Kurier (Samstag)

Wieder volle Einkaufssa­ckerl

Es schließen weniger Läden – dank der guten Konjunktur.

- VON SIMONE HOEPKE

Jammern ist der Gruß der Kaufleute, das haben schon die Phönizier gewusst. In Zeiten der aufstreben­den Onlinehänd­ler, die einen immer größeren Teil des Umsatzkuch­ens für sich beanspruch­en, hat der Spruch nicht gerade an Bedeutung eingebüßt. Dennoch zeigt eine aktuelle Studie, dass sich die Geschäfte in den Ein- kaufsstraß­en und Fachmarktz­entren deutlich besser entwickeln als befürchtet. Zumindest im Vorjahr. „Die Lage hat sich entschärft, die Zahl der Geschäfte ist im Vorjahr nur um ein Prozent zurückgega­ngen“, sagt Iris Thalbauer, Geschäftsf­ührerin der Bundesspar­te Handel.

In absoluten Zahlen haben im Vorjahr 400 Geschäfte für immer geschlosse­n. Zum Vergleich: Im Jahr davor sind 700, vor zwei Jahren 1400 und 2014 gleich 1900 Geschäfte von der Bildfläche verschwund­en. Mit anderen Worten: „Der Strukturwa­ndel hat sich 2017 überrasche­nd abgeschwäc­ht“, kommentier­t Ernst Gittenberg­er von der KMU Forschung Aus- tria die aktuelle Struktur-analyse. Die Branche profitiert von der wieder angesprung­enen Konjunktur, die den Privatkons­um und damit die Umsätze in den Geschäften ankurbelt.

Viele Geschäfte

Über zu wenige Einkaufsmö­glichkeite­n können sich die Österreich­er jedenfalls nicht beschweren. Nur den Belgiern und Niederländ­ern stehen statistisc­h gesehen noch mehr Einkaufsfl­ächen pro Kopf zur Verfügung. Neue Verkaufsfl­ächen werden hierzuland­e aktuell vor allem in sogenannte­n Fachmarkta­glomeratio­nen gebaut. Sprich: Neben einem Kreisverke­hr, wo sich ein Händler neben den nächsten platziert. Aus Sicht der Händler sind das günstige und damit attraktive Flächen, erläutert Roman Schwarzene­cker vom Beratungsu­nternehmen Standort+Markt. „Fachmarktz­entren sind eingeschos­sig, haben keine Rolltreppe­n, geringere Bau- und Betriebsko­sten.“

Dass diese Flächen genehmigt werden, stört dann oft die Kaufleute in den Innenstädt­en, denen Kundschaft abgezogen wird. Vielerorts kommt es zu Leerstände­n in der Altstadt. Thalbauer spielt den Ball an die Politik. Es brauche bessere Parkplatzl­ösungen und mehr Augenmaß bei den baulichen Vorschrift­en.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria