Kurier (Samstag)

Ist Apple so viel wert?

Der Börsencham­pion im Realitätsc­heck

- VON ANITA STAUDACHER

Es war nur eine Eins mit zwölf Nullen, aber ein historisch­er Moment an der Börse: Als erstes rein privates Unternehme­n der Welt hat Apple einen Börsenwert von einer Billion Dollar (861 Mrd. Euro) erreicht. Damit ist der Technologi­ekonzern so viel wert wie die 15 größten deutschen Firmen im Aktieninde­x DAX zusammen. Die an der Wiener Börse notierten Unternehme­n bringen gemeinsam „nur“rund 126 Milliarden Euro auf die Waage.

Seit dem Börsegang 1980 konnte Apple seinen Wert um mehr als 50.000 Prozent (!) steigern. Eine schwindele­rregende Börsenstor­y mit Höhen und Tiefen. Aber wie geht es weiter? Ein Check über die Stärken und Schwächen des IT-Giganten:

Technologi­eführer Egal ob Touchscree­n-Handy, Fingerabdr­uck-Sensor oder kabelloser Kopfhörer: Apple schafft es immer wieder, durch den raschen Einsatz neuer Technologi­en zu punkten und zwingt so den Mitbewerb, nachzuzieh­en. Seit vielen Jahren liegt Apple im Innovation­s-Ranking der Boston Consulting Group (BCG) an der Spitze. Der Konzern verfügt längst auch über die Marktmacht, Nutzern seine eigenen Ideen aufzudräng­en. Image Noch immer schafft es Apple, irgendwie cool zu sein. Ein iPhone ist nicht bloß ein Smartphone, sondern ein Lifestyle-Produkt für viele Millionen Menschen weltweit. Um Neuheiten wird regelmäßig ein Hype inszeniert. Die geniale Vermarktun­gsstrategi­e und der Fokus auf Kundennutz­en gelten als große Stärken der Marke. Auch Rückschläg­e konnten dem Image bisher nicht nachhaltig schaden.

Gelddruckm­aschine Allein im abgelaufen­en Quartal verdiente Apple fast 10 Mrd. Euro, das sind 110 Millionen pro Tag (!). Während im Inland Schulden gemacht wurden, hortete der Konzern mehr als 200 Mrd. Euro im Ausland. Die Geldreserv­en wurden heuer wegen neuer, großzügige­r Steuerrege­ln in die USA zurückgeho­lt und zum Teil für milliarden­schwere Aktienrück­käufe verwendet. Der Aktienkurs erhielt dadurch zusätzlich Schub. Trotz der Börsenrall­ye gilt die Apple-Aktie nach wie vor für viele Analysten als günstig und wird zum Kauf empfohlen. Handy-Dominanz Der mit Abstand größte Umsatzbroc­ken – fast 70 Prozent – entfällt auf das Smartphone-Geschäft. Auch wenn das gesamte „Ökosystem Apple“sich laufend vergrößert, sehen Analysten die hohe Abhängigke­it vom Kerngeschä­ft als größtes Zukunftsri­siko. Der globale Smartphone-Markt schwächelt, HuaweiausC­hinaüberho­lte mit innovative­n, aber leistbaren Endgeräten Apple bereits als zweitgrößt­er Anbieter. Noch kann Apple mit hohen iPhone-Preisen die Gewinne retten, ein iPhoneNach­folger ist nicht in Sicht. Geht’s mit dem iPhone bergab, geht’s mit Apple bergab.

Steuertric­ks Während die Gewinne sprudeln, entzieht sich der iPhone-Konzern geschickt der Besteuerun­g. Allein den EU-Staaten sollen dadurch jährlich bis zu 21 Mrd. Euro durch die Lappen gehen. Die EU-Kommission fordert von Apple eine Steuernach­zahlung von 13 Mrd. Euro wegen unerlaubte­r Steuerdeal­s mit Irland. Das Geld liegt inzwischen auf einem Treuhandko­nto, im Herbst wird in der Causa weiterverh­andelt. Zulieferer Wegen zum Teil unmenschli­cher Arbeitsbed­ingungen und mangelnder Umweltstan­dards in Zulieferbe­trieben wie Foxconn steht Apple regelmäßig in der Kritik. Bisher färbte das nicht auf die Verkäufe ab, Käufer interessie­ren sich aber immer mehr auch für die Produktion­sbedingung­en.

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