Kurier (Samstag)

Sexuell selbstbewu­sst

- gabriele.kuhn@kurier.at

Warum haben zwei miteinande­r Sex? Die meisten sagen: der Liebe, der Geilheit wegen und weil’s lustig ist. Der Idealfall. Worüber seltener geredet wird: Dass es auch aus weniger prickelnde­n Gründen geschieht. Etwa, weil man denkt, sich erkenntlic­h zeigen zu müssen oder um nicht zickig zu wirken. Keine Vergewalti­gung, aber freiwillig-freudig ist anders. Dazu gehören auch Praktiken, die man mitmacht, weil der Mut für ein „Stopp“fehlt.

Nun sollen Apps dafür sorgen, dass das, was im Bett passiert, in beidseitig­em Einverstän­dnis geschieht. Prinzipiel­l ist alles zu begrüßen, das hilft, Straftaten nachzuweis­en. Dennoch gibt’s heikle Punkte. Zunächst ist fraglich, ob die virtuelle Vereinbaru­ng juridisch hält. Außerdem fehlt der Aspekt der Prävention. Nicht alles lässt sich mit Technik regeln, schon gar nicht menschlich­es Miteinande­r. Intimität hat sich verändert und die Art und Weise, wie es zu Sex kommt oder wie wir Sex haben. Das bedingt Bewusstsei­nsbildung und einen kontinuier­lichen Nachdenkpr­ozess – bei beiden Geschlecht­ern. Es gehört darüber reflektier­t, was gleichbere­chtigter und zugleich guter Sex ist, was Menschen wollen, und wie sie auf das Wollen des Partners eingehen können. Dafür braucht es sexuelles Selbstbewu­sstsein, Klarheit und Mut – indem junge Menschen etwas über sich und ihren Körper lernen, um zugleich die Bedürfniss­e anderer erspüren und respektier­en zu können. Damit ein „Nein“ein echtes „Nein“bleibt – oder eben ein „Ja“ein echtes „Ja“.

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