Russischer Maulwurf in US-Botschaft
Moskau. Secret-Service-Agentin war über Jahre Informantin des russischen Geheimdienstes
Sie war für die Sicherheit von US-Diplomaten und Spitzenpolitikern in Russland zuständig, hatte Einblick in deren Terminkalender und eMails – und teilte diese Informationen regelmäßig mit dem russischen Geheimdienst FSB.
Ein Bericht des britischen Guardian enthüllt eine Spionageaffäre, die an die finstersten Zeiten des Kalten Krieges erinnert. Dem russischen Geheimdienst war es offensichtlich gelungen, eine Agentin in das Team des Secret Service an der US-Botschaft in Moskau einzuschleusen. Dort war die Russin über zehn Jahre tätig, bis sie 2016 bei einer Routinekontrolle aufflog.
Wie alle Mitarbeiter des Secret Service war die Frau für den persönlichen Schutz von Politikern, Diplomaten und wichtige Infrastruktur wie TelekommunikationsNetze zuständig.
Als Russin wurde sie speziell für deren Kontakte zur russischen Regierung eingesetzt. Dafür aber hatte sie nicht nur Zugang zu den Terminkalendern, sondern auch zum internen eMail-Verkehr des Secret Service.
Wie aktiv die Agentin dabei war, geheime Informationen zu sammeln, belegen Aussagen ihrer Kollegen, die ihre eMail-Anfragen regelmäßig zurückwiesen, mit dem Hinweis, dass die Weitergabe der geforderten Daten strengstens verboten sei. Geheimdienst-Insider schließen nicht aus, dass die Russin auch Daten beschaffte, die russischen Hackern Angriffe auf den US-Wahlkampf 2016 ermöglichten.
Wie es die Frau geschafft hat, die eigentlich strengen Kontrollen aller Kandidaten für einen so heiklen Job unentdeckt zu überstehen, ist vorerst ein Rätsel.
Nach Auskunft eines Informanten waren es die „regelmäßigen Kontakte mit dem FSB“, die die interne Sicherheitskontrolle des Außenministeriums auf ihre Spur brachten: „zahllose nicht genehmigte Treffen und schriftliche Absprachen“. Zugleich waren auch schon CIA und FBI auf sie aufmerksam geworden, ließen aber das Secret Service selbst die eigene Mitarbeiterin jagen. Als die Agentin schließlich aufgeflogen war, versuchte man sie möglichst unauffällig loszuwerden, um einen Skandal zu vermeiden. Also wurde sie im Rahmen einer umfassenden Personalkürzung ebenfalls entlassen.
Das Secret Service versucht seither die Angelegenheit herunterzuspielen. Die Frau habe keinerlei Zugang zu heiklen Daten und Informationen gehabt. Andere Behörden sollen bereits eine eingehende Untersuchung des gesamten Secret Service fordern, um eine derartige Lücke in Zukunft zu verhindern.