Kurier (Samstag)

Strumpfher­steller Wolford schreitet aus den roten Zahlen

Operativ soll es heuer ein Plus geben. Gelingen soll das mit etlichen Neuheiten.

- VON CHRISTINE KLAFL

Die Sängerin und Schauspiel­erin Grace Jones, die in Wolford die Spanische Treppe in Rom herunterst­eigt. Oder die Crazy-Horse-Girls, die in hauchzarte­n Geweben aus Bregenz tanzten. „In den 90er-Jahren, da hat man sich was getraut“, schwärmt Axel Dreher, seit einem Jahr Vorstandsc­hef beim Vorarlberg­er Strumpf- und Wäschekonz­ern Wolford. „Dort wollen wir wieder hin.“Auf teure Abenteuer kann er sich allerdings nicht einlassen: Der Konzern ist gerade dabei, die Restruktur­ierung abzuschlie­ßen und aus den roten Zahlen zu schlüpfen.

„Wir haben die Ärmel aufgekremp­elt“, beschreibt Brigitte Kurz, Finanzchef­in des Konzerns, das „emotional intensive Geschäftsj­ahr“. In der Verwaltung wurde der Personalst­and um die Hälfte gesenkt, die Personalko­sten wurden um gut sechs Millionen Euro reduziert, firmeninte­rne Prozesse beschleuni­gt. Die Ergebnisse für das Geschäftsj­ahr, das im April endete: Der Umsatz ging währungsbe­reinigt um 1,4 Prozent auf 149 Millionen Euro zurück. Das operative Ergebnis ist zwar noch immer negativ, das Minusverri­ngerte sich aber von 15,7 auf 9,2 Millionen Euro. Für heuer hat sich Wolford ein positives operatives Ergebnis vorgenomme­n.

Noch keine Dividende

Alle Laufmasche­n sind allerdings noch nicht aufgefange­n: Unter dem Strich wird es auch im neuen Geschäftsj­ahr keine schwarzen Zahlen geben können. Aktionäre, die auf Dividenden hoffen, werden sich noch eine Weile gedulden müssen.

Liquidität ist für Wolford kein Problem: Durch die Kapitalerh­öhung, die diese Wo- che abgeschlos­sen wurde, „ist der Kontostand um 22 Millionen Euro angewachse­n“, freut sich Finanzchef­in Kurz. Der chinesisch­e Konzern Fosun, der im Frühjahr bei Wolford eingestieg­en war, hatte sich verpflicht­et, alle neuen Aktien zu kaufen. Aber auch der deutsche Investor und Geschäftsm­ann Ralph Bartel ist mitgezogen – er hält jetzt rund 30 Prozent an Wolford. Fosun, die größte Firmengrup­pe Chinas im Privateige­ntum, besitzt rund 58 Prozent. Im Streubesit­z ist nur noch ganz wenig. Die Aktie werde an der Wiener Börse bleiben, betont Kurz. Sie werde aber vom Top-Segment „Prime Market“in den „Standard Market“wechseln.

„Ein chinesisch­er Konzern, ist das was G’scheites für Wolford?“, werden die beiden Chefs immer wieder gefragt. „Ja, das ist langfristi­g sehr interessan­t“, lautet Drehers Antwort. Fosun sei nicht nur ein Türöffner – etwa zum riesigen asiatische­n Markt. Die Chinesen würden auch dabei helfen, die richtigen Türen zu finden – etwa zum Online-Handelsrie­sen Alibaba, zu Influencer­n oder Schauspiel­ern.

Tattoos

Wolford will künftig auch jüngere Kundschaft ansprechen. Für sie haben die Bregenzer ab September einige Innovation­en parat. Dazu gehören etwa „Tattoo Tights“, durchsicht­ige Strumpfhos­en, die ein Tattoo am Oberschenk­el vortäusche­n. Für den Herbst sind Pop-upStores in berühmten Warenhäuse­rn (u.a. Steffl in Wien) geplant, in denen man Tattoo-Künstlern über die Schulter schauen kann. Mit der Herbst/Winterkoll­ektion wird Wolford auch die weltweit ersten biologisch abbaubaren Leggings und Pullover auf den Markt bringen.

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Wolford will künftig jüngere Kundinnen ansprechen, die loyalen dabei aber nicht verlieren
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WOLF O R D Finanzchef­in Brigitte Kurz, Vorstandsc­hef Axel Dreher: Setzen auf Türöffner aus China

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