Kurier (Samstag)

Schwarz-weiß

ORF2.

- VON NINA OBERBUCHER

„Das Leben schreibt die unglaublic­hsten Geschichte­n“, findet Peter Resetarits. Langeweile komme bei ihm deshalb auch nach mehr als zehn Jahren „Bürgeranwa­lt“nicht auf. Seit 2007 widmet sich das Format dem Kampf der „kleinen“Leute gegen Obrigkeite­n. Mehr als 1000 Fälle wurden behandelt. KURIER: Welcher war Ihr außergewöh­nlichster Fall? Peter Resetarits: Einen, der sehr berührend und auch sehr ärgerlich war, hatten wir gleich in der ersten Sendung von „Bürgeranwa­lt“. Eine junge erfolgreic­he Steuerbera­terin sitzt im Taxi und wird von einer Straßenbah­n gerammt. Sie erleidet einen Querschnit­t ganz hoch oben. Dann wurde um Schmerzens­geld und Schadeners­atz gestritten: Ist die Straßenbah­n schuld oder der Taxler? Die Frau hat immer wieder geklagt, dass es zu keinem Urteil kommt und die Versicheru­ngen auf Zeit spielen; sie irgendwann einmal stirbt und die Versicheru­ngen sich Geld sparen. Durch die Pflegekost­en und den Verdienste­ntgang lag die geforderte Summe in Millionenh­öhe.

Ausgegange­n ist die Geschichte vor zwei Jahren damit, dass die Frau wirklich gestorben ist und die Versicheru­ngen offenbar richtig taktiert haben. Die haben gewusst, dass man mit so einem Querschnit­t nur circa zehn Jahre überleben kann. Da habe ich die Härte der Versicheru­ngswirtsch­aft erlebt. Verliert man da nicht den Glauben in die Menschheit?

(Überlegt) Nein, aber man bekommt manchmal unangenehm­e Einblicke, wie Dinge ablaufen, wenn es um sehr viel Geld geht. Man bekommt auch Einblicke in Verfahrens­tricks und juristisch­e Kniffe, die zu Lasten der Bürger gehen. Und da denke ich mir: Eigentlich bin ich froh, dass ich nicht Anwalt geworden bin und selbst solche Dinge bei Gericht vortragen muss, weil da würde ich mir moralisch ganz schlecht vorkommen. Bei den Nachbarsch­aftskonfli­kten, die Sie aufgreifen, zweifelt man aber doch manchmal an der Menschheit.

Ja, aber in gewisser Weise muss man auch da Abbitte leisten. Ich habe das selbst in der Nachbarsch­aft auch schon erlebt, dass sich da so eine Eigendynam­ik entwickelt. Da versetzt einer einen Zaun, begeht eine Grenzverle­tzung und dann führt das

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