Gefühl für Effekte und gute Sänger bei Puccinis „Tosca“auf der Burg in Gars
Kritik. Ein riesiges blutbeflecktes Tuch wird über die Bühne gebreitet. Es soll an die Opfer Scarpias, des korrupten und brutalen Polizeichefs, erinnern und wird zum Memento für alle Opfer von Folter und Terror.
Das ist einer der starken Momente in der Produktion von Puccinis „Tosca“, die der dirigierende Intendant Johannes Wildner heuer auf die Bühne der Garser Burg bringt. Regie führt Wolfgang Gratschmaier (Co-Regie Stephanie Schimmer), der ein Gefühl für Effekte hat und Wert darauf legt, die Geschichte der Diva Floria Tosca und ihres revolutionär gesinnten Geliebten Mario Ca- varadossi stringent zu erzählen. Dazu hat Asim Dzino weitläufige Treppen aus der Burg heraus und eine weit vorgezogene Spielfläche gebaut. Gerlinde Höglhammer setzt bei den Kostümen auf gediegene Historizität.
Die kasachische Sopranistin Lada Kissy sieht als Tosca nicht nur attraktiv aus, sie singt auch berührend und mit der nötigen Kraft für die dramatischen Ausbrüche. Oscar Marin (Cavaradossi) gewinnt durch sympathisch lockeres Spiel und eine klangschöne Mittellage, in der Höhe wirkt die Stimme bisweilen eng. Mit dem Einspringer Michele Kalmandy als Scarpia hat man einen guten Griff getan: Er besitzt Durchschlagskraft und Volumen, ist wohl nicht der eleganteste Vertreter der Rolle, aber kann überzeugen. Als Sagrestano, der zwischen Genuss und Bigotterie schwankt, liefert Marcus Pelz eine witzige Vignette, den Spitzel Spoleta wertet Benedikt Kobels präzise Darstellung auf.
Am Pult ist Wildner Kapellmeister im besten Sinn – er koordiniert sein tüchtiges, überwiegend sehr junges Orchester, fängt, wo nötig, den Chor wieder ein und waltet umsichtig. Über dem ganzen Abend liegt ein Hauch von sympathischem Retro-Chic.