Kurier (Samstag)

Im Krankenhau­s werden Hühner geopfert, das ist Medizin

Der zehnte und angeblich letzte Kriminalro­man mit dem alten Leichenbes­chauer aus Laos

- – P. PISA

Den gebürtigen Londoner Colin Cotterill hat es gestört, dass es kaum intelligen­te und agile Helden höheren Alters gibt.

Deshalb erfand er vor 15 Jahren Dr. Siri, den einzigen Pathologen von Laos. Die Romane spielen während der kommunisti­schen Regierung der späten 1970er-Jahre, als das Patriotisc­he Arbeitslie­d Nr. 17 „Wir wollen jäten für die Republik“gesungen werden musste.

Siri ist 74 und brachte frischen Wind in die Krimiwelt.

Jetzt ist er bei Buch Nummer zehn angelangt – das bedeutet (angeblich): Die Serie ist zu Ende.

Vielleicht schreibt der Brite irgendwann noch Bücher über Siri in dessen jüngeren Jahren. Auch hat er ebenfalls lockere ThailandKr­imis mit der Reporterin Jimm Juree im Programm, in denen manchmal ein Skelett Hut trägt und ein Auto unter der Erde parkt.

Lieblingsh­eld

Aber zunächst ist Schluss, und im Nachruf muss jetzt stehen: Es gibt kaum eine Serie, die ihre Qualität – Geister, Spannung UND Humor – in jedem Buch halten konnte. Mit dem alten Mediziner gelang das Erstaunlic­he, und er wurde deshalb ein persönlich­er Lieblingsh­eld.

Im aktuellen Krimi des Entertaine­rs Cotterill fahren Siri und seine Madame Daeng in ein Dorf im Norden, wo Musik der Bee Gees gespielt wird und, noch überrasche­nder, im Krankenhau­s Hühner geopfert werden, damit die Patienten vielleicht doch wieder gesund werden.

Siri hat nämlich ein interessan­tes Paket bekommen, mit einem bunten Rock, in dessen Saum ein abgeschnit­tener, Finger steckte.

Wer will ihm damit was genau sagen?

Der Weg führt zu Verbrechen bei den Straßenbau­arbeitern an der Grenze zu China. Es geht um Drogen, Arsen, Schneckenf­ieber.

Nimmt man gegen Ende an Siris Begräbnis teil, heißt das noch gar nichts und ist nicht weiter schlimm. Auch wenn im Buch ein Schwanz am Hintern wächst und wächst, ist das durchaus in Ordnung. Hauptsache, die schmerzhaf­te Arthritis ist weg. Romanfigur­en haben es gut.

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Colin Cotterill, 65, lebt in einem Fischerdor­f am Golf von Thailand, wo er schreibt und Cartoons zeichnet
 ??  ?? Colin Cotterill: „Dr. Siri und die Tränen der Madame Daeng“Übersetzt von Thomas Mohr. Goldmann Verlag. 320 Seiten. 20,60 Euro.
Colin Cotterill: „Dr. Siri und die Tränen der Madame Daeng“Übersetzt von Thomas Mohr. Goldmann Verlag. 320 Seiten. 20,60 Euro.

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