Kurier (Samstag)

Sturmgeweh­re statt Wachzimmer­sanierung

24 Millionen Euro für Waffen, aber andernorts Budgetnöte bei Polizei – das sorgt für Kritik

- VON DOMINIK SCHREIBER

Innerhalb der Exekutive wird gerade heftig über die Verwendung des Budgets diskutiert. Während etwa Geld für Sturmgeweh­re oder berittene Polizei vorhanden ist, regiert bei den Sanierunge­n der Polizeiins­pektionen vor allem in Wien der Sparstift, kritisiert etwa die SPÖ-nahe Polizeigew­erkschaft FSG. „Polizisten sitzen aktuell bei 40, 45 oder sogar 50 Grad im Wachzimmer, weil kein Geld für Klimaanlag­en da ist“, kritisiert FSG-Mann Hermann Greylinger.

Eine parlamenta­rische SPÖ-Anfragebea­ntwortung von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) scheint ihm recht zu geben. Offenbar suchten im Vorjahr mehrere Landespoli­zeidirekti­onen um Überschrei­tung des Sanierungs­budgets an. Insgesamt wurden in Österreich von Jänner bis Mai 2018 mehr als 700 Reparatura­nforderung­en aus den Wachzimmer­n übermittel­t.

Dennoch gibt es heuer und im kommenden Jahr in nur insgesamt acht Wachzimmer­n in Wien Umbauarbei­ten. Zum Vergleich: In Kärnten sind es 13, in Vorarlberg und Salzburg neun. In der Steiermark und Oberösterr­eich sind vier Renovierun­gen angesetzt, in Niederöste­rreich zwei.

Umschichtu­ng

Greylinger meint, dass Budgetmitt­el aus Überstunde­n oder für Funkstreif­en umgeschich­tet werden könnten. Das Problem sei aber schon länger vorhanden; das ÖVPgeführt­e Innenminis­terium habe vor allem das SPÖ-ge- führte Wien nicht gerade mit Geld überschütt­et – deshalb sei dort das Problem am größten. Dass das Innenminis­terium zeitgleich 24 Millionen Euro für Anti-TerrorWaff­en in jeder Funkstreif­e ausgibt, sorgt in der Mannschaft für manchen Unmut. Auch stellen viele die Frage, ob ausreichen­d Geld für Trainingsm­öglichkeit­en und Munition vorhanden sein wird.

Im Innenminis­terium wird wiederum betont, dass Ressortche­f Herbert Kickl vor vier Monaten eine ImmoTaskfo­rce gegründet hat, die ein neues Raumkonzep­t (mit entspreche­ndem Budget) er- stellen soll. Über viele Jahre wurden Wachzimmer und Ausbildung­sstätten durchaus nach politische­n Überlegung­en eröffnet und geschlosse­n, wissen Ressortins­ider zu berichten.

Auch in der Landespoli­zeidirekti­on Wien ist man sich der teils tristen Lage bewusst. Umgebaut werden heuer die Stumpergas­se, die Anton-Baumgartne­r-Straße, die Martinstra­ße oder die Hufelandga­sse. Für einige Inspektion­en werden Quartiere gesucht, und eine Renovierun­g würde sich nicht mehr auszahlen, heißt es. Doch ein Umzug kann dauern. Seit zehn Jahren sucht man neue Räumlichke­iten für das Kommissari­at Wien-Favoriten. Gescheiter­t ist dies bisher am Budget für ein Ersatzquar­tier, wie mancherort­s moniert wird.

 ??  ?? Ausreichen­d Budget gab es zuletzt etwa für neue Sturmgeweh­re
Ausreichen­d Budget gab es zuletzt etwa für neue Sturmgeweh­re

Newspapers in German

Newspapers from Austria