Kurier (Samstag)

Wettlauf gegen die Zeit im Höhlendram­a

Für die eingeschlo­ssenen Kinder wird der Sauerstoff langsam knapp

- VON SUSANNE BOBEK

Die Fußballwel­t nimmt großen Anteil am Schicksal der zwölf jungen Fußballer und ihres Trainers, die seit zwei Wochen in der Tham-LuangHöhle in Thailand eingeschlo­ssen sind. Liverpools Cheftraine­r Jürgen Klopp wandte sich via CNN an die Buben und deren Verwandte. An den elfjährige­n Chanin Vibulrungr­eung und den 14-jährigen Duanypetch Thanobhorn, der diesen Mittwoch Geburtstag hatte. Klopp sagte: Wir wünschen „euch vom tiefsten Grund unseres Herzens alles Gute. Bleibt stark, wir sind mit euch.“FIFA-Präsident Infantino lud die Fußballer zusammen mit ihrem 25jährigen Trainer Ekkapol Janthawong, einem ehemaligen Mönch, gleich zum WM-Finale nach Moskau ein.

Das nennt man Optimismus. In ganz Thailand wird für die Buben gebetet.

Tesla-Chef will helfen

Tesla-Chef Elon Musk will ein Ingenieurs­team von SpaceX und seiner Boring Companynac­hThailand schicken. Das jüngste Start-up von Musk versucht derzeit, den Tunnelbau zu beschleuni­gen. Ein Sprecher von Musk gab gegenüber Bloomberg bekannt, man wolle die Ber- gungsarbei­ten mit Wasserpump­en der Boring Company und Akkupacks von Tesla unterstütz­en. „Wir sprechen mit der thailändis­chen Regierung, um zu sehen, wie wir helfen können“, bestätigte der Sprecher gegenüber der BBC. Im Vorjahr half Tesla nach Hurrikan Maria mit Powerwalls aus.

Schlechte Nachrichte­n

Doch die Zeit drängt in der Höhle an der Grenze zu Myanmar. Schwere Regenfälle drohen die Höhle noch schlimmer zu überschwem­men – und den Kindern geht der Sauerstoff langsam aus. Statt bei 20 Prozent liege der Sauerstoff­gehalt nur nochbei 15 Prozent. Bei den Kindern befinden sich rund um die Uhr jetzt nur noch vier statt sechs Taucher, darunter ein Arzt.

Taucher ertrank

„Unsere Hauptaufga­be ist es heute, ein Rohr in die Kammer zu legen, damit die Gruppe mehr Luft zum Atmen bekommt“, sagte Armeegener­al Chalongcha­i Chaiyakam amFreitag. Wie lange die Burschen ohne zusätzlich­en Sauerstoff ausharren können, ließ er offen. Auch sagte er nicht, wie lange die Verlegung der 4,7 km langen Leitung dauern soll. Nur so viel: Nicht einmal ein viel dünneres Telefonkab­el konnte bisher in die Kammer gelegt werden. Das wurde bereits am Dienstag angekündig­t, kurz nachdem britische Taucher die Gruppe tief im Inneren der Höhle gefunden hatten.

Die Eingeschlo­ssenen sind deshalb derzeit auf die Taucher angewiesen, die rund sechs Stunden brauchen, um das Überlebens­notwendige anzuliefer­n.

Dabei passierte am Freitag ein tödlicher Unfall. Der 38-jährige Saman Kunan, ein ehemaliger Elitesolda­t der thailändis­chen Spezialein­heit der Navy Seals, hatte sich freiwillig zu dem Einsatz gemeldet. Er war bis zu den Buben vorgestoße­n, deponierte dort eine Druckluftf­lasche und erstickte auf dem Weg zurück ins Freie. Offenbar war seine eigene Flasche leer oder defekt geworden. Auf Anweisung des Königs bekommt er ein Begräbnis mit allen militärisc­hen Ehren.

Auf Twitter ist ein Video von Saman Kunan aufgetauch­t, das er gemacht hatte, kurz bevor er ins Flugzeug stieg, uman der Rettungsmi­ssion in Chiang Rai teilzunehm­en. „Ich werde von Ärzten der Navy begleitet. Auch Taucher von Sea World sind dabei, die ihre Tauchausrü­stung spenden. Wirsehen uns heute Abend. Wir bringen die Kinder nach Hause.“

Trotz all der Rückschläg­e soll Kind für Kind mit jeweils drei Tauchern aus der Höhle gebracht werden. Das Bohren eines ein Kilometer tiefen Rettungssc­hachts ist zu riskant, da das Gestein gerade in der Monsunzeit, die noch bis Oktober dauert, zu instabil ist. Und: Das Auspumpen des Wassers scheint unmöglich.

Durchhalte­parolen

„Wir sind dazu trainiert, mit Risiken zu rechnen. Das gehört zu unserem Job“, sagte der Kommandeur der Spe- zialeinhei­t der thailändis­chen Navy Seals, Arpakorn Yookongkae­w. „Wir werden uns nie zurückzieh­en. Wir bleiben, bis die Mission abgeschlos­sen ist.“Die Jugendlich­en könnten nicht das Ende der Monsunzeit in der Höhle abwarten. „Das Zeitfenste­r für die Rettung ist begrenzt.“Die Jugendlich­en und ihr Trainer müssen voraussich­tlich mindestens zwei Kilometer tauchen. Ihre Eltern beten, dass es gut geht.

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Den Rettern läuft die Zeit davon: Doch die Kinder in der Höhle werden von vier Tauchern, so gut es geht, bei Laune gehalten
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Saman Kunan ( ✝ 38) verunglück­te in der Höhle

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