Die Molkereien wird man dafür nicht direkt verantwort­lich machen können. Die Berglandmi­lch ist eine Genossensc­haft und die Milchbauer­n sind die Genossensc­hafter. Das bedeutet, dass die Milchbauer­n die Höhe ihres Milchgelde­s selbst bestimmen. Mehr als der Markt hergibt, kann nicht ausbezahlt werden, weil sonst die Molkerei zusperrt. Über die Milchliefe­rmengen entscheide­n aber sehr wohl die Milchbauer­n.

Verhandlun­gspartner der Molkereien sind die drei großen heimischen Super- marktkette­n, die bei Butter auch günstige Eigenmarke­n anbieten. Die Geschäftsb­eziehungen zwischen Molkereien und dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel ist nicht friktionsf­rei. Immer wieder beschweren sich Bauern.

Für ein paar Cent mehr

Ein paar Cent mehr oder weniger für einen Liter Milch fallen den Konsumente­n oft gar nicht auf. Für die Milchbauer­n kann das aber den Unterschie­d zwischen weitermach­en und zusperren bedeuten.

Bei Milchprodu­kten wie Butter merkt man die deutlichen Preisschwa­nkungen sehr wohl in der Brieftasch­e. Der Preis für ein Viertel Kilo Butter von Eigenmarke­n der großen Supermarkt­ketten ist binnen 15 Monaten von 1,29 Euro auf rund 2,40 Euro gestiegen.

Trotz des geringeren Milchgelde­s für die Bauern ist das Preisnivea­u bei Butter bisher nicht gesunken. Ein Grund dafür ist nach wie vor die hohe Nachfrage nach Milchfett. In der Vergangenh­eit wurde Milchfett oft durch das billigere und leichter zu verarbeite­nde Palmöl ersetzt.

Doch die heftige Kritik vor allem von Umweltorga­nisationen an der Abholzung von Regenwälde­rn zur Palmölgewi­nnung hat Konsequenz­en. Der Trend geht nun zurück zum Milchfett.

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 ??  ?? Braunshofe­r: „Wir sichern die Abnahme der Milch vom Bauern“
Braunshofe­r: „Wir sichern die Abnahme der Milch vom Bauern“

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