Kurier (Samstag)

Wikimedia-Chefin: „Die Zukunft des Internets steht auf dem Spiel“

- – FLORIAN CHRISTOF

Netzpoliti­k. Nichts Geringeres als die Zukunft des Internets stehe auf dem Spiel, warnen Katherine Maher, Geschäftsf­ührerin der WikimediaF­oundation, der Trägerorga­nisation des Online-Lexikons Wikipedia, und Thomas Lohninger von der Bürgerrech­tsorganisa­tion epicenter.works vor den umstritten­en EU-Urheberrec­htsplänen. Wenn am 5. Juli das Europäisch­e Parlament in Straßburg zusammenko­mmt, wird unter anderem darüber abgestimmt, ob in der EU künftig so genannte Upload-Filter eingeführt werden oder nicht.

In der Praxis würde das bedeuten, dass alle Inhalte – egal ob Fotos, Videos, Texte oder Audiodatei­en – die auf Online-Plattforme­n von Nutzern hochgelade­n werden, von den Plattformb­etreibern vorab auf Rechtsvers­töße geprüft werden müssen. Rutschen den Filtern urheberrec­htlich geschützte Inhalte durch, haften die Betreiber der Plattforme­n für die Verstöße.

Zensurinfr­astruktur

„Es ist ein schmaler Grat zwischen Zensur und Durchsetzu­ng des Urheberrec­hts“, warnt Katherine Maher vor dem nahenden Ende des offenen Internet. „Das Urheberrec­ht gehört geschützt. Aber es ist kein Recht, das über allen anderen Rechten steht“, stellt auch Dimitar Dimitrov, EU-Policy-Director von Wikimedia klar.

Denn durch Upload-Filter würde ein System eingeführt, das das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung gefährde. Eine derartige Infrastruk­tur sei brandgefäh­rlich und komme einer „Zensurinfr­astruktur“gleich, sagt Lohninger. Weil die Plattformb­etreiber für Rechtsvers­töße haften würden, könne man davon ausgehen, dass sie sehr restriktiv­e Filter verwenden werden. Um sich nicht strafbar zu machen, würden sie im Zweifel das Hochladen von Inhalten verhindern.

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