Kurier (Samstag)

20 Jahre nach dem größten WM-Erfolg

Déjà-vu: Frankreich, der Weltmeiste­r von 1998, gegen Kroatien, das damals Dritter wurde

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Vor 20 Jahren wurde Frankreich das erste und bisher einzige Mal Weltmeiste­r. Vor 20 Jahren, bei der WMin Frankreich, feierte das junge Kroatien mit dem Einzug ins Semifinale den ersten großen Erfolg in der Fußballges­chichte – es war bis zur WM in Russland auch der größte Erfolg. Es war am 8. Juli 1998 als die beiden Mannschaft­en im Semifinale spielten. Das Gros der Spieler, die am Sonntag im Finale gegeneinan­der antreten, lief damals als Kleinkind mit dem Leiberl der Helden auf dem Spielplatz herum. Und Kylian Mbappe war damals noch gar nicht auf der Welt.

Die Franzosen

Der Kapitän der Multikulti­Truppe war Didier Deschamps. Zwei Jahre später holte sich die Erfolgsgen­eration noch den EM-Titel. 2001 stieg der französisc­he Baske mit 32 Jahren ins Trainerges­chäft ein. Seit 2012 ist er Teamchef und kann nun in einen elitären Zirkel aufsteigen. Bislang haben nur Franz Beckenbaue­r und Mario Zagallo den WM-Pokal als Spieler und Trainer gewonnen. Für seine Multikulti-Truppe ist der Stern, der dank Deschamps und Kollegen auf dem französisc­hen Trikot prangen darf und auch prangt, Antrieb genug. Pogba sagte: „Ich habe diesen Stern nicht gewonnen. Ich will meinen eigenen.“

Im Semifinale bei der WM 2018 saß Thierry henry auf der Trainerban­k – allerdings als Assistent des belgischen Teamchefs. Der damals 20jährige Jungstar kam für Christian karembeu ins Spiel. Dem Mann aus Neukaledon­ien liegt der Fußball in Ozeanien am Herzen, und er wirkte als Co-Autor am Drehbuch von „Die vergessene Geschichte der Kanaken“, der seine Lebensgesc­hichte beschreibt, mit.

Der wohl Talentiert­este unter den Helden war Zinedine Zidane. Der heute 46Jährige holte danach mit Real Madrid als Spieler ein Mal die Champions League, als Trainer drei Mal in Folge. Vor kurzem trat er als RealMadrid-Trainer zurück und gönnt sich eine Auszeit samt Urlaub mit der Frau und den vier Söhnen.

frank leboeuf vertrat im Finale den gesperrten Laurent Blanc. Nach der Karriere versuchte er sich im Showbusine­ss mit enden wollendem Erfolg. Im Film „Taking Sides“bekam er eine Neben-

rolle, bei der Reality-TV-Sendung „Koh-Lanta, le choc des héros“war er Kandidat.

lilian Thuram wurde Frankreich­s Rekord-Internatio­naler (142 Länderspie­le) und gründete eine Stiftung gegen Rassismus. marcel Desailly war ebenfalls Verteidige­r im Weltmeiste­r-Team, nach der Karriere gründete er eine Jugend-Akademie und wurde Athleten-Botschafte­r.

Tormann fabien Barthez ist im Motorsport aktiv. Dreimal bestritt er die 24 Stunden von Le Mans, seine beste Platzierun­g war ein zwölfter Rang 2016. Die Branche wechselte auch stephane guivarc’h. Den Ex-Newcastle-Spieler spürte vor wenigen Tagen die Sun auf, er verkauft mit einem Jugendfreu­nd in der Bretagne Swimmingpo­ols.

Die Kroaten

Die damalige Truppe hatte mehr charismati­sche Typen als die heutige.

Der damals 30-jährige Davor Šuker war ein Superstar und einer der besten Stürmer seiner Zeit. Während seiner Zeit bei Real Madrid hatte Šuker 1996 vor dem Grab von Ustascha-Führer Ante Pavelic posiert. Umstritten war er nicht nur damals, sondern ist es auch heute. – als Präsident des kroatische­n Fußball-Verbandes.

Funktionär wurde auch Zvonimir Boban. Der damalige Kapitän spielte beim AC Milan, machte nach der Karriere den Doktor in Geschichte und ist aktuell stellvertr­e- tender Generalsek­retär der FIFA, er gilt als loyaler Diener von Weltfußbal­l-Boss Gianni Infantino. robert prosinecki ist der einzige Spieler in der Geschichte der Weltmeiste­rschaften, der Tore für zwei Mannschaft­en erzielte: 1990 für Jugoslawie­n und 1998 für Kroatien. Derzeit ist er bosnischer Teamchef. Tormann Drazen ladic wurde nach der Karriere von Otto Baric zum kroatische­n Verband geholt. Er verlor den Job, weil er nach einem Unfall mit Verletzten Versicheru­ngsdokumen­te fälschte. Bei der WM 2018 ist er wieder beim Team als Assistent von Teamchef Zlatko Dalic.

slaven Bilic fiel gegen Frankreich mit einer Schauspiel-Einlage auf, weswegen Laurent Blanc ausgeschlo­ssen wurde. 2006 bis 2012 war er kroatische­r Teamchef. Im Herbst 2017 verlor er seinen Job bei West Ham und ist bis dato Privatier. Dario simic schaffte nach der WM den Sprung nach Italien, heute ist er mit 100 Spielen Kroa- tiens Rekordspie­ler und organisier­t Wallfahrte­n. Aljoša Asanovic absolviert­e 1998 alle WM-Spiele über die volle Distanz. Von 2000 bis 2001 war er bei der Wiener Austria unter Vertrag, machte aber kein einziges Spiel. Bei Teamchef Bilic war er zusammen mit dem Ex-Salzburger Nikola Jurcevic Assistent.

 ??  ?? Triumph vor 20 Jahren: Am 12. Juli 1998 jubelten Zidane, Desailly (von links) und Djorkaeff
Triumph vor 20 Jahren: Am 12. Juli 1998 jubelten Zidane, Desailly (von links) und Djorkaeff
 ??  ?? Einst und heute: 1998 war Didier Deschamps Kapitän – heute kann er als Teamchef Weltmeiste­r werden
Einst und heute: 1998 war Didier Deschamps Kapitän – heute kann er als Teamchef Weltmeiste­r werden
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 ??  ?? Einst und heute: 1998 verlor Davor Suker das Halbfinale gegen die Franzosen und wurde Dritter – heute posiert er gerne als Verbandspr­äsident der Kroaten
Einst und heute: 1998 verlor Davor Suker das Halbfinale gegen die Franzosen und wurde Dritter – heute posiert er gerne als Verbandspr­äsident der Kroaten
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