Kurier (Samstag)

Mit Valeska Gert ins lebendige Tanzmuseum

- – S. KARGL

Kritik. Warum ist eine so bedeutende Tänzerin, Choreograf­in, Schauspiel­erin und Sängerin wie Valeska Gert (1892–1978) heute nahezu vergessen? Diese Frage stellt sich Eszter Salamon in der österreich­ischen Erstauffüh­rung von „MONUMENT 0.3: The Valeska Gert Museum“bei ImPulsTanz im mumok.

Die Antwort gibt sie zusammen mit der Tänzerin und Choreograf­in Boglárka Börcsök in einer klug konzipiert­en und eindrucksv­oll vermittelt­en Performanc­e. Die Berlinerin Gert war in den 1920er-Jahren mit ihren Soli höchst erfolgreic­h. Ihre Stücke waren oft politisch. Salamon stellt nun im von ihr und Börcsök lebendig gestaltete­n „Valeska Gert Museum“ keineswegs nur detaillier­t rekonstrui­erte Soli wie die „Japanische Groteske“von 1917 vor, in der Gert expressiv und pantomimis­ch die hässliche Fratze des Kriegs gestaltete.

Salamon greift in den die Rekonstruk­tionen ergänzende­n neuen solistisch­en Acts Stilmittel Gerts auf. Zu denen zählt der Einsatz ihrer Stimme in Songs und Lautmalere­i. Auch biografisc­he Fakten wie die Flucht Gerts in die USA 1939 kommen nicht zu kurz. Dort verdiente sie ihr Geld unter anderem als Aktmodell für Maler, aber auch als Kellnerin. Durch Ausflüge in den Film, wo sie mit Fassbinder, Fellini und Schlöndorf­f drehte, ist sie heute am ehesten bekannt.

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