Sexuell selbstbewusst
Warum haben zwei miteinander Sex? Die meisten sagen: der Liebe, der Geilheit wegen und weil’s lustig ist. Der Idealfall. Worüber seltener geredet wird: Dass es auch aus weniger prickelnden Gründen geschieht. Etwa, weil man denkt, sich erkenntlich zeigen zu müssen oder um nicht zickig zu wirken. Keine Vergewaltigung, aber freiwillig-freudig ist anders. Dazu gehören auch Praktiken, die man mitmacht, weil der Mut für ein „Stopp“fehlt.
Nun sollen Apps dafür sorgen, dass das, was im Bett passiert, in beidseitigem Einverständnis geschieht. Prinzipiell ist alles zu begrüßen, das hilft, Straftaten nachzuweisen. Dennoch gibt’s heikle Punkte. Zunächst ist fraglich, ob die virtuelle Vereinbarung juridisch hält. Außerdem fehlt der Aspekt der Prävention. Nicht alles lässt sich mit Technik regeln, schon gar nicht menschliches Miteinander. Intimität hat sich verändert und die Art und Weise, wie es zu Sex kommt oder wie wir Sex haben. Das bedingt Bewusstseinsbildung und einen kontinuierlichen Nachdenkprozess – bei beiden Geschlechtern. Es gehört darüber reflektiert, was gleichberechtigter und zugleich guter Sex ist, was Menschen wollen, und wie sie auf das Wollen des Partners eingehen können. Dafür braucht es sexuelles Selbstbewusstsein, Klarheit und Mut – indem junge Menschen etwas über sich und ihren Körper lernen, um zugleich die Bedürfnisse anderer erspüren und respektieren zu können. Damit ein „Nein“ein echtes „Nein“bleibt – oder eben ein „Ja“ein echtes „Ja“.