Detektive im Einsatz für die Wirtschaft
Sie verhindern Schäden in Millionenhöhe im Kaufhausbereich, in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten und im Sicherheitsbereich.
Längere Ladenöffnungszeiten und weniger Einsatzstunden für Detektive sind eine verhängnisvolle Kombination. Eine Kombination, die den Handel Milliarden Euro gekostet hat. So das Ergebnis einer Studie des deutschen Handelsforschungsinstituts EHI, die besagt, dass es trotz Investitionen von 1,3 Milliarden Euro in technisches Equipment nicht möglich gewesen sei, das Problem der Ladendiebstähle in den Griff zu bekommen. Mehr Technik, weniger Sicherheitspersonal und weniger Kaufhausdetektive: Diese Rechnung geht zulasten der Wirtschaft – in Österreich wie auch in Deutschland. Das Handelsforschungsinstitut EHI beziffert die Schäden, die durch Ladendiebstähle im Vorjahr in Deutschland verursacht wurden, auf 3,4 Milliarden Euro. Den Großteil davon mit 2,3 Milliarden Euro würden Kunden verursachen, gefolgt von unehrlichen Mitarbeitern mit rund 820 Millionen. „Statistisch gesehen bedient sich jeder Deutsche jährlich an Waren im Wert von 27 Euro im Einzelhandel, ohne dafür zu bezahlen. Auf den Lebensmittelhandel projiziert bedeutet dies, dass nach wie vor rund jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert. Allein der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden durch Mehrwertsteuerausfälle beläuft sich auf rund 460 Millionen Euro im Jahr“, heißt es in der Studie.
Hohe Erfolgsquote
Laut der Wirtschaftskammer Wien beträgt der volkswirtschaftliche Schaden, den Ladendiebe in Österreich verursachen, 500 bis 800 Millionen Euro pro Jahr. Ladendiebstähle boomen – sei es in Supermärkten oder im Einzelhandel. Wurden früher Detektive für zwei Tage für den Kaufhausbereich engagiert, sind es heute durchschnittlich sechs Tage pro Woche. Ob Kunden, Mitarbeiter oder Lieferanten: Berufsdetektive gehen der Sache nach. „Die Erfolgsquote ist sehr hoch. Wir sehen uns alle drei Bereiche sehr genau an, sowohl die Lieferanten als auch die Mitarbeiter und die Kunden“, sagt Robert Goliasch, Obmann der Berufsgruppe Berufsdetektive in der Wirtschaftskammer Wien. Mitunter komme es auch vor, dass Mitarbeiter und Lieferanten gemeinsame Sache machen. „Der Lieferant liefert zu wenig Ware, der Mitarbeiter zeichnet jedoch ab, dass die gesamte Ware geliefert wurde, und die beiden teilen sich das Diebesgut“, erzählt Goliasch. Neben den klassischen Ladendieben, die aus unterschiedlichen Gründen Waren mitgehen lassen, sind auch organisierte Banden auf Diebestour. „Mit präparierten Kleidungsstücken und Taschen versuchen sie, die Warensicherung zu blockieren, damit kein Alarm ausgelöst wird. Die Diebesbanden haben sich darauf spezialisiert. In diesem Bereich geht es nicht um Einzelschäden von zehn bis 15 Euro, sondern um einige hundert Euro pro Diebstahl“, weiß Berufsdetektiv Robert Goliasch. Nachsatz: „Der Bedarf, im Kaufhausbereich Detektive zu engagieren, ist enorm gestiegen“.
Sicherheitscheck für Unternehmen
Was viele nicht wissen: Berufsdetektive kommen auch dann zum Einsatz, wenn es um die Sicherheit in Betrieben, Wohnungen und Häusern geht. Die Berufsdetektive sind nach der Gewerbeordnung die einzige Berufsgruppe, die Sicherheitsanalysen durchführen darf. „Wir erstellen gemeinsam mit dem Kunden eine Risiko- und Schwachstellenanalyse – zumeist im betrieblichen Bereich und nur in Ausnahmefällen im gehobenen privaten Bereich“, betont Berufsgruppen-Obmann Robert Goliasch. Berufsdetektive führen vor Ort Sicherheitschecks durch, entlarven Sicherheitslücken und beraten Unternehmer wie auch Privatpersonen, wie diese ihre Wohnung, ihr Haus oder ihre Liegenschaft vor Einbrechern schützen können. Weitere Informationen darüber finden Sie auf der Plattform „Sicher daheim“: www.sicherdaheim.at
Keine leichtfertige Mitarbeiterkontrolle
Auch in Arbeitsrechtsangelegenheiten steigt der Bedarf, Berufsdetektive zu engagieren: sei es für Vertreter-, Außendienst- oder Krankenstandskontrollen. „Die Unternehmen engagieren jedoch nicht leichtfertig Detektive, um ihre Mitarbeiter überprüfen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Meist gibt es eine sehr lange Vorgeschichte von wochen- oder monatelangen oder regelmäßigen Krankenständen von Donnerstag bis Montag oder während der Fenstertage“, erzählt Robert Goliasch. Die Detektive dokumentieren in zielgerichteten Einsätzen den Tagesablauf der Mitarbeiter. „In vielen Fällen finden wir heraus, dass der Mitarbeiter tatsächlich krank ist und tagsüber einen Arzt oder das Krankenhaus aufgesucht hat“, so Goliasch. Bei Kontrollen von Außendienstmitarbeitern wird überprüft, ob die Außendienstmitarbeiter tatsächlich Kunden vor Ort betreut haben, wie sie in Berichten angeben, oder nicht.