Sind die Dinge selten Jubiläumsausgabe
eine zum anderen. Plötzlich finden sich Menschen, die man als ganz normal erlebt hat, in dieser Spirale wieder. Gerade aus diesen Konflikten habe ich mitgenommen, dass meine Nachbarn sich sehr viel erlauben dürfen, bevor ich irgendetwas unternehme. Ich habe oft genug gesehen, wie man sich das Leben dadurch vermiesen kann. Werden Sie oft auf der Straße um Rat gefragt?
Ja und üblicherweise empfinde ich das durchaus als ehrenvoll. Es ist manchmal sogar so, dass ich mir denke, der Vertrauensvorschuss, der mir da entgegengebracht wird, ist mir fast ein bisschen zu hoch – zum Beispiel wenn jemand, den ich nicht kenne, die Hose vor mir Heute (17.30 Uhr, ORF2) geht es u. a. um einen Familienvater, der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt. Es gilt zu klären, ob die Ärzte die Behinderung verhindern hätten können. Nachgefragt wird im Fall einer Synchronschwimmerin, die von einem Bus überfahren wurde und jahrelang versucht hat, eine Entschädigung zu bekommen. Am Ende gibt es einen Rückblick auf die berührendsten Geschichten. herunterzieht und mir zeigen möchte, wie schlecht sein Leistenbruch behandelt worden ist. Wo ich mir denke, das könnte aber für Missverständnisse sorgen, wenn da zwei ältere Herren auf der Hütteldorfer Straße stehen und der eine sich den Leistenbruch des anderen anschaut (lacht). Das ist wirklich passiert?
Ja, und wir haben dann Daten ausgetauscht und überlegt, ob der Patientenanwalt zuständig ist oder ob das ein Fall für uns ist. Es ist eine Ehre, dass ich so eine Sendung präsentieren darf, und da ist es erwartbar, dass die Menschen einem solche Dinge anvertrauen. Fällt es Ihnen in Ihren Sendungen manchmal schwer, eigene Emotionen zurückzuhalten?
Komischerweise nicht. Es ist eher so, dass mir manchmal sogar mangelnde Empathie vorgeworfen wird. Da erzählen mir meine Redakteure eine Geschichte, von der sie eine Seite gehört haben, und für sie scheint ganz klar, wer schuld ist. Aber wenn ich etwas gelernt habe aus „Am Schauplatz Gericht“und „Bürgeranwalt“: Es gibt immer eine Gegenseite, die auch gute Argumente hat und ich fordere auch ein, die anzuhören. Schwarz-weiß-Geschichten gibt es ganz selten.