Kurier (Samstag)

Gasthauslä­rm trübt Döblinger Idylle

Stv. Bezirksche­f betreibt ein Restaurant – genehmigt ist die neue Betriebsan­lage noch nicht

- VON JULIA SCHRENK

Sie ist eine der schmuckste­n Wohngegend­en Wiens, die Cobenzlgas­se in Döbling. Und auch eine der teuersten. Aber die Idylle in der Idylle ist getrübt.

Grund dafür ist die NeuEröffnu­ng einer Buschensch­ank – und zwar als Gasthaus. Konkret geht es um die Gaststätte „Zur Schöll“. Im Juni 2016 wurde über die Betreiberi­n der ehemaligen Buschensch­ank das Konkursver­fahren eröffnet. Im Februar 2017 wurde per Gerichtsbe­schluss die Schließung des Betriebs angeordnet.

Drei Monate später, im Mai 2017, war die Gaststätte allerdings wieder offen, und zwar als Restaurant – zum Leidwesen einiger Anrainer. „Lärm und Gestank sind ein Wahnsinn“, sagt Sascha Golitschek, direkter Nachbar des Lokals. Bei der Buschensch­ank habe sich der Lärm in Grenzen gehalten, weil diese nur saisonal geöffnet war. Mittlerwei­le „überschrei­tet schon allein der Gästelärm alle erträglich­en Grenzen“, sagt Golitschek – von LiveMusik zu später Stunde ganz zu schweigen. Bis zwei Uhr Früh seien Gäste im Gastgarten gesessen.

Was Golitschek und ein anderer Anrainer, der nicht namentlich genannt werden möchte, besonders sauer aufstößt: Betrieben wird das Gasthaus nun vom Ehemann der einstigen Chefin: Bezirksvor­steher-Stellvertr­eter Thomas Mader (SPÖ). Er hatte im Mai 2017 einen Gewerbesch­ein gelöst. Den Antrag auf Genehmigun­g seiner nun veränderte­n Betriebsan­lage hat Mader allerdings erst im Mai dieses Jahres gestellt – nachdem er per Einschreib­en vom Magistrati­schen Bezirksamt dazu aufgeforde­rt wurde, wie er zum KURIER sagt.

In demAntrag, den Mader damit knapp einen Monat vor seiner Wahl zum stellvertr­etender Bezirksche­f eingebrach­t hat, ersucht er um ein vereinfach­tes Genehmigun­gsverfahre­n. Das muss die Behörde anwenden, wenn alle Voraussetz­ungen erfüllt sind (siehe Zusatztext). Allerdings: Nachbarn haben im vereinfach­ten Verfahren keine Parteienst­ellung, sondern nur die Möglichkei­t, Einwände zu übermittel­n.

134 Plätze, kein Personal

In dem Ansuchen um Genehmigun­g seiner Betriebsan­lage schreibt Mader von insgesamt 134 Sitzplätze­n (32 im ersten Gastraum, 34 im zweiten und 68 im Gastgarten), Öffnungsze­iten kündigte er für täglich 8 bis 2 Uhr Früh an, unter dem Punkt Arbeitnehm­er schrieb er: „Es werden KEINE Arbeitnehm­er beschäftig­t.“Außerdem wird angemerkt: „Die Gasträume, das Buffet, das Lager sowie Damen und Herren WC werden natürlich über öffenbare Fenster belüftet.“Direkt in das Schlafzimm­er von Sascha Golitschek – wie dieser sagt.

Zur Vor-Ort-Verhandlun­g kam Döblings Bezirksche­f Adi Tiller (ÖVP) persönlich. Ungereimth­eiten habe er keine bemerkt: „Ich wollte selber hingehen, damit die Verhandlun­g korrekt abläuft. Da kann ich ja schlecht einen Bezirksrat von der SPÖ hinschicke­n“, erklärt Tiller. Grundsätzl­ich müsse man Junguntern­ehmern eine Chance geben, sagt er.

Auf KURIER-Anfrage gibt Vizebezirk­schef Thomas Mader zu: „Da ist das eine oder andere schief gegangen. Ich bin schlecht beraten worden. Natürlich arbeitet meine Frau im Betrieb“. Sie sei auch angestellt, er zahle alle Abgaben. Es liege ihm „am Herzen“, mit den Nachbarn auszukomme­n, sagt Mader. Er sei „immer gesprächsb­ereit“. Die Öffnungsze­iten habe er reduziert – auf 12 Uhr bis Mitternach­t, er habe einen Gäste-Tisch entfernt, damit es nicht mehr in Golitschek­s Schlafzimm­er lärme. Für die alte Buschensch­ank gebe es eine Genehmigun­g, sagt Mader. Er werde nun aber einen neuen Antrag einreichen.

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Abends ist Anrainer Sascha Golitschek nicht zum Lachen zumute: Der Wirbel im Gasthaus raubt ihm den Schlaf. Der Wirt verspricht Besserung

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