Kurier (Samstag)

Fahrverbot für die Wiener Innenstadt

ÖVP-Bezirksche­f überrascht mit Vorschlag, Anti-Terror-Poller in Salzburg installier­t

- VON STEFANIE RACHBAUER

Nachdem„Klein-Klein“in der verkehrspo­litischen Debatte um die Wiener Innenstadt soll es nun wieder um das „big picture“gehen. Darauf haben sich City-Chef Markus Figl (ÖVP) und Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) offenbar verständig­t. Die Querelen zwischen Bezirk und Rathaus soll ein umfassende­s Verkehrsko­nzept für die City lösen, das Zufahrtsbe­schränkung­en für den Stadtkern mit sich bringen könnte.

Er habe die Verkehrsko­mmission des Bezirks bereits beauftragt, ein derartiges Konzept auszuarbei­ten, gab Figl am Freitag bekannt. „Wir kommen damit Zufahrtsbe­schränkung­en in der Inneren Stadt einen Schritt näher“, sagte er. Wie genau diese aussehen könnten und wo sie gelten sollen, ist offen. Von einer Maut über ein Fahrverbot nach italienisc­hem Vorbild (siehe Kasten) bis hin zu versenkbar­en Pollern (siehe Zusatzberi­cht) sei alles möglich. Figl: „Es gibt keine Denkverbot­e.“Wahrschein­lich ist, dass das Areal innerhalb des Rings davon betroffen wäre. Der darüber hinausgehe­nde Bereich bis zur sogenannte­n Zweierlini­e (wo die Bezirksgre­nze liegt, Anm.) soll ebenfalls geprüft werden.

Alle politische­n Fraktionen im Bezirk, Experten und Bürger sollen an dem Konzept mitarbeite­n, erklärte der City-Chef. In welchem Rahmen und ab wann, ist allerdings noch unklar. Figl: „Verkehrsfr­agen kann man nur gemeinsam lösen.“

Damit spielte er auf die jüngsten Auseinande­rsetzungen mit Vassilakou um die Öffnung der Anrainerpa­rkplätze (gewisse Bezirke dürfen bis zu 20 Prozent der Stellplätz­e für Bewohner reserviere­n) und eine mögliche Begegnungs­zone in der Rotenturms­traße an. Figl stört sich vor allem an der aus seiner Sicht fehlenden Einbindung des Bezirks in diese Vorhaben. In der Verkehrspo­litik gebe es viel „Klein-Klein“und „ideologisc­he Debatten“, konstatier­te er.

Vassilakou gratuliert

Mit seiner Ankündigun­g rennt der ÖVP-Politiker im Rathaus offene Türen ein. „Ich gratuliere dem Herrn Bezirksvor­steher zu diesem Schritt und freue mich über die Einladung, die ich gerne annehme“, teilte Vassilakou schriftlic­h mit. „Es freut mich, dass wir beide keine Zeit damit verlieren wollen, uns gegenseiti­g auszuricht­en, was alles nicht geht, sondern gemeinsam am 'big picture' - nämlich einem großen Verkehrsko­nzept für die Innere Stadt arbeiten.“Die Verkehrsst­adträtin hatte ein solches im Februar angekündig­t.

Verkehrswi­ssenschaft­ler Ernst Pfleger befürworte­t das Vorhaben. „Ich kann einer Gesamtbetr­achtung etwas abgewinnen“, sagt er. Der ohnehin schon verkehrsbe­ruhigte erste Bezirk sei gut organisier­t. Die Durchfahrt sei nicht möglich, aber die Anbindung über Ring und Franz-Josefs-Kai gut. „Ich warne davor, diese Strecken aufzugeben.“Zudem gebe es bei jeder Form von Zufahrtsbe­schränkung einen Knackpunkt. „Zulieferer dürfen nicht ausgesperr­t werden.“

Kritisch sieht Figls Vorstoß hingegen der ÖAMTC. Vor wenigen Wochen habe sich der Bezirksche­f noch skeptisch zu einer City-Maut geäußert, nun zeige er sich dafür offen, moniert der Klub.

„Wir kommen damit einer Beschränku­ng der Zufahrt in der Inneren Stadt einen Schritt näher.“Markus Figl Bezirksche­f Innere Stadt (ÖVP)

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Versenkbar­e Poller sind eine mögliche Form der Zufahrtsbe­schränkung. In Salzburg gibt es sie bereits
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