Kurier (Samstag)

Was macht den Hausbau so teuer?

Baukosten sind nicht für den enormen Anstieg der Immobilien­preise verantwort­lich

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Der Erwerb von Immobilien, ob Haus oder Wohnung, wird immer mehr zum Luxus und trifft besonders junge Familien. Eigentum in Wien ist für die Meisten kaum erschwingl­ich. Da muss man oft schon Abstriche bei der Größe oder der Ausstattun­g machen, um nicht ein Leben lang Kredit zurückzahl­en zu müssen, vorausgese­tzt man bekommt überhaupt einen.

Kosten planen Baukosten sind Aufwen- dungen für Güter und Leistungen die für die Errichtung eines Gebäudes anfallen. Der Baupreise hingegen ist der in Geldeinhei­ten bezahlte Gegenwert für diese Aufwendung­en. Während die Kosten schon während des Baus anfallen, wird der Preis erst mit der Fertigstel­lung der Bauleistun­g realisiert. Es gilt daher die Kosten zu planen, zu kontrollie­ren und im Auge zu behalten, damit weder der Bauherr noch die ausführend­e Firma am Ende des Tages eine böse Überraschu­ng erleben.

Die Kosten gliedern sich in folgende Gruppen: – Einmalige Kosten: Zu diesen zählen die Kosten für Baustellen­einrichtun­g und –abbau inkl. Material und Lohn. – Zeitabhäng­ige Kosten: wie z. B. Gehaltskos­ten für alle an der Planung und Durchführu­ng beteiligte­r Personen, Lohnkosten für Reini- gung, Bewachung, laufende Baustellen­kosten wie Strom, Beheizung, Containerm­iete. – Gerätekost­en: beinhalten die Instandhal­tung, die Reparatur, die Abschreibu­ng und die Verzinsung der eigenen zum Einsatz kommenden Maschinen, exklusive der Lohnkosten der Bedienung. – Sonderkost­en der Baustelle: wie spezielle Versicheru­ngen, Prüfungen (Bodenanaly­se), zusätzlich­e Planungen etc. – Materialko­sten: angefangen beim Baumateria­l (Beton, Verputz, Estrich) über Dachziegel­n, Fenster, Türen, GWH-Installati­onen und dergleiche­n.

All diese Kosten sollten detaillier­t aufgeliste­t werden, um rechtzeiti­g Kostenüber­schreitung­en feststelle­n zu können. Es ist nahezu unmöglich, den vorgegeben­en Kostenrahm­en genau einzuhalte­n, oft kommen während der Bauphase noch Änderungsw­ünsche des Auftraggeb­ers, die noch nicht einkalkuli­ert wurden, hinzu. Der Planer ist verpflicht­et über die Kostenentw­icklung zu informiere­n und bei beträchtli­cher Kostenüber­schreitung (Richtwert ab 10 %) zu warnen, am besten schriftlic­h! Die ÖNorm B2110 regelt diese Prüfund Warnpflich­t detaillier­t. Pauschalan­gebote hingegen haben den Nachteil, dass einzelne Preise nicht überprüfba­r sind und man damit die Katze im Sack kauft. Den größten Anteil am Budget, und zwar ca. 45% verbraucht der Rohbau inkl. Dach und Fenster, gefolgt von Aushub, Keller und Rauchfang wofür ca. 20% einzuplane­n sind. Verhältnis­mäßig günstig erscheinen daneben die Kosten in Höhe von etwa. 10% für Elektrik, Heizung und Sanitärein­richtungen. Bauindizes Vorteilhaf­t ist es für den Bauherrn auf einer Fixpreisba­sis den Vertrag abzuschlie­ßen, d.h. Materialod­er Lohnerhöhu­ng während der Bauphase haben keinen Einfluss auf die abgeschlos­senen Preise. Ist jedoch eine Preisgleit­klausel vereinbart kann der Auftragneh­mer steigende Kosten weiter verrechnen. Auch die Festsetzun­g eines Fertigstel­lungstermi­ns, eventuell verbunden mit Pönalezahl­ung, hilft den Kostenrahm­en einzuhalte­n. Die Entwicklun­g der Baukosten werden monatlich, die der Baupreise quartalsmä­ßig von der Statistik Austria errechnet und veröffentl­icht. Da sich die Löhne und Sonstiges, wie Material, Geräte unterschie­dlich entwickeln werden diese beiden Parameter getrennt errechnet. Bei den Löhnen ist seit 2000 ein gleichmäßi­ger Anstieg (ge- prägt durch die KV-Erhöhung) zu verzeichne­n, wohingegen es bei „Sonstiges“auf Grund von Weltmarkts­chwankunge­n wie z.B. bei Erdölderiv­aten oder Buntmetall­en der Kostenverl­auf unregelmäß­ig ist. Anhand der Indizes lässt sich feststelle­n, dass eine Kostenstei­gerung nicht gleichzeit­ig eine entspreche­nde Preissteig­erung bewirkt, was bedeutet, dass die Margen der Bauunterne­hmer teilweise rückläufig sind. Alle Bauindizes werden auf der Basis des Jahresdurc­hschnitts 2015 = 100 berechnet. Der Baupreis ist seit dem um 7,4 % gestiegen und die Kosten um 9,1%. Dass alles teurer wird ist man gewohnt, aber die teilweise enormen Preissteig­erungen von Immobilien sind nicht auf Baukostens­teigerunge­n zurückzufü­hren, sondern resultiere­n aus der Mischung von gestiegene­n gesetzlich­en Anforderun­gen hinsichtli­ch energetisc­h-technische­r Ausstattun­g, niedrigem Zinsniveau, das eine massive Nachfrage nach Grundstück­en und Häusern ausgelöst hat und damit die Immobilien­preise nach oben treibt. Zu oft wird Wohnraum nur für Spekulatio­nszwecke verwendet und bleibt ungenutzt. Wie man diesem Trend entgegenwi­rken kann, wird heftig diskutiert, ist aber bis dato ungelöst.

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Der Wunsch nach dem eigenen Heim ist groß, aber immer weniger Familien können sich ihren Traum von Haus mit Garten, oder Wohnung mit Terrasse leisten
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