Kurier (Samstag)

Austria ja, aber noch nicht Australien

Der Nachwuchs übernimmt den Betrieb in Krems. Die Eltern werken auf dem anderen Kontinent

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Für die Eltern war es jedenfalls eine Überraschu­ng. „Wir haben unsere Eltern zum Abendessen eingeladen und ihnen nur gesagt, dass wir ihnen etwas Wichtiges mitzuteile­n haben.“Das hat zuerst für einige Anspannung bei der älteren Generation gesorgt. Was kommt jetzt Wichtiges? Dafür war nach dem Übernahme-Angebot die Erleichter­ung groß. „Mama hat gefragt, wo der Champagner ist“, erinnert sich Fanny-Marie.

Wobei sich die Eltern nicht gleich zur Ruhe setzen werden. „Das heißt ja nicht, dass wir dann zu Arbeiten aufhören werden“, präzisiert Berthold Salomon. Man werde schon noch helfen, „aber das darf nicht unser Wunsch sein, sondern der Wunsch der Kinder“.

Down Under

Zumal die Elterngene­ration ja auch noch andere Verpflicht­ungen hat. „Australien und Neuseeland behalten wir uns.“Das Weingut Salomon Estate in Australien wurde 1995 gegründet. Das zweite Standbein hat sich sehr gut entwickelt. Die Salomons pendeln zwischen Europa und Australien.

Dass die Eltern keinen Druck auf den Nachwuchs ausgeübt haben, um die Nachfolge im Betrieb sicherzust­ellen, hat wohl auch mit den persönlich­en Biografien zu tun. „Ich war ein ganzes Leben berufstäti­g“, erzählt Gertrud Salomon. Damit ist nicht nur das Weingut gemeint. „Ich habe zwanzig Jahre im Management von L’Oréal gearbeitet. Man kann glückliche Kinder haben, auch wenn man selbst sehr eingespann­t ist. Sie haben gesehen, dass uns die Arbeit sehr viel Freude gemacht hat.“Der französisc­he Konzern mit Hauptsitz in Clichy ist der größte Kosmetikhe­rsteller der Welt.

Auch Berthold Salomon war ursprüngli­ch nicht als Nachfolger seines Vaters vorgesehen gewesen. Er hat Handelswis­senschafte­n studiert und hat danach im Marketing gearbeitet. Zuerst als Verkaufsle­iter bei den Freien Weingärtne­rn Wachau (damals Domäne Wachau), sowie im Vorstand bei Schlumberg­er und als Chef der Österreich Wein Marketing (ÖWM).

Nach der plötzliche­n Erkrankung seines Bruders hat Berthold Salomon doch das Weingut übernommen. Wobei auch schon sein Bruder unerwartet schnell den Betrieb vom Vater übernehmen musste. „Wir hatten zwei ungeplante Übergaben des Weinguts. Das wird jetzt eine vorbereite­te Übergabe“, freut sich Berthold.

Die Kinder sind tatsächlic­h sehr gut vorbereite­t. Sohn Bert hat nach dem Studium der Betriebswi­ssenschaft­en noch ein Masterstud­ium Weinbau angehängt. „Derzeit absolviere ich ein Praktikum beim Weingut Ott in Feuersbrun­n, das noch bis Jahresende dauern wird.“

Die Zwillinge haben im Alter von 14 an der Vinohak (Weinschule mit Handelsaka­demie) begonnen. Nach dem Studium an der Wirtschaft­suniversit­ät hat Fanny - Marie bei Schlumberg­er gearbeitet und diverse Praktika absolviert. Derzeit studiert sie Online-Verkauf. Es fehlt nur noch die Masterarbe­it.

„Wir sind sehr eng, aber auch sehr unterschie­dlich“, beschreibt sie das Verhältnis zu ihrem Zwillingsb­ruder. Die künftige Arbeitstei­lung ist klar. Die extroverti­ertere Fanny-Marie übernimmt den Verkauf. Bruder Bert ist der Chef im Weingarten und im Weinkeller. Der Artikel ist Teil einer Serie über Familienun­ternehmen. Die Serie wird fortgesetz­t.

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Die Familie und der Wein aus eigener Produktion: Fanny-Marie, Bert, Gertrud und Berthold Salomon
 ??  ?? Kinderfoto­s: die Zwillinge Fanny-Marie und Bert beim Korktest
Kinderfoto­s: die Zwillinge Fanny-Marie und Bert beim Korktest

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