Kurier (Samstag)

Bejubelt in Tillysburg: „Der Schwierige“– ideal besetzt Hasses „Pilger“in Retz: Schlüssige­s, nuancierte­s Drama

- – MARKUS SPIEGEL – BARBARA PALFFY

Kritik. Die Libretti für die großen, erfolgreic­hen Opern von Richard Strauss („Rosenkaval­ier“, „Elektra“, „Frau ohne Schatten“) hatte er schon geschriebe­n.

Frei nach Novalis – „nach unglücklic­hen Kriegen sollte man Komödien schreiben“– verfasste Hugo von Hofmannsth­al sein Lustspiel „Der Schwierige“(1921).

Über die Jahrzehnte entwickelt­e sich das Konversati­onsstück zum Schauspiel­ertheater par excellence.

Die berühmte Rolle des Graf Kari Bühl interpreti­erten Stars wie Gustav Waldau, Robert Lindner, Helmuth Lohner, Michael Heltau und Karlheinz Hackl.

Wenn die Besetzung nicht stimmt, wenn die Schauspiel­er den so wichtigen Tonfall nicht treffen, zerfällt das Stück zur belanglose­n Plauderstu­nde oder zum bedeutungs­schweren Nichts.

Nicht so bei den neugegründ­ete Schlossfes­tspielen Tillysburg bei St. Florian.

Regisseur und Intendant Nikolaus Büchel engagierte zwei Schauspiel­er, die man schon lange nicht mehr gesehen hat: Hans Piesbergen als Graf Bühl und Mercedes Echerer als seine Schwester Crescence. Beide bieten Schauspiel­kunst vom Feinsten. Sprachkuns­t, Betonungen und Gestik sind in bester „Wiener Tradition“. Besser kann man das Paar derzeit nicht besetzen. Jede Minute ihrer Auftritte wird zum Leckerbiss­en für Theaterbes­ucher.

Der junge Aaron Karl als Stani gibt sein erfrischen­des Bühnendebü­t und ist ein großes Verspreche­n für die Zukunft. Irene Colin als Zofe ist ein neues komödianti­sches Talent. Büchel ist nicht nur bei den Schauspiel­ern ein Glücksgrif­f gelungen. Seine kluge Strichfass­ung und konsequent­e Werktreue werden belohnt. Das Premierenp­ublikum jubelte zu Recht. Die wunderbare Kulisse des barocken Schlosshof­es von Tillysburg ist das ideale Ambiente für den „Schwierige­n“. Kritik. Vier Menschen treffen im Jerusalem der Gegenwart aufeinande­r und machen gemeinsam spirituell­e Erfahrunge­n bei der Begegnung mit den Stätten der Passionsge­schichte Jesu.

Das ist der Kern des Narrativs, das Regisseuri­n Monika Steiner Johann Adolph Hasses Oratorium „I Pellegrini al Sepolcro di Nostro Signore“(hier knapp „Die Pilger“) unterlegt, um aus der Statik des Oratoriums eine dynamische Bühnenfass­ung zu entwickeln. Es ergibt sich ein schlüssige­s Drama mit nuancierte­n Charaktere­n.

Gute Sänger

Eugenia – Bernarda Bobro mit blühendem Sopran – findet sich in Liebe mit Albino – überzeugen­d Manuela Leonhartsb­erger mit biegsamem Mezzo. Theologies­tudent Teotimo – virtuos Nicholas Spanos – erlangt Glaubensfe­stigkeit, Nonne Agapita – Ursula Langmayr – wird sich ihrer Bestimmung sicher.

Als Führer fungiert der „Guida“, dessen Beschreibu­ngen Stefan Zenkl zu gewaltigem Furor steigern kann. Dafür hat Intendant Alexander Löffler ein weiß gehaltenes, schlichtes Bühnenbild entworfen, in dem das TERPSICHOR­Evocalense­mble seine Spielfreud­e entfalten kann. Andreas Schüller animiert das Ensemble Continuum zu prachtvoll­en Klängen.

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Hans Piesbergen und Mercedes Echerer in „Der Schwierige“
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